"Finden das überhaupt nicht toll"
Die "Terranets BW" informierte in Eppelheim über die Trasse. Dabei übten Stadt und Bürger Kritik an der geplanten Leitung.
Von Sabine Geschwill
Eppelheim. Wer am vorgestrigen Dienstagabend zur Informationsveranstaltung von "Terranets BW" in die Rudolf-Wild-Halle kam, war von dem, was er zu hören bekam, gar nicht begeistert. Es ging um den Bau der 250 Kilometer langen "Süddeutschen Erdgasleitung" (SEL). Ihre Trasse tangiert mit Dossenheim, Heidelberg, Leimen, Meckesheim und Spechbach etliche Kommunen in der Region, darunter auch Eppelheim. Über die Planungen informierten Terranets-Sprecherin Rebecca Penno und Projektleiterin Maren Raubenheimer mit einem Kollegenteam.
Unter den gut zwei Dutzend interessierten Bürgerinnen und Bürgern waren auffallend viele Landwirte, die im Eppelheimer Norden, Westen und Süden, wo die neue Trasse im Erdreich vergraben werden soll, Ackerflächen bewirtschaften. Vertreter von Nabu und BUND waren auch vor Ort. Sie wollten dieser Natur- und Landschaftszerstörung nicht tatenlos zusehen.
Bürgermeisterin Patricia Rebmann hielt ihre Meinung zur geplanten Trassenführung nicht zurück: "Wir finden das als Stadt überhaupt nicht toll, dass auf unserer Gemarkung ein Stück der neuen Gasleitung geplant ist." Sie ermunterte die Anwesenden: "Es ist wichtig, dass Sie heute Abend Ihre Bedenken äußern, damit Ihre Belange gehört werden."
Laut Projektleiterin Raubenheimer gebe es noch keine festgelegte Trasse für die neue Erdgasleitung, sondern bislang nur einen 600 Meter breiten Planungskorridor, den das Regierungspräsidium Karlsruhe bereits genehmigt habe. Der rund 47 Kilometer lange Leitungsabschnitt von Heidelberg-Grenzhof über Eppelheim, Leimen und Wiesloch bis nach Hüffenhardt soll bis 2026 realisiert sein. Während der Bauphase wird sich ein etwa 35 Meter breiter Baustellenstreifen durch die Landschaft ziehen. Nach dem Einbau wird oberhalb der Leitung ein zehn Meter breiter Schutzstreifen angelegt. Der dürfe nicht bebaut, jedoch bepflanzt werden. Bei Tiefwurzlern sei dies nur nach Rücksprache erlaubt.
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Mit Blick auf die gerade steigenden Gaspreise wurden von einer Besucherin die vorgelegten Zahlen zum steigenden Erdgasverbrauch in den nächsten zehn Jahren stark angezweifelt. Es wurde von Seiten der Bürger auch die Frage in den Raum gestellt, ob der Ausbau von Erdgas mit den Klimazielen in Baden-Württemberg überhaupt konform sei.
Als Stadtrat und Sprecher der Eppelheimer Landwirte konnte Horst Fießer angesichts des Korridorverlaufs, der durch Wasserschutzgebiete, viele Biotopflächen, Kiesgruben mit Sondermüll und den Eppelheimer Wald führt, nur mit dem Kopf schütteln. Eppelheim sei die am dichtesten besiedelte Kommune in Baden-Württemberg. "Warum versucht man mit Gewalt in bereits flurbereinigtem Gebiet und so nahe an der Wohnbebauung eine neue Erdgasleitung zu verlegen?" Laut Raubenheimer habe das Regierungspräsidium Karlsruhe diesen Korridor als den machbarsten und vorteilhaftesten befunden.
Cornelia Wiethaler vom Nabu Heidelberg wollte nicht mehr länger an sich halten: "Es ist unglaublich, dass man sich so etwas ausgedacht hat." Durch das Projekt würden in der Region drei Millionen Quadratmeter Fläche zerstört. Die Trasse der geplanten Erdgasleitung führe durch Biotope, artenreiche Naturschutzgebiete sowie Fauna-Flora-Habitat-Gebiete, sie zerstöre die Landschaft und fruchtbare Böden. Statt neuer Gasleitungen müsse das Motto für die Zukunft heißen "Keine Kohle, kein Öl, kein Gas!", meinte Wiethaler. Dem konnte Stadtrat Marc Böhmann nur beipflichten: "Eigentlich ist der Bau dieser Leitung ein Schritt in die falsche Richtung."
Info: "Terranets BW" lädt am heutigen Donnerstagabend um 17 und um 19 Uhr zu zwei Infoveranstaltungen ins Bürgerhaus in Heidelberg-Emmertsgrund ein. Anmeldung über die Website. Ab 18.30 Uhr findet vor dem Bürgerhaus eine Demo statt.