Noch wird auf der B 37 zwischen Neckargemünd und Heidelberg nur auf schmalen Streifen geradelt. Foto: Frenzel
Von Christoph Moll
Neckargemünd/Heidelberg. Erst hieß es Pfingsten, dann Sommerferien und nun wird gar kein Zeitpunkt mehr genannt: Wann eine der vier Fahrspuren der Bundesstraße B37 zwischen Neckargemünd und Heidelberg zur Radspur wird, ist völlig überraschend wieder offen. Das erfuhr die RNZ auf Nachfrage bei der Stadt Heidelberg, die das Projekt betreut und auf deren Gemarkung sich der Großteil der geplanten Radspur befindet.
Bereits im März hatte die RNZ berichtet, dass es bei dem Projekt zu einer Verzögerung kommt. Damals gab es aber auch gute Nachrichten: Denn es wurde bekannt, dass die Radspur deutlich länger als ursprünglich geplant werden soll – nämlich nicht nur von Neckargemünd aus bis zur Orthopädie, sondern 1,4 Kilometer weiter bis zur Neckarbrücke zwischen Schlierbach und Ziegelhausen. Ab dort gibt es dann bereits einen separaten Radweg bis zur Heidelberger Altstadt. Dafür hatte sich der Neckargemünder Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein erfolgreich eingesetzt – er hatte die Idee des Verkehrsversuchs und forciert diesen bereits seit Jahren. Klar schien damals, dass es im Sommer losgeht.
Und nun? "Die Stadt Heidelberg kann derzeit noch keinen festen Termin nennen, wann die Radspur eröffnet werden soll", teilte Behördensprecherin Carina Troll auf RNZ-Nachfrage mit. "Auch der Zeitpunkt für den Beginn der Umsetzung ist noch offen." Der Grund für die Verzögerung sei, ergänzte Stadtsprecherin Nathalie Pellner, dass die Datenbasis, die als Grundlage für die Umsetzung notwendig ist, Fehler beinhalte und noch einmal überarbeitet werden müsse.
Unter anderem gehe es um die Anpassung der Programmierungen der Lichtsignalanlagen an den neuen Radverkehr. Die teilweise fehlerhaften Daten stammen aus einer Bachelor-Arbeit und seien der Stadt Heidelberg von der Hochschule Karlsruhe zur Verfügung gestellt worden, die das Projekt wissenschaftlich betreut. "Diese Daten wurden von der Hochschule selbst bereinigt, ein Teil davon wurde jetzt an externe Dienstleister übergeben", so Pellner.
Konkret seien in der Arbeit eines Studenten andere Karten mit anderen Entfernungen als Grundlage verwendet worden. "Die Arbeit an sich war gut, aber die Maße stimmten nicht", so Pellner. Die Neuberechnung laufe noch, stehe aber kurz vor dem Abschluss. Die Sprecherin betont, dass "die Maßnahme im Gesamten" nicht in Frage stehe. Sie sei nicht von Corona-Sparmaßnahmen betroffen.
Hermino Katzenstein erfuhr von der RNZ von der "Datenpanne" und war zunächst "überrascht und konsterniert". Er habe aber dann erneut die Auskunft erhalten, dass der Verkehrsversuch im September beginnen soll. "Viele Radfahrer haben den Wunsch, dass es endlich losgeht", erzählt Katzenstein. "Gerade angesichts der Coronakrise steigen immer mehr Menschen aufs Rad um." Je schneller die Umsetzung klappe, desto besser, sagte der Abgeordnete. "Die Pläne waren super."
Bekanntlich soll die neckarseitige Fahrspur auf einer Gesamtlänge von 3,4 Kilometern mit Betonelementen für Radfahrer abgetrennt werden. Dies ist notwendig, da es zwischen Neckargemünd und Heidelberg auf beiden Seiten des Neckars bisher nur schmale Radstreifen an den Fahrbahnrändern gibt. Hier brettern Autos mit Tempo 100 an den Radlern vorbei. Sicher ist anders.
Seit Jahren wurde nach einer Lösung gesucht, die dann im vergangenen Jahr mit dem Verkehrsversuch einer abgetrennten B45-Fahrspur gefunden wurde. Da eine dauerhafte Variante scheiterte, soll der Radweg zunächst provisorisch für ein Jahr eingerichtet werden. Die Hochschule Karlsruhe begleitet den Verkehrsversuch wissenschaftlich. Sie untersucht die Nutzung und mögliche Verkehrsverlagerungen, die durch die Wegnahme der Fahrspur im Umland befürchtet werden. Eine zeitliche Verlängerung ist möglich. Die Kosten für den Bau trägt das Land.