Leere Eisfläche, geschlossene Türen: Normalerweise, also ohne Corona-Pandemie, würde in diesen Tagen Hochbetrieb im Eppelheimer „Icehouse“ herrschen. Foto: Geschwill
Von Christoph Moll
Eppelheim. Eisbären brauchen Eis. Das gilt nicht nur in der Arktis, sondern auch in Eppelheim. Hier muss der Eishockey-Club Eisbären wegen der Corona-Pandemie um seine Existenz fürchten. Seit fast einem Jahr ist die von ihm betriebene Eishalle "Icehouse" fast durchgängig geschlossen. Während die Einnahmen fehlen, laufen die Ausgaben weiter. Und diese sind alles andere als niedrig: Jeden Monat fällt eine Stromrechnung von mehreren Tausend Euro an.
Nun hat der Verein einen Hilferuf veröffentlicht. Darin betonen die Eisbären, dass die Eishalle nicht – wie der Großteil der Hallen in Deutschland – von der Stadt oder einem Investor betrieben wird, sondern seit dem Jahr 2000 vom Verein "EC Eisbären Eppelheim", der auch Eigentümer ist. "Und das bedeutet für den Verein Jahr für Jahr eine große Verantwortung", heißt es. Eine der Hauptaufgaben für die Eisbären bestehe darin, die Eishalle für den Verein, seinen Nachwuchs und auch den öffentlichen Lauf zu erhalten. Deren Bedeutung für die Region sei nach der Schließung der Eishalle in Viernheim im Jahr 2017 gestiegen.
Wegen der Corona-Pandemie musste der Spiel- und Eislaufbetrieb im März 2020 frühzeitig beendet werden. Nach abklingenden Infektionszahlen im Sommer wurde Ende September die Halle wieder geöffnet und ein Hygienekonzept erstellt. Mit Einschränkungen und Abstand wurden der öffentliche Lauf sowie der Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen. Doch die Hoffnung auf eine normale Saison währte nur kurz: Am 1. November war erneut Schluss. Seither liegt die Eishalle wieder auf Eis.
"Für das Icehouse und die Eisbären bedeutet dies einen erheblichen finanziellen Verlust in der aktuellen Eislaufsaison", so der Verein. "Bislang bewahrte solide und engagierte Arbeit seit den 90er Jahren den EC Eisbären Eppelheim mehrfach vor dem Aus." Doch aufgrund der ungewissen Zukunft sei die Situation ohne Hilfe von außen nicht mehr möglich. Um den Standort Eppelheim für Eishockey und Eislauf langfristig zu sichern, benötige der Verein Spenden.
Die Zweite Vorsitzende Karin Wiegand, seit 20 Jahren im Vereinsvorstand aktiv, betont auf RNZ-Anfrage: "Es ist nicht so, dass wir einen Strich machen müssen." Der Verein überstehe die Corona-Krise, wenn die Eishalle im Herbst wieder öffnen könne. "Ansonsten wird es schwierig", so Wiegand. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir es schaffen."
Derzeit würden Stromkosten von 2500 bis 3000 Euro im Monat für die Eisfläche anfallen. In den vergangenen Wochen waren es dank der strengen Minusgrade wohl etwas weniger. Die Eisfläche habe man erhalten in der Hoffnung auf eine Öffnung im Januar oder Februar – zu der es aber nicht kam. Mit viel Glück könne man im März öffnen, doch dann lohne es sich nicht mehr. Denn im Betrieb liegen die Stromkosten mit 7000 bis 9000 Euro pro Monat noch einmal höher. Finanzielle Hilfe habe man für den November erhalten, für Dezember und Januar warte man noch. "Es ist etwas Vermögen da", verrät Wiegand. "Wir müssen keine Schulden machen." Um Einnahmen zu generieren, habe man die Halle im vergangenen Jahr an zwei Personen vermietet – meist Vater und Sohn. Doch dies wurde vor Weihnachten untersagt.
Wiegand sieht noch weitere negative Auswirkungen: "Wenn wir die kommende Saison nicht beginnen können, gehen uns die Mitglieder flöten." Derzeit sind es rund 300. Die Jugend könnte die Lust verlieren, meint die Vizevereinschefin.
Der seit 1983 bestehende Verein betreibt das "Icehouse" seit dem Jahr 2000, als dessen Existenz auf der Kippe stand. Die Eishalle wird nicht nur von den Eisbären genutzt, sondern auch von Eiskunstläufern der TG Worms. Erst im vergangenen Jahr hat der Verein das Dach erneuert. Nach dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall im Jahr 2006 stand der Verein schon einmal vor einer schwierigen Situation, erzählt Wiegand. Auch in Eppelheim musste damals die Konstruktion verstärkt werden. Im Vollbetrieb arbeiten zwölf Vereinsmitarbeiter in der Halle. Neben Wiegand gibt es noch einen fest angestellten Eismeister. "Wer weiß, ob ich noch die Eismaschine fahren kann", sagt sie. "Vielleicht habe ich nach so langer Zeit ja alles verlernt."