Zum Kerweauftakt bekamen die Besucher blaues Wasser in Reagenzgläsern, dessen Ursache Kerweschlumpel "Steffi" - hier mit Bürgermeister David Faulhaber - ermitteln soll. Fotos: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Es war richtiges Kaiserwetter. Selbst der Himmel stand Bürgermeister David Faulhaber am Samstagnachmittag bei seiner - vom Jugendorchester der Pfarrmusik musikalisch begleiteten - ersten Kerweeröffnung mit strahlendem Sonnenschein bei. Die Stimmung auf dem Platz "Am Kronenburger Hof" war perfekt. Perfekt war auch Faulhabers erster offizieller Fassbieranstich. Drei Schläge genügten dem neuen Chef im Rathaus und das Bier floss bernsteinfarben aus dem Fass in die Gläser.
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Die jüngste in der RNZ veröffentlichte Nachricht, das Leitungswasser sei nach den Turbulenzen im Februar nun schon wieder blau, hatte die Kerweborscht um Kerwepfarrer Dominik Ridinger veranlasst, die Flüssigkeit mit leuchtend blauer Farbe in Reagenzgläschen abgefüllt mitzubringen und auch an die Besucher zu verteilen. Das Publikum nahm’s mit Humor.
Unter den Zuschauern fand sich übrigens viel Prominenz aus dem kommunalen öffentlichen sowie aus dem politischen Leben aus Bund und Land sowie aus der Nachbarstadt Heidelberg. Wohl erstmals war deren Oberbürgermeister Eckart Würzner zur Kerwe nach Dossenheim gekommen. Und Faulhabers Vorgänger Hans Lorenz war nicht, wie manche gemutmaßt hätten, in Urlaub gefahren, so Kerwepfarrer Ridinger. Er hielt sich - herzlich begrüßt - nach vielen Jahren erstmals als Zuschauer auf dem Kerweplatz auf.
"Es freut mich sehr, dass ich zu meiner Frau jetzt auch Schlumpel sagen darf", nahm Bürgermeister Faulhaber den Ball, dem die Kerwerborscht vorgelegt hatten, spontan auf. Die Schlumpel wurde nämlich auf den Namen "Steffi" getauft. Faulhabers Frau heißt rein zufällig Stefanie und ist ebenso zufällig Polizeibeamtin wie die in Uniform gekleidete Schlumpel. Sie sei engagiert worden, um nach der Ursache des blauen Wassers zu fahnden, erklärte Kerweborscht Stefan Vierling. Die um Rat gefragten Kerweborscht, denen man nachsage, sie seien in Sachen "blau" erfahren, seien zuvor nämlich kläglich gescheitert, so Vierling weiter. Das war nicht der einzige Ballwechsel zwischen Kerweborscht und Bürgermeister. Immer wieder kam es zum Schlagabtausch. Das Publikum lachte amüsiert.
Die Weinhoheiten aus der Nachbarstadt Schriesheim waren ebenfalls mit einem Gruß und einem Weinfässchen gekommen, wie Weinkönigin Annalena Spieß, umrahmt von ihren Prinzessinnen Ann-Katrin Haas und Nadja Grittmann, erklärte. Faulhaber dankte ihnen wie allen Akteuren, die daran Anteil haben, die Kerwe, die Brauchtum pflegt und gleichzeitig mit der Zeit geht, lebendig zu halten. Insbesondere natürlich den Kerweborscht mit ihrem Pfarrer, die an fünf Tagen im Dauereinsatz sind. So zum Beispiel mit dem traditionellen "Bannweidgericht" am Samstagabend und der Kerwepredigt am Sonntag, in der die "Bolzendreher" genannten Missgeschicke von Dossenheimern auf die "Mühlbrück", benannt nach dem früheren Kerwestandort, kommen. Den "Holzäpfeltanz" am Sonntag bestreitet und organisiert stets die Trachtengruppe des Heimatvereins.
Das moderne Gesicht der Kerwe zeigt sich in Auftritten der Chöre von Schulen und Kindergärten, einem Flohmarkt und der allabendlichen Live-Musik: Zum Kerweauftrakt am Freitagabend sorgten "Kraft und Kraftin" für Stimmung, am Samstagabend dann "Gonzos Jam".
Die Kerwe geht heute ab 9 Uhr in den Gaststätten und den Straußenwirtschaften der Vereine mit dem Knöchelessen weiter. Senioren sind ab 10 Uhr zum Frühschoppen in die Museumsscheuer eingeladen. Der Kerweausklang am Dienstag beginnt um 16 Uhr auf dem Kronenburger Hof und die Kerweschlumpel wird gegen 19 Uhr bestattet.