"Die Partei"-Kandidaten trieben die Zuhörer aus der Halle (plus Video)
Der Wahlausschuss griff bei drei von fünf Bewerbern der "Partei" durch - Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum während der Reden

Mauer. (cm) Die Kandidaten der Satirepartei "Die Partei" sorgten bei der Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl am Montagabend für einen Eklat. Zahlreiche Besucher fanden die Reden so unerträglich, dass sie diese mit Buh-Rufen und Pfiffen quittierten. Viele Zuhörer folgten gar dem Beispiel von Wiesenbachs Bürgermeister Eric Grabenbauer, der demonstrativ die Sport- und Kulturhalle verließ.
> Yesamin Fritzsche begann ihre Rede, mit "Sehr geehrte Anwesende, Abwesende und auch hier wohl ansässig Verwesende". Allein dies wertete der Wahlausschuss schon als Beleidigung der Bürger, wie dessen Vorsitzender Joachim Frühauf später der RNZ sagte. Doch er ließ auch noch zu, dass sich die 53-Jährige für das "Desinteresse an ihrer Kandidatur" bedankte. Doch nachdem sich die Krankenschwester angesichts der "männerlastigen Veranstaltung" eine Brille mit einem Kunststoff-Penis auf die Nase gesetzt hatte, war Schluss. Nach nur etwa einer Minute entzog Frühauf ihr das Wort. Das Publikum applaudierte.
> Constantin Kleinholdermann durfte seine dreiminütige Rede zu Ende halten. Der "Gourmet-Chef" will den Bürgermeistersitz ins "Lustschlösschen Sorgenfrei" verlegen. Statt auf Geschäfte setze er auf DHL-Packstationen und er wolle die Demokratie in Mauer wieder einführen. Als er sagte, dass er zum Ende seiner Rede komme, gab’s Applaus. (Zur Rede im Video)
> Björn Leuzinger ließ die Mauermer auf den Beginn seiner Rede etwa 20 Sekunden warten. Der 30-jährige Chemielaborant tat so, also würde er diese noch fertigschreiben. Dann erzählte er, dass er den Einzug ins Europaparlament "knapp" verpasst habe und er nun zuversichtlich sei, dass er Nachfolger von John Ehret werde, den er "Johannes Ehret" nannte. Als Stadtrat in Heidelberg habe er gemerkt, wie wenig ein Bürgermeister können müsse, so Leuzinger. (Zur Rede im Video)
> Daniel Wagner begann seine Rede mit einer Parodie auf eine öffentlich gewordene SMS, in der John Ehret die Kandidatur seiner Stellvertreterin Heike Kramer kritisierte und dahinter den früheren Bürgermeister Jörg Albrecht vermutete. Wagner, 35-jähriger Mitarbeiter von Leuzinger, sagte, dass alles, was in Mauer geschehe, von Albrecht gesteuert werde. Der Wahlausschuss sah eine Verunglimpfung und beendete die Rede. (Zur Rede im Video)
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> Maximilian von Moers-Meßmer trieb die meisten Besucher aus dem Saal. Der 29-jährige Jugend- und Heimerzieher bezeichnete sich als Lord und "Graf von Falkenstein" und wolle "von den Mauern herabregieren". Als er dann die abgebrochene Rede von Yesamin Fritzsche weiter verlesen wollte, war auch für ihn Schluss. Der Ausschuss lehnte dies ab. (Zur Rede im Video)
"Ein guter Demokrat muss viel tolerieren", sagte der Wahlausschussvorsitzende Joachim Frühauf gegenüber der RNZ. "Aber Grenzen dürfen nicht überschritten werden, wir sind nicht auf einer Spaßveranstaltung." Es gehe um die Führung einer Gemeinde für acht Jahre. Das Abbrechen der Reden sei berechtigt gewesen. Der frühere Bürgermeister Erich Mick sah es auch so. Das Auftreten der Kandidaten sei "beschämend und unwürdig" gewesen. "Wir müssen im Landtag auch viel aushalten von der AfD", sagte der CDU-Abgeordnete Albrecht Schütte. "Sich über Wahlämter lustig zu machen, schadet der Demokratie."