Schwere Zeiten für den Forst: Auch zahlreiche Bäume im Sandhäuser Wald leiden unter Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall. Foto: Alex
Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. "Der Wald kann sich nicht mehr selber tragen", erklärte Revierleiter Achim Freund den Gemeinderäten, als es um den Betriebsplan 2020 für den Sandhäuser Forst ging. Dies sagte der Fachmann angesichts der rund 122.000 Euro, die die Kommune im nächsten Jahr für einen ausgeglichenen Forsthaushalt zahlen muss.
Wurde der Forstbetrieb früher weitgehend durch den Verkauf von Holz finanziert, seien es nun "andere Gewinne des Waldes, die das Investieren rechtfertigen". Nachdem Revierleiter Freund und Forstbezirksleiter Sebastian Eick den Räten den Zustand des Gemeindewaldes erläutert hatten, segnete das Gremium den Betriebsplan einstimmig ab.
"Es muss zwangsweise mehr Holz geerntet werden, als nachwachsen kann", sagte Freund im Rückblick auf das Forstjahr 2019. Größtes Problem sei die hohe Zahl der abgestorbenen Bäume durch Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall. Zwar sei das Klima in diesem Jahr nicht so extrem wie im Rekordjahr 2018 gewesen. Dennoch fehlten noch immer 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.
Relativ viele der gefällten Bäume befinden sich laut Freund in unmittelbarer Nähe zu Bebauung und Straßen. So musste von den über 1000 Festmetern geernteten Holzes in diesem Jahr ein großer Teil zur "Verkehrssicherung" gefällt werden. Im nächsten Jahr sollen 930 Festmeter Holz geerntet werden, was in etwa dem vorgesehenen Hiebsatz von 950 Festmetern entspricht.
Von "Auflösungserscheinungen" berichtete Bezirksleiter Eick insbesondere auch im südlichen Teil des Dünenkamms: "Mit jedem Meter, den man die Düne weiter nach oben steigt, sieht man mehr die Auswirkungen des Extremjahres 2018." Lars Albrecht (CDU) erinnerte daran, dass das Regierungspräsidium Karlsruhe auf den Dünen weiterhin mit Kiefern plane. "Dann haben die andere Erfahrungen als wir", antwortete Eick knapp.
Ein weiteres Problem beschrieb Freund mit dem "Verfall des Holzpreises" um 50 Prozent: "In gewissen Sortimenten gibt es einen Verkaufs- und Einschlagstopp, weil die Märkte nicht mehr in der Lage sind, das aufzunehmen." Vor diesem Hintergrund laute der Vorschlag der Forstbehörde, "in den Neuaufbau des Waldes zu investieren". Entsprechend sind 82.000 Euro an Ausgaben für "Kulturen" geplant, 3300 Euro schießt das Land hinzu.
Achim Freund demonstriert Schäden an einem Baum im Wald an der Jahnstraße. Foto: AlexFreund erklärte auf Nachfrage von Bürgermeister Georg Kletti, dass insgesamt 4630 neue Bäume angepflanzt werden sollen. "30 davon sind ungewöhnlich, weil sie recht teuer sind", so Freund. Dabei handele es sich um rund drei Meter hohe Bäume als Ersatz für 40 Bäume an der Jahnstraße, die allein zwischen August und Oktober abgestorben seien. "Das machen wir normalerweise nicht in der Art, aber der Wald dort ist ein Aushängeschild für Sandhausen. Da wollten wir nicht mit 50 Zentimeter hohen Bäumchen ankommen."
Hainbuche, Roteiche und Feldahorn zählen laut Freund zu den neuen Baumarten, von denen man sich eine bessere "Klimaresistenz" erhoffe. "Wir wollen dem Klima mit einer Vielfalt begegnen, eine Garantie auf Gelingen kann ich aber nicht aussprechen." Dabei erklärte er, dass die Kosten für Bewässerung fast 50 Prozent der Gesamtinvestition ausmachten.
Gegenüber Thomas Schulze (SPD) bestätigte Freund, dass in den Ausgaben für neue Kulturen unter anderem die Ersatzaufforstung für gerodeten Wald aus dem Jahr 2014 enthalten sei: Damals hatte der SV Sandhausen – unabhängig von den derzeit auf Eis liegenden Plänen zum "Sportzentrum Süd" – sein Vereinsgelände erweitert. Im nächsten Jahr erfolgt die Ausgleichsmaßnahme dafür. Auf Schulzes Nachfrage erklärte Freund, dass der SV als "Maßnahmenträger" diese Kosten trage.