Während in der Hauptstraße Leerstände zu beklagen sind, zählen Märkte wie Rewe zu den wichtigen „Magnetbetrieben“. Foto: Alex
Von Benjamin Miltner
Bammental. Nach 2011 hat der Gemeindeverwaltungsverband Neckargemünd (GVV) mit seinen Mitgliedern Neckargemünd, Bammental, Wiesenbach und Gaiberg nun erneut seinen Einzelhandel mit einem Gutachten unter die Lupe genommen. In der vergangenen Sitzung des Gemeinderats berichtete Jürgen Mühlbacher von der beauftragten "LBBW Immobilien Kommunalentwicklung" aus Stuttgart, was sich speziell für die Gemeinde Bammental ableiten lässt.
Die Rahmenbedingungen: Das Einzelhandelsgutachten hat alle im GVV hierfür relevanten Betriebe im Sommer 2019 erhoben und wurde im März 2020 abgeschlossen. Wichtig für Bammental: Die veränderte Situation des mittlerweile stillgelegten und verkauften Möbelparadieses ist noch nicht mit eingearbeitet. Im Vergleich zu 2011 hat Bammental an Einwohnern (plus 3 Prozent) und Kaufkraft dazugewonnen. Auch die Zahl der Einpendler (plus 3 Prozent) und Auspendler (plus 15 Prozent) ist gestiegen. "Dieser Aspekt wird immer ausschlaggebender, die Verflechtungen in der Region immer mehr und fester", betonte Mühlbacher.
Die Zahlen: Und zwar nicht unbedingt zum Nachteil Bammentals: Hier machen die Märkte 33,4 Millionen Euro Umsatz pro Jahr, 5242 Euro Umsatz je Einwohner – der mit Abstand beste Wert im GVV und weit über dem Durchschnitt von 3946 Euro. Auch bei der sogenannten Zentralitätskennziffer liegt Bammental mit 0,79 deutlich vorne (GVV 0,57); sie bedeutet, dass immerhin 79 Prozent der eigenen Kaufkraft in der Elsenztalgemeinde gebunden werden, bei Nahrungs- und Genussmitteln liegt der Wert sogar bei 1,12 – das heißt, es wird sogar an Kaufkraft von außen dazugewonnen. Auch was die Verkaufsflächen pro Einwohner angeht, liegt Bammental in allen Kategorien zwar deutlich unter dem Landes-, aber auch deutlich über dem GVV-Schnitt.
Während in der Hauptstraße Leerstände zu beklagen sind, zählen Märkte wie Rewe zu den wichtigen „Magnetbetrieben“. Foto: AlexDie Entwicklung: Der Vergleich zu 2011 wurde weder im Gutachten noch bei der Vorstellung im Gemeinderat allzu oft gezogen. Wer sich die Mühe macht und die Zahlen von 2011 herauskramt, merkt: Bammental steht verglichen zu seinen Nachbarn immer noch gut da – aber die Tendenz ist negativ. Denn 2011 lag der Umsatz des Einzelhandels mit 38,5 Millionen Euro pro Jahr und 5840 Euro je Einwohner noch weit höher, ebenso die Zentralitätskennziffer mit 1,2, bei den Nahrungs- und Genussmitteln sogar bei 1,38.
Die Stärken: "Bammental ist ausgesprochen gut mit Einzelhandel ausgestattet, vor allem für einen nicht zentralen Ort", fasste Mühlbacher zusammen und lobte die "sehr ausgewogene Struktur, auch gestalterisch". Der Ortskern sei intakt mit den Magnetbetrieben Edeka, Rewe und dem Gartencenter. "Es ist wichtig, dass diese Achse zwischen Rathaus und Rewe-Kreisel funktioniert", betonte der Experte und sprach von "Bammentals großem Plus". Auch sei das Angebot der einzelnen Fachgeschäfte noch gut und trage dazu bei, dass auch Gaiberger, Gauangellocher und Bewohner aus dem weiteren Elsenztal in Bammental einkaufen gehen.
Die Schwächen: Die Hauptstraße östlich des Rathauses hat sich zur Problemzone entwickelt. "Hier gibt es sehr viele Leerstände, es ist nur noch punktuell etwas vorhanden", sprach Mühlbacher Klartext. Dass hier der Einzelhandel zunehmend verschwindet, sei kaum zu revidieren. Untermauern lasse sich das auch mit der Entwicklung seit dem Jahr 2011: Aus 45 Betrieben sind nun 36 geworden, aus 12.200 Quadratmetern Verkaufsfläche nun 9200, auch wenn es laut Mühlbacher vor allem kleine Geschäfte sind, die verschwanden.