Bammental. (luw) Damit hätte Mario Müller nicht gerechnet: Nach dem Erscheinen des RNZ-Artikels über seinen Erfolg als Deutscher Juniorenmeister im Natural Bodybuilding kommentierten den Bericht im Internet zahlreiche Nutzer. Im sozialen Netzwerk Facebook und auf der Artikelseite selbst ist zwar von Dutzenden Glückwünschen zu lesen. Doch einige Leser scheinen ein Problem mit der Leistung des 21-Jährigen zu haben. Manche kritisieren sein Aussehen, andere unterstellen ihm Doping. Was sagt der Bammentaler selbst dazu?
"Erst mal fand ich es einfach cool, dass dieser Sport so viel Aufmerksamkeit bekommt", erklärt Müller auf Nachfrage. "Dass es teilweise so heftig wird, hätte ich aber nicht gedacht." So schreibt ein Nutzer im Internet: "Der Begriff ,Natural’ in der Überschrift ist wohl völlig fehl am Platz. Ohne gewisse ,Mittelchen’ geht hier ja gar nichts!" Darauf antwortete Müller selbst: "Leider keine Ahnung von dem Sport und vor allem davon, was ohne Stoff und mit viel Hingabe erreichbar ist. Schade."
Müller erklärt gegenüber der RNZ den Unterschied zwischen dem "klassischen" Bodybuilding und seinem Sport, dem Natural Bodybuilding: "Bei uns wird streng auf Doping kontrolliert. Wenn man einem Verband beitritt, muss man eine lange Liste von Mitteln unterschreiben, die man nicht nehmen darf." Damit erkläre man sich auch mit unangekündigten Kontrollen einverstanden. "Ich war im Frühjahr zum Beispiel bei einem Seminar mit einem bekannten Bodybuilder, da stand dann plötzlich ein Kontrolleur in der Tür", so Müller. Blut- und Haarproben seien ihm dabei entnommen worden. So auch nach seinem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften. "Jeder Sieger wird auf leistungssteigernde Mittel untersucht", erklärt der Bammentaler, "und wenn jemand auffällt, wird das im Internet veröffentlicht und die Person vom Verband gesperrt." Dagegen werde beim klassischen Bodybuilding so gut wie gar nicht kontrolliert. "Da werden bei allen Profi-Wettkämpfen Steroide und andere Mittel genommen", sagt Müller. Er hingegen habe seine Muskeln lediglich hartem Training und einer fettarmen, eiweißhaltigen Ernährung zu verdanken.
"Es muss nicht jedem gefallen"
"Naja, schön ist anders", schreibt eine Nutzerin zum Foto des 21-Jährigen vom Wettkampftag. Der Muskelmann nimmt’s sportlich: "Es muss ja nicht jedem gefallen", erklärt er, "und ich laufe ja nicht das ganze Jahr so rum." Er betont, dass er beim Wettkampf eine intensive Diät hinter sich hat, sein Körperfettanteil beträgt zu diesem Zeitpunkt zwischen sechs und zehn Prozent. "Es ist mir auch klar, dass das nicht gesund ist, aber das ist ein Extremsport." Zudem habe der 1,76 Meter große Bammentaler nur eine Woche nach seinem Sieg schon zehn Kilogramm zugenommen. Beim Wettkampf wog er 70 Kilogramm, "inzwischen sind es sogar 85 Kilo", sagt er.
Müller erklärt, dass er mit "sachlicher Kritik" gut leben könne. Doch selbst im Zusammenhang mit diesem außergewöhnlichen Erfolg eines jungen Menschen aus der Region können sich manche Internetnutzer offenbar nicht benehmen: Die RNZ-Online-Redaktion musste einige Kommentare zu dem Artikel löschen, weil sie persönlich beleidigend waren.
Update: Donnerstag, 7. November 2019, 20 Uhr
Von Agnieszka Dorn
Bammental. Als plötzlich sein Name fiel, konnte Mario Müller es gar nicht glauben: Aber er hatte richtig gehört: Der 21-Jährige war zum Deutschen Meister bei der Juniorenmeisterschaft im Natural Bodybuilding gekrönt worden. "Das war im ersten Moment so unwirklich", erzählt der Bammentaler schmunzelnd - obwohl er dafür jahrelang hart trainiert hat.
Den Meistertitel verinnerlichte der junge Sportler aber recht schnell, als es gleich nach der Siegerbekanntgabe zur Dopingkontrolle ging. Zur Kontrolle wird nämlich nur der Sieger jeder Klasse einbestellt. Mario Müller wurde übrigens nicht nur Deutscher Meister der Junioren, sondern holte auch den dritten Platz in der nächsten Gewichtsklasse, dem "Super-Bantamgewicht".
"Die ganze Arbeit und die Strapazen der Diät haben sich bezahlt gemacht", erzählt Mario Müller nicht ohne Stolz. Vor sechs Jahren startete der junge Sportler in einem Bammentaler Fitnessstudio mit dem Training, eigentlich aufgrund von Knieproblemen. Schon bald packte ihn aber der Trainingseifer. Das Fitnessstudio unterstützt Natural Bodybuilding.
Bei dieser Spielart des Bodybuildings verzichten die Sportler auf leistungssteigernde Medikamente. Durch individuelles Training, die passende Ernährung, ausreichende Ruhephasen und eine positive Lebenseinstellung erhöht man die Gesundheit und somit die Lebensqualität. Es war auf den jungen Sportler wie zugeschnitten.
Und in Bammental seine Pokale. Foto: A. Dorn
Die Trainingseinheiten wurden länger und härter - und machten ihm großen Spaß. Irgendwann keimte der Gedanke bei Mario Müller auf, bei Wettkämpfen mitzumachen. Vor zwei Jahren setzte der junge Sportler die Idee dann in die Tat um und ging bei der Deutschen Meisterschaft im Natural Bodybuilding der German Natural Bodybuilding & Fitness Federation in Siegen an den Start. Weit kam er allerdings nicht, er verließ als einer der ersten die Bühne. "Für mich war es klar, weiterzumachen", sagt Mario Müller. Bei dem Wettkampf werden Muskelmasse, Symmetrie, Posing und Härte - das heißt, wie viel Fett der Athlet hat - bewertet.
In den vergangenen zwei Jahren steckte der 21-Jährige viel Zeit, Schweiß und Freude in das Training. Sechsmal die Woche jeweils zwei Stunden trainierte er intensiv und baute den Körper Schritt und Schritt für den Wettkampf auf. Ein halbes Jahr vor der Meisterschaft ging es dann ans "Eingemachte": Mario Müller erstellte einen Diät- und Trainingsplan und hielt sich strikt daran.
23 Kilo habe er in dieser Zeit abgenommen, das Körpergewicht sei auf 70 Kilo gefallen, erzählt Mario Müller. Gleichzeitig nahm die Muskelmasse zu. Der junge Mann trainierte jede Muskelgruppe zweimal täglich. Wenn der Tagesablauf es nicht anders zuließ, stand er um 5 Uhr morgens auf, kochte oder trainierte auf dem Hometrainer zu Hause. Gegessen wurde viel Reis und fettarme Speisen. Manchmal habe er sich dann aber doch ein Eis gegönnt, gibt Mario Müller mit einem Augenzwinkern zu.
Aufgeregt sei er bei der Meisterschaft zunächst nicht gewesen, erzählt er. Erst beim Aufwärmen hinter den Kulissen überfiel ihn dann doch die Nervosität. Seine Mutter und seine Freundin hätten vor Freude über den Sieg geweint, berichtet Mario Müller, der übrigens der Neffe der Inhaberin der Bammentaler Metzgerei Müller ist.
Und Mario Müller trainiert auch schon auf das nächste Ziel hin: Er möchte Deutscher Meister in der nächsten Gewichtsklasse, dem Super-Bantamgewicht, werden. Die besten Voraussetzungen nach dem dritten Platz hat er dafür ja schon. Beruflich schaut der 21-Jährige ebenfalls in eine sportliche Zukunft: Er möchte als selbstständiger Personal-Trainer arbeiten.