Haris und Amela Memedi sind Roma und haben es deshalb in ihrer Heimat Mazedonien besonders schwer. Foto: privat
Von Christoph Moll
Neckargemünd. "Heute ist Freiheit für mich": Mit diesen Worten begann Amela Memedi vor Kurzem eine E-Mail, die sie nach Neckargemünd schickte. Denn genau ein Jahr nach ihrer Abschiebung in ihr Heimatland Mazedonien darf die 28-Jährige ab sofort wieder nach Deutschland zurückkehren. An Weihnachten wird die Krankenschwester wieder in dem Land sein, in dem sie leben und arbeiten möchte, das sie aber im November vergangenen Jahres nach vier Jahren wieder verlassen musste. Damit findet nun ein absurder Fall ein glückliches Ende.
Zur Erinnerung: Der Fall Amela Memedi hatte Fwegen seiner politischen Dimension für großen Wirbel gesorgt. Denn die damals 27-Jährige wurde abgeschoben, obwohl sie eine Ausbildung in der Pflegebranche absolviert hat und somit einen gefragten Beruf ausüben könnte. Dabei soll genau dieser Gruppe der Aufenthalt in Deutschland erleichtert werden. Das Problem: Die Mazedonierin war als Flüchtling nach Deutschland gekommen und nicht als Arbeitsmigrantin. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt.
Der Beschluss der baden-württembergischen Landesregierung, Flüchtlinge mit laufender Ausbildung in der Pflegebranche nicht abzuschieben, kam für Memedi im Herbst des vergangenen Jahres zu spät. Sie hatte diese bereits abgeschlossen. Da half auch eine Stellenzusage des Bethanien-Krankenhauses in Heidelberg ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Mazedonierin und ihr Mann eine eigene Wohnung selbst bezahlten.F
In Neckargemünd regte sich jedoch Widerstand gegen die Abschiebung. Der Asylkreis um Ilka Schlüchtermann und Petra Groesser setzte alle Hebel in Bewegung, um eine schnelle Rückkehr zu ermöglichen. Denn nach einer Abschiebung gilt für die Wiedereinreise eine Sperre von drei Jahren. Bei einer Spendenaktion kamen rund 5700 Euro zusammen. Damit konnten die Kosten für die Abschiebung von Memedi und ihrem Mann Haris beglichen werden – eine Voraussetzung für die Verkürzung der Einreisesperre. "Ohne die großzügigen Spenden wäre das nicht möglich gewesen", sagt Schlüchtermann dankbar. Im Juni kam dann vom Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises der erlösende Brief: Amela Memedi darf bereits nach einem Jahr wieder mit einem Arbeitsvisum legal nach Deutschland einreisen.
Dieses Jahr ist nun vorbei. Wie Ilka Schlüchtermann erzählt, gab es allerdings noch einige Hürden zu bewältigen. So musste Amela Memedi mehrfach zur Botschaft in der Hauptstadt Skopje, um Dokumente vorzulegen – unter anderem ihren Arbeitsvertrag und eine Bescheinigung für eine möblierte Wohnung in Neckargemünd, die ihr der Asylkreis vermittelt hat. "Der Vermieter musste unterschrieben, obwohl er Amela noch gar nicht kennt", berichtet Schlüchtermann. "Er wollte aber unbedingt an jemanden vermieten, der Hilfe benötigt."
Vor wenigen Tagen schickte Memedi dann lediglich ein Foto von ihrem Arbeitsvisum per E-Mail nach Neckargemünd – zur großen Freude aller. Die 28-Jährige hat nun einen Flug für Mitte Dezember gebucht, allerdings nur für sich alleine. Denn es gibt auch eine schlechte Nachricht für sie: Für ihren Mann, der als Fahrradmechaniker bei Rudis Radladen in Neckargemünd arbeitete, wurde die Einreisesperre nicht verkürzt. Anders als in der Pflegebranche herrsche hier kein Fachkräftemangel, hieß es. Er soll nun im Zuge der Familienzusammenführung nach Deutschland einreisen können.
In Mazedonien lebt Amela Memedi nach wie vor in einer kleinen Wohnung bei ihren Eltern an einem anderen Ort als ihr Mann. Als Roma findet sie keine Arbeit. Die vergangenen Monate hat die 28-Jährige genutzt, um ihren Führerschein zu machen. Ihr Leben wird sich nun grundlegend verändern. "Trotz aller Freude schwingt auch ein bisschen Wehmut bei ihr mit", erzählt Schlüchtermann. "Denn Amela lässt ihre Heimat, ihre Familie und ihren Mann zurück." Nach der Rückkehr nach Deutschland soll aber erst einmal gefeiert werden.