Bis „Leimen Friedhof“ fährt die Straßenbahnlinie 23, dann geht’s wieder zurück. Foto: Alex
Von Thomas Frenzel
Leimen. Es war die wohl bewegendste Frage, die den Gemeinderat in diesem noch jungen zweiten Corona-Jahr umtrieb: Wie soll Leimens Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 23 in Zukunft heißen? Darüber diskutierten sich die Stadtmütter und -väter bei ihrer jüngsten Zusammenkunft in der Kurpfalzhalle die Ohren rot.
> Ausgangslage: Seit gut einem Jahr – und noch bis ins Frühjahr 2022 – werden zwischen Friedhof und Kurpfalz-Centrum in der Nußlocher und in der Römerstraße insbesondere die Gleisanlage und die Haltestellen erneuert. Auch die künftig barrierefreie Endhaltestelle, die seit Jahr und Tag auf den Namen "Friedhof" hört. So heißen in unmittelbarer Nähe auch die beiden Bushaltestellen auf der Rohrbacher Straße L 594. Mit einer Erneuerung der Bahnhaltestelle nach einer zweijährigen Bauzeit eröffnete sich auch die Möglichkeit zu einer Umbenennung.
> Namensvorschläge: Die Verwaltung hatte deshalb die Bürgerschaft zu Namensvorschlägen aufgerufen. Es kamen 36 Rückmeldungen, die in der Folge den Verkehrsausschuss beschäftigten. Dieser einigte sich auf ein mögliches Namensquartett: "Friedhof" wie gehabt, "Leimen Süd", "Nußlocher Straße" und "Sportpark", was auf Otto-Hoog-Stadion und Bäderpark hinweisen würde, die in der Tinqueuxallee liegen. Weitere Vorschläge reichten von "Schwimmbad" und "Stadion" über "Engelsbrunnen" und "Himmelspforte" bis hin zu "Neuer Anfang" und "Boris Becker Station".
> Oberbürgermeister Hans D. Reinwald: Er machte keinen Hehl daraus, dass er die Nutzung einer Straßenbahn, die auch in der Durchsage als Reiseziel den "Friedhof Leimen" nennt, für nicht sonderlich aufmunternd hält. Wie schon die Bürgerschaft würde auch die Verwaltung gerne zum "Sportpark" wechseln. Aber "wie sehen Sie’s?"
> Michael Reinig (GALL): Bei der Beantwortung dieser OB-Frage habe sich seine Fraktion nicht festgelegt. Es gäbe keinen Fraktionszwang, es handle sich um eine freie Gewissensentscheidung.
> Ralf Frühwirt (GALL): "Ich oute mich als Friedhofsbefürworter", sagte Frühwirt, und sah sich "d’accord mit dem Großteil der Bevölkerung": Gerade 0,13 Prozent der Bürger hätten sich an der Namensumfrage beteiligt. Der Name einer Haltestelle sollte aber der Klarheit dienen und die Haltestelle liege nun mal am Friedhof und nicht bei den Sportanlagen: Wenn man bei "Leimen Friedhof" aussteige, wisse man, wo man ist und sei als Ortsunkundiger nicht irritiert. Womöglich werde die Straßenbahn eines Tages ja auch wieder bis nach Nußloch weitergeführt – dann löse sich das Problem der "Endhaltestelle" von ganz alleine.
> Mathias Kurz (FW): "Gott sei Dank, haben wie kein größeres Problem", gab der Stadtrat zu Protokoll. Der bestehende Name sei älter als er selbst und der Sportpark mehr als einen halben Kilometer entfernt.
> Klaus Feuchter (FDP): Die Straßenbahn ende am Friedhof, das sei die Wahrheit und die Wahrheit sollte man immer den Bürgern sagen. Im Übrigen sei ein Friedhof nichts Schlimmes: Er gehöre zum Leben dazu.
> Richard Bader (CDU): Der Name "Sportpark" beinhalte alle Sporteinrichtungen im südlichen Quartier. Und da Leimen ja auch Sportstadt sei, passe dieser Name vorzüglich.
> Peter Sandner (SPD): Persönlich könne er sowohl mit einem "Friedhof" und auch mit einem "Sportpark" leben. Aber warum solle man die Haltestelle nicht "Schul- und Sportzentrum" nennen? Das würde auch die dortige Realschule integrieren.
> Christa Hassenpflug (GALL): Würde die Haltestelle umbenannt, wären sicherlich viele Bürger traurig. Über eine "Endhaltestelle Friedhof" könne man sich aber auch schön amüsieren. Und: So etwas gibt es nicht überall.
> Wolfgang Stern (CDU): Dass man an der Haltestelle aussteige und vor dem Friedhof stehe, stimme nicht. Zum Sportpark mit seinem Otto-Hoog-Stadion sei es auch nicht weiter als bis zum Friedhof.
> Abstimmung: Der OB rief die Bürgervertretung zur Abgabe ihres Votums auf, stellte als erstes die Beibehaltung des "Friedhofs" zur Abstimmung. Hierfür reckten sich elf Hände in die Höhe. Es gab fünf Neins und ebensoviele Enthaltungen. Damit erübrigte sich eine Abstimmung über die anderen Namensvorschläge. Für die Endstation der Linie 23, so der OB, "bleibt’s mehrheitlich bei ,Friedhof‘".