Ein Baum stürzte auf die Oberleitung auf einen Regionalexpress bei Neckargemünd. Foto: PR Video
Von Nicolas Lewe
Neckargemünd. Der Unfall, der sich am späten Mittwochabend an der Bahnstrecke zwischen Neckargemünd und Meckesheim ereignet hat, fällt in die Kategorie "Das hätte auch richtig böse enden können". Gegen 21.15 Uhr wurden die Einsatzkräfte alarmiert, da auf Höhe der Kriegsmühle ein Regionalzug des Unternehmens Abellio unter einem umgestürzten Baum festhing. Da durch das Gewicht des Baumes die Oberleitung heruntergedrückt wurde, konnten der Zug und die darin befindlichen Personen nur mit schwerem Gerät aus der misslichen Lage befreit werden.
Hannelore Schuster, Pressesprecherin von Abellio, zeigte sich auf RNZ-Nachfrage erleichtert darüber, dass alle acht Passagiere, die in den Waggons saßen, sowie der Fahrer unverletzt blieben. Man habe Glück im Unglück gehabt, da bereits kurz vorher ein in entgegengesetzter Richtung fahrender Zugführer Äste auf den Gleisen gemeldet habe. Daher sei der Fahrer des Abellio vorsichtshalber mit reduzierter Geschwindigkeit unterwegs gewesen. Wegen der Dunkelheit und des starken Regens habe er den Baum, der bereits über die Gleise hing, dennoch erst im allerletzten Moment erkannt – sodass sich trotz sofort eingeleiteter Bremsung der Unfall nicht verhindern ließ.
Neckargemünds Kommandant Dirk Weinmann berichtete von einem Einsatz, der auch für die erfahrenen Feuerwehrleute alles andere als gewöhnlich war. Wegen der herunterhängenden Oberleitung sei es den Einsatzkräften zunächst nicht möglich gewesen, den Gleiskörper zu betreten, ohne ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Erst nachdem ein hinzugerufener Notfallmanager der Bahn die Stromleitung geerdet habe, durften Passagiere sowie Zugführer die Bahn verlassen.
Als alle in Sicherheit waren, habe die Aufgabe der Feuerwehr darin bestanden, den umgestürzten Baum unter dem Einsatz von Drehleiter und Säge so weit wie möglich zu kürzen. Um den Baum aber komplett vom Zug zu bekommen, ohne diesen schwerer zu beschädigen, sei nichts anderes übrig geblieben, als den Kran der Feuerwehr in Mannheim hinzuzurufen. Sowohl während der Arbeiten mit dem Kran als auch zuvor mit der Drehleiter war die B45 zwischen Neckargemünd und Bammental voll gesperrt.
Die Feuerwehr Neckargemünd war laut Weinmann mit fünf Fahrzeugen und 13 Mann bis 2.30 Uhr im Einsatz. Hinzu kamen Beamte der Bundespolizei, der vorsorglich alarmierte Rettungsdienst sowie die Mitarbeiter von Netze BW und Abellio. Auch Bürgermeister Frank Volk machte sich vor Ort ein Bild.
Für die acht Passagiere wurde ein Taxi-Transport organisiert – die Kosten trägt Abellio, wie deren Pressesprecherin bestätigte. Eine von der Deutschen Bahn beauftragte Fachfirma habe direkt mit der Reparatur der Oberleitung begonnen. Eine Bahnsprecherin erklärte auf Nachfrage, dass die Strecke gegen 4.15 Uhr wieder freigegeben werden konnte. Der betroffene Zug war nicht in der Lage, selbstständig weiterfahren und wurde ins Bahnbetriebswerk nach Pforzheim geschleppt. Wie hoch die Schadenssumme ist, konnte die Sprecherin nicht sagen.