Entlang der Hauptstraße zieht sich das geplante Sanierungsgebiet von Gauangelloch. Zusätzlicher Wohnraum für 350 Einwohner könnte hier entstehen. Grafik: KE/RNZ-Repro
Von Thomas Frenzel
Leimen. Kein Nein, keine Enthaltung. Stattdessen herrschte überschwängliche Einstimmigkeit und eine große Erwartungshaltung: Gauangelloch, das Seniorendorf im Verbund der Leimener Stadtteile, soll nachhaltig wiederbelebt werden. Diese Frischzellenkur soll ein breit angelegtes Sanierungsprogramm bewirken, dessen Antrag auf Aufnahme in die Landesförderung der Gemeinderat einhellig auf den Weg brachte. Hand in Hand wurde für Gauangelloch ein Leitbild beschlossen. Es trägt den Titel "Lebensqualität am Berg" und wurde mit breit angelegter Bürgerbeteiligung maßgeblich vom örtlichen "Gauangelloch gemeinsam gestalten e.V." entwickelt.
Dass in Gauangelloch auch jenseits der Problematik eines schnellen Internets allerhand geschehen muss, um die Zukunftsfähigkeit des Stadtteils zu gewährleisten, hat die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (kurz: KE) dokumentiert. Das Unternehmen, das seit Jahren die Ortskernsanierungen in Leimen-Mitte und St. Ilgen begleitet, hatte das geplante Sanierungsgebiet, das sich – grob umrissen – entlang der nördlichen Haupt- und beiderseits der Ochsenbacher Straße erstreckt, unter die Lupe genommen.
Die Bestandsanalyse dieser 131 628 Quadratmeter, die als "Ortsmitte Gauangelloch" definiert werden, ist unterm Strich verheerend. Von 362 beäugten Gebäuden weisen 92 Prozent bauliche Mängel und Renovierungsbedarf auf. Energetische Mängel wurden nach der Inaugenscheinnahme rund 45 Prozent der Gebäude attestiert.
Selbst wenn diese Gebäudemängel alle behoben würden: Die Lebensqualität in diesem Leimener Stadtteil wäre nur bedingt gesteigert. Die Aufenthaltsqualität im Dorf muss deutlich verbessert werden – die KE kommt hier in ihrer Analyse auf Begriffe wie "monotones Erscheinungsbild", "gesichtslose Hofbereiche" oder "wenig einladende Gestaltung" beim Rathausplatz.
Hier greift zum einen das Leitbild "Lebensqualität am Berg". Es verweist gleichermaßen auf die Erhaltensnotwendigkeit der alten Gebäude und des dörflichen Charakters wie auf die Verbesserung der Nahversorgung, auch durch Gastronomie. Und: Die Natur, in die Gauangelloch eingebettet ist, steht im Leitbild ganz oben. In solcher Natur hat der Durchgangsverkehr, unter dem Gauangelloch stöhnt, nichts zu suchen. Ganz im Gegenteil zum Angelbach, entlang dessen Verlaufs sich der Ort einst entwickelt hatte: Auf einer Strecke von über 500 Metern soll der Bach aus seiner Verdohlung befreit und wieder ans Tageslicht befördert werden.
Billig kommt das Ganze nicht. In einem ersten groben Überschlag kommt die KE auf ein notwendiges Investitionsvolumen von etwas über 6,4 Millionen Euro – gemeinsam für private und für öffentliche Vorhaben.
Auf die lange Bank zu schieben ist die Sanierung auch nach KE-Auffassung allerdings nicht: Gauangelloch leidet an Überalterung und fehlendem Bevölkerungswachstum. In Fünfjahresschritten gemessen stellen die 70- bis 75-Jährigen den größten Anteil unter den bei etwa 2400 Einwohnern stagnierenden Gauangellochern, gefolgt von den 45- bis 50-Jährigen. Entsprechend hoch ist das Durchschnittsalter: Es liegt bei 45,1 Jahren und damit um zwei Jahre über dem gesamtstädtischen Durchschnitt.
Mit den im Sanierungsprogramm vorgesehenen Modernisierungen, Baulückenschlüssen und Arrondierungen ließe sich, so die KE, neuer Wohnraum für bis zu 350 Einwohner schaffen. Würde dieser auf Neubauland errichtet, so die KE, würde dies einem Flächenverbrauch von etwa 5,3 Hektar entsprechen.