Über 3,10 Meter geht nicht: Ein Radargerät löst Warnsignale aus, wenn sich der Brücke ein zu hohes Fahrzeug nähert. Foto: Burkhardt
Von Benjamin Miltner
Bammental. Eine schlichte Pressemitteilung statt einem Termin vor Ort oder gar einer Einweihungsfeier: So nüchtern fiel zu Corona-Zeiten die Inbetriebnahme des Höhenwarnsystems an der Eisenbahnbrücke in der Bammentaler Hauptstraße – Landesstraße L 600 – aus. Dabei bietet die Meldung vom Straßenbauamt des Rhein-Neckar-Kreises durchaus Anlass zur Freude in dreierlei Ausführung: Schluss mit einem fast dreijährigen Prozess samt Kostenexplosion und Verschiebungen. Womöglich Schluss mit der Bammentaler Brummi-Bremse und Schluss mit der ständig präsenten Furcht davor, dass die Elsenztalgemeinde monatelang ohne Bahnanschluss auskommen muss.
Dieses Schreckensszenario drohte, weil in der Vergangenheit im Schnitt alle vier Monate ein Laster an der Eisenbahnbrücke mit 3,10 Metern Durchfahrtshöhe hängen geblieben war. Dann ging erst einmal stundenlang nichts mehr, waren in Bammentals Ortskern sowohl der Straßen- als auch der Bahnverkehr lahmgelegt. Die Autos rollten wieder, wenn die Bergung des jeweiligen Unglücksfahrzeugs – mal ein Müllwagen, ein Hubsteiger oder ein "normaler" LKW – beendet war. Die Züge mussten warten, bis der Statiker grünes Licht gab und größere Schäden an dem Bauwerk ausgeschlossen waren.
Irgendwann hatten so viele Laster die Brücke geküsst und die Gemeinde hatte so oft auf die unbefriedigende wie gefährliche Situation hingewiesen, dass auch das zuständige Landratsamt in Absprache mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe als sogenannter Straßenbaulastträger genug hatte. Im Februar 2018 wurde ein Höhenwarnsystem für den Engpass beschlossen. Binnen eines Jahres und für maximal 50.000 Euro sollte alles stehen. Zeitraum wie Summe verdreifachten sich fast, doch knapp drei Jahre und 145.000 Euro Kosten später ist es so weit: Masten und digitale Anzeigen sind montiert, Anlage und Elektrik installiert, Radar- und Funkgerät arbeiten, Lichter und Schilder leuchten.
Auch im Feburar 2018 war ein großes Fahrzeug an der Brücke hängen geblieben. Archivfoto: Alex
Die Anlage funktioniert wie folgt: Rund 40 Meter vor der Unterführung misst ein Radargerät auf beiden Seiten die Höhe der Fahrzeuge. Hat eines davon mehr als 3,10 Meter Höhe, gibt es eine Funknachricht an den zweiten Kontrollpunkt unmittelbar vor der Unterführung. Dort leuchten im Fall der Fälle dann zwei Blinklichter gelb und auf dem digitalen Verkehrszeichen sind im Wechsel ein großes Stopp- sowie Verbotszeichen für über 3,10 Meter hohe Fahrzeuge zu sehen. Drei Minuten lang volle Penetration mit allen erdenklichen optischen Warnhinweisen.
"Die Gemeinde Bammental ist zuversichtlich, dass mit der Inbetriebnahme der Höhenwarnanlage die Unfälle mit hohen Sachschäden an der Unterführung und die damit verbundenen stundenlangen Behinderungen im Bahn- und Straßenverkehr der Vergangenheit angehören", wird Bammentals Bürgermeister Holger Karl in der Meldung zitiert. "Wir bedanken uns, dass die Behörden nun deutlich Geld in die Hand genommen haben für eine nun nachhaltige Lösung", äußerte sich der Rathauschef jüngst in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats. Die Regelmäßigkeit der Unfälle zeige, dass solch aufwendige Maßnahmen trotz klarer und eindeutiger Beschilderung offensichtlich notwendig waren.
"Wir hoffen, dass durch die Warnanzeigen nun nicht der halbe Autoverkehr zum Anhalten gebracht wird", sagte Karl schmunzelnd und fügte hinzu: "Aber eigentlich ist die Anlage klar verständlich." Das Ganze müsse sich nun erst einmal einspielen und bei Bedarf nachjustiert werden. Der große Wurf scheint aber nun endlich gemacht.