So belebt wie auf diesem Bild ist die zentrale Flaniermeile von Montebelluna, der Corso Mazzini, in diesen Tagen nicht. Foto: Stadt Eppelheim
Eppelheim/Neckargemünd-Waldhilsbach. (aham/cm) Italien ist seit Montagabend Sperrgebiet. Was das bedeutet, wissen die Einwohner von Montebelluna und Romeno schon seit einigen Tagen. Denn die mit Eppelheim und dem Neckargemünder Stadtteil Waldhilsbach verbundenen italienischen Orte waren wegen der steigenden Zahl der Corona-Erkrankungen schon zuvor zur "zona rossa", also zur roten Zone erklärt worden.
Eppelheim pflegt seit dem Jahr 2008 offiziell eine Städtefreundschaft mit Montebelluna. Erst vor einer Woche hat eine Delegation der norditalienischen Stadt in der Nähe von Venedig zugesagt, zum großen 1250-Jahr-Jubiläumsumzug im April nach Eppelheim zu kommen. "Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob das klappt", sagt Leonie Geffers, die im Eppelheimer Rathaus unter anderem für die Städtepartnerschaften zuständig ist. Denn das öffentliche Leben in der 30.000-Einwohner-Stadt Montebelluna ist wegen Corona lahmgelegt. Dass man seit Montag nur noch mit vorher vereinbartem Termin für dringende Angelegenheiten ins Rathaus kommt, ist da noch das Mindeste.
"Ich bin vorhin in die Stadt gegangen, um mir eine Pizza zu holen – alles war zu", schreibt eine junge Italienerin im Internet und führt aus, dass Einkaufszentren, Museen und Kinos geschlossen haben. Eine andere berichtet von leeren Straßen, weil viele Einwohner zu Hause bleiben würden. Nachzulesen ist dies in einem Online-Tagebuch. "Diario ai tempi del coronavirus" – Tagebuch in Zeiten des Coronavirus – heißt das Projekt, das ein Lehrer der Berufsschule Einaudi-Scarpa von Montebelluna ins Leben gerufen hat. Seit dem 1. März beschreiben einige Schüler, wie sie diesen Ausnahmezustand erleben.
Die Zeilen gehen unter die Haut. Die Stimmung hat sich in den vergangenen Tagen merklich gewandelt. So ärgert sich ein Schüler anfangs noch: "Wir sollen mindestens zwei Meter Abstand halten und andere nicht mehr küssen und umarmen ... absurd!" Ein anderer hält fest: "Mir macht das Virus keine Angst."
Aber inzwischen ist das vorherrschende Meinungsbild unter den Jugendlichen ein anderes: "Seit heute habe ich ein bisschen Angst, weil ich die Auswirkungen des Virus zunehmend merke", so eine Schülerin. Eine andere berichtet von ihrer Großmutter, die einkaufen wollte. "Sie haben nur zehn Personen gleichzeitig in den Markt gelassen", schreibt sie. Jeder sei mit vollem Wagen herausgekommen und im Inneren waren die Obst- und Gemüseregale leer.
Eine Schülerin meint: "Ich bin immer ein optimistischer Mensch gewesen, aber heute verliere ich zum ersten Mal die Hoffnung." Sie hat sich mit den Erkrankungszahlen auseinandergesetzt – und die zeigen den Ernst der Lage: Bis gestern sind in der Provinz Treviso, in der Montebelluna liegt, 14 Menschen an Corona gestorben, allein fünf in der Nacht auf Dienstag. Insgesamt gibt es 158 bestätigte Fälle in der Provinz und drei in Montebelluna selbst; rund die Hälfte der Erkrankten ist stationär in einem Krankenhaus untergebracht. Die Behörden rechnen damit, dass der Höhepunkt der Corona-Welle Mitte März erreicht wird.
Besser ist die Lage in Romeno im Trentino. Das zwischen Bozen und Trient gelegene 1400-Seelen-Dorf unweit der Grenze zu Österreich ist seit 1992 partnerschaftlich mit Waldhilsbach verbunden. Ausgangspunkt war die seit 1974 bestehende Sängerfreundschaft des MGV Liederkranz mit dem Südtiroler Bergsteigerchor "Coro San Romedio Anaunia". Der MGV-Vorsitzende Horst Linier berichtet, dass in Romeno selbst bisher kein Corona-Fall registriert wurde. In der ganzen Provinz Trient aber gibt es aktuell 38 Erkrankte. Rund 20 Erkrankte liegen im Krankenhaus, drei auf der Intensivstation. Die restlichen befinden sich in Quarantäne zu Hause. Das Durchschnittsalter der Erkrankten im Trentino liegt wohl deutlich unter dem in den anderen Regionen.