In der Kläranlage des Zweckverbands Untere Hardt auf Sandhäuser Gemarkung wird das Abwasser der Verbandsgemeinden gereinigt. Foto: pop
Von Thomas Frenzel
Leimen. Pünktlich zum Jahreswechsel ereilt die Leimener eine Bescherung, auf die sie wohl gerne verzichten würden: Zum 1. Januar 2021 steigen die Abwassergebühren – und das recht kräftig. Die Schmutzwasserkosten steigen um knapp 13 Prozent auf 1,94 Euro pro Kubikmeter, bei der Beseitigung von Niederschlagswasser wird gar um fast 19 Prozent auf 0,69 Euro pro Quadratmeter versiegelter Fläche aufgestockt. Dass parallel der Preis für den Frischwasserbezug um 0,03 auf 2,31 Euro sinkt, wird den Mehraufwand beim Abwasser nicht ausgleichen.
Schuld an der Preissteigerung fürs Abwasser sind vor allem erhöhte Umweltstandards. Dies trug in öffentlicher Gemeinderatssitzung nicht allein Rudi Kuhn vor, der Chef der Stadtwerke. Demzufolge steigen mit der Erweiterung der St. Ilgener Kläranlage um eine weitere Filterstufe auch die Umlagen kräftig, die an den Abwasserzweckverband Untere Hardt abzuführen sind. Gebührensteigernd wirken sich auch die geplante Erneuerung des Jägerpfads am Südosthang oberhalb von Leimen sowie Kanalsanierungen aus.
In diesem Zusammenhang kündigte Kuhn die erneute Untersuchung des Abwassersystems an, um so – zwecks Ausbesserung – die am stärksten beschädigten Abschnitte ausfindig zu machen. Der Berechnung der Schmutzwassergebühr wird ein von der Bürgerschaft getätigter Frischwasserbezug von 1,217 Millionen Kubikmetern zugrunde gelegt. Der einkalkulierte Schwund, der beim Wassertransport durch die Leitungen oder durch Rohrbrüche verloren geht, würde damit nur 5,8 Prozent betragen: Die Wasserversorgung geht davon aus, dass sie im nächsten Jahr 1,292 Millionen Kubikmeter an Frischwasser abgibt.
Apropos Kalkulation: Beim Abwasser werden auf einhelligen Ratsbeschluss bei benötigtem Fremdkapital nicht die tatsächlichen Zinsen angesetzt, sondern sogenannte "kalkulatorische". Diese wurden auf 3,0 Prozent festgelegt, sind dessen ungeachtet höher als das, was Kommunen auf dem freien Markt zahlen müssen. Diese so über die Gebühren erzielten Mehreinnahmen sollen dem Eigenkapital des Eigenbetriebs Abwasserentsorgung zugeführt werden.
Ein bisschen anders sieht es bei der Wasserversorgung aus, bei der die Grundgebühren stabil bleiben. Hier war 2015 die Gewinnerzielungsabsicht eingeführt worden, was das Abführen einer Konzessionsabgabe an den Stadtsäckel erlaubt. Diese Konzessionsabgabe ist Rudi Kuhn zufolge fürs Jahr 2021 mit 190.000 Euro veranschlagt.
Freilich: Zusätzlich zu dieser Konzessionsabgabe muss über den Wasserpreis auch ein Mindesthandelsbilanzgewinn von 237.000 Euro erwirtschaftet werden. Ohne all das läge die kostendeckende Gebühr bei 1,98 Euro pro Kubikmeter und nicht bei den vom Gemeinderat beschlossenen 2,31 Euro.