Das erste Duschhaus überstand das Erdbeben im Jahr 2015 - als einziges Gebäude im Dorf. Ein zweites wird demnächst im Langtang-Tal gebaut. Foto: privat
Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd. Nach Ganesh, dem Gott mit dem Elefantenkopf, ist der Nepalbazar des Ärztepaars Sigrid und Walter Rohrer benannt. Im Hinduismus wie im Buddhismus ist Ganesh beliebt und wird von vielen Kaufleuten als Schutzpatron angesehen. Den kleinen Laden in der Bahnhofstraße 13 nach ihm zu benennen, lag auf der Hand.
Wie sehr das Herz des Ehepaars für Nepal und das benachbarte Tibet schlägt, zeigt ihr jahrzehntelanges Engagement für diese arme Region. Erst unlängst hielten sich die beiden längere Zeit in Nepal auf. Sie informierten sich über von ihnen mit angestoßene Hilfsprojekte, schauten nach den Handwerkern und nahmen Waren für ihren Nepalbazar in Augenschein. Der Gewinn aus dem Verkauf fließt wieder den Projekten zu.
"Vor vier Wochen sind wir von Nepal zurückgekehrt", berichtet Sigrid Rohrer. "Was wir immer und regelmäßig machen, ist die Armen-Apotheke in Kathmandu aufzusuchen." Sie ist in einem staatlichen Hospital untergebracht und beansprucht eine kleine Abteilung für sich. "Für die Patienten gibt es im Wartebereich sogar Stühle und alle Arzneien sind einsortiert", sagt sie über den Vorbildcharakter der Armen-Apotheke.
Die Vorbereitung von Medical Camps, also Lager für medizinische Hilfe, gehört ebenfalls zum Aufgabenbereich der Armen-Apotheke. Es war eine Idee des Ehepaars, vor einigen Jahren in Privatinitiative Medical Camps mit Hilfe von nepalischen Freunden zu starten. In abgelegenen Dörfern bot Arzt Walter Rohrer damals medizinische Hilfe an. Über Mund-zu-Mund-Propaganda und Handyanrufe verbreitete sich die Kunde des Angebots schnell im näheren und weiteren Umkreis. "Wenn wir abends nach einem anstrengenden Tag das Medical Camp schließen wollten, dann trafen oft noch Leute ein, die sieben Stunden zu Fuß unterwegs waren", erinnert sich Sigrid Rohrer - und die wurden natürlich auch noch behandelt. Rund eine Woche waren sie für ein Medical Camp mit An- und Abfahrt unterwegs. In diesem Zeitraum behandelten sie rund 500 Patienten. Unentgeltlich versteht sich.
Die Medical Camps organisiert Walter Rohrer nicht mehr, auch der gewachsenen bürokratischen Hürden wegen. Aber das Angebot halten die Armen-Apotheke und das Ärzteteam dort aufrecht. Finanzielle Unterstützung bekommt die Einrichtung dabei von der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft, mit der das Ehepaar Rohrer zusammenarbeitet.
Nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal im Jahr 2015, bei dem viele Dörfer zerstört wurden, insbesondere im Langtang-Tal, engagierten sich die beiden Neckargemünder in der Organisation von Hilfsgütern und unterstützten Schulprojekte, etwa im Gebiet Dolakha. Das Erdbeben hatte die dortige Primary School dem Erdboden gleichgemacht. Für deren Wiederaufbau wurden flugs Spendengelder gesammelt. Das Projekt konnte bereits vor zwei Jahren erfolgreich zum Abschluss gebracht werden.
Sigrid und Walter Rohrer kehrten vor vier Wochen von ihrer letzten Nepal-Reise zurück. Foto: Haasemann-Dunka
Das von den Rohrers immer wieder besuchte Dorf im Langtang-Tal ist bis heute nur mit Mühen auf abenteuerlichen Wegen zu erreichen. Dort hatten sie schon vor dem Erdbeben die Dorfgemeinschaft für die Errichtung eines Duschhauses gewonnen - es war übrigens der einzige Bau, der das Erdbeben überstand. Ein Platz für ein zweites Duschhaus war schon ausgespäht worden, dessen Errichtung aber erst einmal zurückstehen musste: Zunächst mussten die Nepali ihre eigenen Häuser wieder aufbauen.
Das ist inzwischen geschehen, wobei viel Gemeinschaftsarbeit geleistet wurde. Die hierfür nötigen Baumaterialien wurden ebenfalls aus Spendengeldern finanziert. Das Ziel des Ehepaars, jedes Haus mit einem Ofen auszustatten, wurde ebenfalls realisiert.
"Mit dem Bau des zweiten Duschhauses wird demnächst angefangen", berichten sie. Das erste Duschhaus hat jedenfalls schon viel Veränderung gebracht und die Nepali schätzen die Möglichkeit der Körperpflege sehr. "Auf unseren Reisen besuchen wir regelmäßig und unangemeldet auch unsere Handwerksbetriebe", sagen sie. Das Ehepaar Rohrer legt Wert darauf, dass die Betriebsbedingungen ordentlich sind und dass es dort keine Kinderarbeit gibt.