Die schnelle Verbindung soll den Radverkehr auf längeren Distanzen zwischen Heidelberg und Mannheim attraktiv machen. Foto: Pförtner
Dossenheim. (dw) Das war Klartext. Er fühle sich überrascht und vor den Kopf gestoßen, sagte ein Bürger aus Schwabenheim in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats. Auf dem "Scoping" genannten Besprechungstermin zur geplanten Radschnellverbindung zwischen Mannheim und Heidelberg sei vom Bürgermeister aus Ilvesheim erklärt worden, die Kommunen Ladenburg, Dossenheim und seine eigene Gemeinde hätten sich in einem gemeinsamen Brief für die in der Diskussion als "dritte Trasse" bekannte Route ausgesprochen. Cornelia Wesch (FW) nickte bei seinen Ausführungen zustimmend. Bürgermeister Hans Lorenz widersprach. Die Amtskollegen hätten zwar eine solche Aussage treffen wollen. Auf sein Wirken hin habe man aber davon abgesehen. Vielmehr sei die Frage gestellt worden, wann die in den Prozess eingebundenen Gemeinden dazu gehört werden.
Die Darstellung des Bürgers birgt eine gewisse Brisanz. Denn wenige Wochen vor dem vom Regierungspräsidium Karlsruhe organisierten Termin schien es zunächst, als dass der örtliche Gemeinderat über einen Antrag der SPD-Fraktion zur Favorisierung just jener Trasse entscheiden würde. Diese Trasse verläuft Schwabenheim streifend auf der östlichen Neckarseite. Landwirte sind gegen diese Trasse. Sie befürchten Einschränkungen und Auflagen, wenn sie ihre zur Schnellverbindung umgebauten Wirtschaftswege weiter mit ihren Traktoren befahren wollen.
Zahlreiche Schwabenheimer waren damals in der Sitzung anwesend. Sie hörten die anderen Fraktionen, die ihre Ablehnung des Antrags signalisierten. Ende November wollten sie nicht bereits über die Trassen entscheiden. SPD-Fraktionssprecher Carlo Bonifer zog daraufhin den Antrag zurück, noch bevor über ihn hätte abgestimmt werden können. Begründet hatte die Fraktion den Antrag ohnehin zunächst mit "Bewusstseinsschärfung". "Wir müssen der Zukunft ins Auge schauen", erkannte Bonifer in der Schnellverbindung überdies ein Plus für die Attraktivität der Bergstraßengemeinde. Sie könne zu einer weiteren Verringerung des motorisierten Verkehrs führen. "Wir sind Hauptbetroffene", betonte Jochen Matenaer (SPD) ihre Bedeutung für die Gemeinde.
Für Beschlüsse brauche man Informationen und Pläne, hatte Bürgermeister Lorenz damals geantwortet. Die anderen Fraktionen bezweifelten überdies das Argument der Entlastung. Die gut ausgebaute Strecke zwischen Ladenburg und dem Neuenheimer Feld sei schon jetzt sehr frequentiert, so Matthias Harbarth (CDU). Keiner, der nahe der Bundesstraße starte, werde über Ladenburg fahren, stellte Hans-Peter Stöhr (CDU) eine weitere Entlastung in Frage.
Mit dieser Entscheidung im Kopf besuchte nun jener Bürger kaum drei Wochen später die Veranstaltung in Mannheim. Er musste sich - angesichts der im Gemeinderat geführten Diskussion - dort getäuscht fühlen. Der Bürger hatte sich im Übrigen gewundert, dass kein offizieller Vertreter der Bergstraßengemeinde anwesend war. "Ich war krank", erklärte Lorenz dazu. Seine Stellvertreterin war es auch.