Neu gepflanzte Douglasien und Eichen sollen besser mit Trockenheit zurechtkommen. Foto: Alex
Neckargemünd. (cm) Ein Großteil der Gemarkung der Stadt ist mit Wald bedeckt. "Der Wald ist für uns unheimlich wichtig", meinte Bürgermeister Frank Volk. In Corona-Zeiten würden viele Menschen diesen neu entdecken. Doch auch dem Neckargemünder Wald geht es nicht gut. Er bekommt den Klimawandel zu spüren. Dies wurde im Gemeinderat deutlich, als dieser den Waldhaushalt 2021 einstimmig verabschiedete.
Forstbezirksleiter Manfred Robens berichtete zunächst, dass im Jahr 2019 knapp 6000 Festmeter Holz eingeschlagen wurden. Etwa 78 Prozent seien Laubbäume wie Buche und Eiche gewesen. Fichte und Lärche hätten nur einen Anteil von etwa zehn Prozent. Der Anteil der sogenannten zufälligen Nutzungen, also zum Beispiel durch Sturm oder Borkenkäferbefall notwendige Fällungen, habe hohe 23 Prozent betragen.
Von 1400 Festmetern seien 500 auf die Fichte entfallen. Davon wiederum seien 300 Festmeter dem Borkenkäfer geschuldet gewesen. "Das sind die Folgen der trockenen Sommer 2018 und 2019", so Robens. Der Anteil der zufälligen Nutzungen steige kontinuierlich und habe in den Jahren zuvor nur sieben Prozent betragen. "Das zeigt, wie sehr die Wälder unter der Trockenheit leiden", so Robens.
Auch der Anteil der durch Trockenheit geschädigten Buchen sei gewachsen. Von 4000 Festmetern Buchenholz seien fast 20 Prozent zufällige Nutzungen gewesen. "Alte Buchen sterben von oben ab und werden kahl", berichtete Robens. "Es bleiben nur noch dürre Äste in den Kronen." Trockenes Holz werde abgeworfen. "Ich bin gespannt, wie die Buchen sich im nächsten Frühjahr entwickeln", so Robens. "Wir beobachten es mit Sorge."
Das sogenannte Forsteinrichtungsjahrzehnt gebe einen durchschnittlichen jährlichen Hiebsatz von 5700 Festmetern vor. "Im vierten Jahr sind wir nun bei 41 Prozent der Holzmenge", so Robens. "Die Gesamtbilanz passt also." Der Fachmann berichtete, dass nicht nur Holz geerntet werde, sondern 2019 auch auf 1,7 Hektar 3460 neue Bäume wie Douglasien und Eichen gepflanzt worden seien. Von ihnen erhofft man sich, dass sie mit der Trockenheit besser zurechtkommen. Bei Buchen seien keine Pflanzungen notwendig. Hier geschehe die Naturverjüngung von alleine. Auch wurden junge Bäume mit 900 Hüllen gegen knabbernde Wildtiere geschützt. Außerdem würden seltene junge Baumarten freigelegt, damit sie sich entwickeln können.
Bei den Finanzen sei 2019 das geplante Defizit von 61.000 Euro dank höherer Einnahmen durch einen Vollerntereinsatz auf 14.000 Euro reduziert worden. Auf der anderen Seite stünden hohe Ausgaben durch Borkenkäferschäden und Zaunbauten gegen Rehe. Zwischen 2006 und 2015 habe der Wald noch einen durchschnittlichen Gewinn von 58.000 Euro abgeworfen "Der Forstbetrieb hängt an Holzeinnahmen", so Robens. "Und die sind dramatisch zurückgegangen."
Bis Mitte November 2020 seien etwa 2900 Festmeter geerntet worden, 1300 weitere waren geplant. Mit 4200 Festmetern sei man unter dem Hiebsatz. "Wir haben auf den Markt reagiert", erklärte Robens. "Es wäre widersinnig, jetzt Fichten auf den Markt zu werfen." So habe man Buchen, Lärchen und Douglasien gefällt, die sich eher verkaufen lassen. Der Anteil der zufälligen Nutzungen liege bei 18 Prozent, die auf den Sturm Sabine im Frühjahr zurückzuführen seien. Der Anteil des "Borkenkäferholzes" sei mit 21 Festmetern "erstaunlich gering". Dies sei auch ehrenamtlichen "Waldrettern" zu verdanken, die einen Befall frühzeitig bei Förster Uwe Reinhard melden.
Finanziell stand ein Minus von 121.000 Euro, geplant war ein Defizit von 90.000 Euro. Der Planwert sollte aber noch erreicht werden. Wegen der geringeren Einnahmen habe man auch zum Beispiel bei Ausgaben für Wegebau und Instandhaltung gespart. "Wir machen aber keine Aktionen auf Kosten der Nachhaltigkeit", betonte Robens.
Im Jahr 2021 sollen 5700 Festmeter eingeschlagen werden. Unter anderem sollen 1250 Douglasien und 900 Eichen gepflanzt werden. Finanziell sei mit einem Defizit von 17.000 Euro zu rechnen.