Rund 100 Wähler stimmten im Sandhäuser Schulzentrum zweimal ab. Foto: Katzenberger-Ruf
Sandhausen. (kaz) Als am Sonntag um 18 Uhr im ZDF die erste Prognose zum Ausgang der Landtagswahl in Baden-Württemberg über den Bildschirm flimmerte, war diese auch Wählern aus Sandhausen zu verdanken. Hier war in einem Wahllokal die Forschungsgruppe Wahlen "auf Stimmenfang" – genauso wie in einem Bezirk in Wilhelmsfeld. Die Mannheimer Wahlforscher hatten 160 Bezirke im Land auserwählt. Das für die ARD tätige Institut "infratest dimap" war derweil in 200 Wahllokalen präsent – so zum Beispiel in Dossenheim und Lobbach.
Im Friedrich-Ebert-Schulzentrum in Sandhausen machten Benedikt und Bernadette ihren Job – wie schon in ihrer Studentenzeit. Sie sprachen Wähler aus dem Wahlbezirk 15 nach dem Urnengang an und baten sie, einen anonymisierten Fragebogen auszufüllen. Auf diesem wurde nicht nur abgefragt, welche Partei gewählt wurde, sondern auch das Wahlverhalten bei der vergangenen Landtagswahl im Jahr 2016, das Geschlecht, das Alter, den Schulabschluss, die Konfession und die Häufigkeit des Kirchgangs.
Die Kirchgänger tauchen an Wahlsonntagen ziemlich sicher am späten Vormittag auf. "Das sind meist ältere Leute, die jüngeren kommen erst nachmittags und die Erstwähler kurz vor Schluss", so die Erfahrung von Benedikt.
Wer für die Forschungsgruppe Wahlen arbeitet, wird im Umgang mit Menschen geschult. Da geht es um freundliches Nachfragen, aber auch darum, ohne Kommentar ein "Nein" zu akzeptieren. Geduld ist ebenso gefragt. In Sandhausen hörte Benedikt einer Wählerin zu, die das mit dem Fragebogen skeptisch sah und lieber über ihre schlechten Erfahrungen mit solchen Erhebungen erzählen wollte. Es gab einige, die den Bogen nicht ausfüllen wollten, weil sie keine Zeit oder einfach keine Lust dazu hatten. "Dabei ist das wirklich in einer halben Minute erledigt", versicherte Benedikt.
Laut Vorgabe soll die Hälfte der Wähler nach der Stimmabgabe gebeten werden, zur Prognose beizutragen. Im Wahlbezirk 15 gab es übrigens 582 Wahlberechtigte, von denen sich allerdings 168 für die Briefwahl entschieden hatten. Also hätten noch 414 zur persönlichen Stimmabgabe ins Wahllokal kommen können. "Das macht aber höchstens die Hälfte, eher weniger", so Benedikt. Um die 200 Fragebögen lagen am Stand der Forschungsgruppe Wahlen parat.
Kurz nach 11 Uhr und kurz vor 14 Uhr galt es, die ersten Befragungsergebnisse per Telefon an die Zentrale zu übermitteln. Bis 17 Uhr hatten 98 Wähler den Fragebogen ausgefüllt. Vor der Tür waren die Meinungen unterschiedlich. "Das ist doch kein Problem, schnell ein paar Angaben zu machen", fand ein 45-jähriger Mann, während eine 28-jährige Frau erklärte: "Ich beteilige mich grundsätzlich nicht an Umfragen, das nervt mich einfach."
Im Übrigen ist für die Mitarbeiter der Forschungsgruppe Wahlen keine Antwort doch eine. In dem Fall wird allerdings nur vermerkt, dass eine Person männlichen oder weiblichen Geschlechts gewählt habe – das Alter wird in dem Fall einfach geschätzt. Auch mit diesen Angaben könne die Zentrale etwas anfangen, meinte Bernadette. Bei der Bundestagswahl im September sind sie vielleicht wieder im Einsatz. "Da kommt man rum", so die beiden, die aus dem Saarland und dem Raum Stuttgart stammen.