So sieht die Sache für die Mountainbiker aus
Fahrradfahrer sind im Wald oft nicht gerne gesehen. Ein Sportler will die gängigen Vorurteile entkräften.
Von Doris Weber
Dossenheim. Heute würde Rotkäppchen wohl vor frei laufenden Hunden und Mountainbikern gewarnt werden. Besonders die Radler haben dem "bösen Wolf" als Waldmonster den Rang abgelaufen. So scheint es jedenfalls. Denn sie erschrecken Wanderer, scheuchen Wildtiere auf und begünstigen die Bodenerosion. Klingt nach Pauschalverurteilung. Selten kommen dabei die Beschuldigten selbst zu Wort. Alexander Brunner (Name von der Redaktion geändert) erklärte sich ohne Zögern bereit, seine Sicht der Dinge zu schildern.
Brunner ist begeisterter und ambitionierter Sportler. Als Läufer oder Mountainbiker ist er mehrmals die Woche im Wald unterwegs. Er kennt die Routen am Ölberg hinter der Ruine Schauenburg und am Weißen Stein wie seine Westentasche. Er erkennt die Misere an, macht aber auch eigene Erfahrungen. Brunner hat Lösungsideen, die, zumindest die Begegnungen mit Wanderern betreffend, in Verständnis und Rücksicht aufeinander münden.
"Jeder darf Wald zum Zwecke der Erholung betreten. Das Betreten des Waldes erfolgt auf eigene Gefahr", leitet das Landeswaldgesetz seine "Spielregeln" für den Wald ein. Zunächst wird Radfahren auf "Straßen und hierfür geeigneten Wegen gestattet". Dann wird es auf Wegen unter zwei Metern Breite sowie auf Sport- und Lehrpfaden untersagt. Und genau hier sieht Brunner ein Problem.
Auf den schmalen, Singletrails genannten Pfaden begegne man selten Wanderern, so seine persönliche Erfahrung. Es sind just die breit ausgebauten, von den Bikern "Autobahn" genannten Wege, auf denen Biker und Fußgänger am ehesten aufeinandertreffen. Das Erleben von Frust und Verdruss sei dabei beidseitig. Radfahrer oder Jogger fühlen sich von Wanderern, welche die ganze Wegbreite in Anspruch nehmen, ebenfalls "gestört". Unmut komme auf beiden Seiten auf, wenn er sich im Slalom durch die plaudernde Gruppe bewege. "Die Nutzung des Waldes konzentriert sich auf die Hauptwanderwege", ist er sich sicher. Und daher entstehe dort das größte Konfliktpotenzial. Erst recht, seit die Pandemie die Menschen in die Wälder treibt.
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Begegnungen mit Wildtieren habe er hingegen noch nie gehabt. Dann schon eher mit Hunden, deren Leinen bisweilen quer über den Weg gespannt sind oder die freilaufend am Hinterrad schnuppern.
Auf den schmalen Pfaden, auf denen er laut Gesetz gar nicht fahren dürfte, begegne er kaum jemandem. Mit den illegal angelegten Trails, von denen einer über die Ruine der Kronenburg führt, verhält es sich ähnlich. Eine Lösung könnten "North shores" – also Planken – sein, die auf Stelzen montiert über die verschütteten Burgreste hinwegführen und sie so schützen. Anderswo würde das schon gemacht. Nach Brunner würde für Radfahrer so ein weiterer Schwierigkeitsgrad eingebaut. Bei Nässe ist die Bodenhaftung eine andere als bei Trockenheit. Daher würden auch legale Trails nie langweilig – die Situation sei immer anders.
Erosion, die durch Furchen bildendes Fahren begünstigt wird, könnte durch Wasserrinnen entgegengewirkt werden. Brunner weiß auch vom Verhaltenskodex, der mahnt, in bestimmten Bereichen auf Starkbremsungen zu verzichten.
Bleibt die Frage, wer die Vorschläge umsetzen könnte. Der Gemeinderat ist mit seinem Beschluss im Oktober 2020 aktiv geworden und will Geld in die Hand nehmen. Er hat einem "Antrag auf Errichtung eines Mountainbike-Trails" der TSG Germania zugestimmt. Streckenkontrollen und die Anlage von Wasserrinnen könnten Ehrenamtliche übernehmen, meint Brunner. Ob als Verein oder lose Gruppe: Er wäre jedenfalls dabei.
Der Mountainbiker setzt auf kreative Lösungen, die den guten Willen aller voraussetzt. Wald soll für alle erlebbar sein. Kinder und Jugendliche sind ihm besonders wichtig. Mountainbiken fordere ganz natürlich Geist und Körper heraus. "Es lockt Kinder in die Bewegung." Brunners Fazit: Es muss und es kann nur im Miteinander funktionieren.