Gestern wurde die Wiederfreigabe der Friedensbrücke vorbereitet und es wurden Schilder mit der neuen Verkehrsregelung aufgestellt. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. "Bisher war ich immer verständnisvoll, aber so langsam reicht’s", kommentiert eine Frau auf der RNZ-Facebook-Seite. Eine andere meint: "Für mich, die von Kleingemünd Richtung Dilsberg und Wiesenbach fahren muss, bedeutet das wieder nur Chaos und Stau." Und ein Neckargemünder schreibt an die RNZ: "So, so: Also sechs Tage vor der Öffnung der Friedensbrücke erfährt man, dass die Kleingemünder noch zwei Monate warten dürfen. Der Volksmund nennt so etwas Verarschung." Die Reaktionen auf die Nachricht, dass die Friedensbrücke am heutigen Dienstag nur teilweise, also nicht für den von Kleingemünd kommenden Verkehr, geöffnet wird, sind eindeutig: Die Autofahrer fühlen sich schlicht veräppelt. Kein Wunder: Schließlich hieß es immer, dass nach drei Monaten Sperrung wieder freie Fahrt herrscht.
"Mir wäre es auch lieber, wenn komplett freie Fahrt herrscht", sagt Bürgermeister Frank Volk. "Aber ich habe mich von den Planern überzeugen lassen." Für die jetzige Lösung sprechen vor allem zwei Gründe: Einer ist die enge Bahnhofstraße, die nun zwischen dem Alten Bahnhof und der Einmündung des Melacpasses saniert wird. Hier bleibt nur Platz für eine Fahrspur. Der Verkehr in beide Richtungen müsste mit einer Ampel geregelt werden. "Dann hätten wir die gleiche Situation wie in Kleingemünd oder als es auf der großen Kreuzung nur eine Spur gab." Die Folge: lange Rückstaus in beide Richtungen. Sie könnten über die große Kreuzung reichen und diese somit lahmlegen. Deshalb wird die Bahnhofstraße in Richtung Altstadt zur Einbahnstraße - ohne Ampelregelung.
Der zweite Grund und Hauptgrund für das Verbot des Linksabbiegens auf die Brücke von Kleingemünd kommend ist die dortige kurze Abbiegespur. Da es nur noch auf dieser Neckarseite nach Heidelberg geht, wird mehr Verkehr und ein Rückstau Richtung Neckarsteinach befürchtet. Ohne die Linksabbieger soll der Verkehr besser fließen.
"Die jetzige Lösung hat den psychologischen Vorteil, dass die Autofahrer nicht im Stau stehen", meint Volk, der betont: "Bis vor vier Wochen sind wir noch davon ausgegangen, dass die Brücke komplett frei ist." Davon hätten die Planer aber abgeraten. "Die haben bisher einen super Job gemacht und jede Verkehrssituation vorhergesagt", meint Volk und gibt zu: "Es ist dennoch ärgerlich." Die Verkehrsregelung bestimme nicht die Stadt, sondern das Regierungspräsidium. Es werde nun genau beobachtet. Volk hofft, dass die Kleingemünder doch bald über die Brücke fahren können.
Darüber würde sich auch sein Amtskollege Herold Pfeifer freuen. Denn auch die Neckarsteinacher müssen nun vorerst weiter über Ziegelhausen fahren. "Es ist echt schade, aber wohl eine sinnvolle Lösung", meint Pfeifer. "Es würde sonst nur noch mehr Stau und Chaos geben."
Wann die Brücke heute freigegeben wird, stand gestern noch nicht genau fest. Bürgermeister Volk rechnet am Mittag oder frühen Nachmittag damit. Erst muss noch die Ampelanlage umprogrammiert werden. Es wird eine sang- und klanglose Freigabe, eine Feier gibt es nicht.
Befürchtet wird übrigens, dass es auf Kleingemünder Seite zu gefährlichen Situationen kommt. Autofahrer könnten zunächst geradeaus in Richtung Ziegelhausen fahren und dann auf der Straße wenden, um doch auf die Brücke zu kommen. "Wir gehen davon aus, dass die Polizei dem Einhalt gebieten wird", sagt Volk. Ein Facebook-Nutzer schreibt: "Ich habe bereits das Wochenende genutzt, um U-Turns auf freier Strecke zu trainieren. Bin mal gespannt, auf wie viele Unfälle es die Strecke zwischen Kleingemünd und Ziegelhausen in den nächsten sechs Wochen bringt."