Die Elsenztalschule ist einer der "Energiefresser" im Sport- und Schulzentrum. Foto: Alex
Von Benjamin Miltner
Bammental. Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen: das ist - auch oder gerade auf kommunaler Ebene - eine der ganz großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Mal gehen die beiden Aspekte Hand in Hand, mal stehen sie im Widerspruch zueinander. Bei der Erneuerung der Nahwärmeversorgung im Schul- und Sportzentrum trifft irgendwie sogar beides zu, wie die jüngste öffentlichen Sitzung des Gemeinderats offenbarte.
Es ging darum, weitere Arbeiten und Leistungen auszuschreiben, die das Optimierungskonzept der AVR Energie GmbH für die Sanierung des Schul- und Sportzentrums vorsieht. Darunter eine neue Gasbrennwertanlage aus mehreren kleineren Kesseln, ein zusätzliches stationäres Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Pufferspeicher und eine Niederspannungs-Schaltanlage zur Energieverteilung. "Endlich sind wir soweit, hier konkret etwas anpacken zu können", freute sich Albrecht Schütte (CDU/BV). Er betrachtet das Schul- und Sportzentrum als größten Hebel in der Gemeinde, um CO2 einzusparen und lobte ausdrücklich die sogenannte Kaskadenlösung, durch die flexibel auf veränderten Energiebedarf und Systemausfälle reagiert werden kann.
Laut Schütte zeigte sich aber auch - stellvertretend für den gesamten Gemeinderat - der oben angesprochene Widerspruch, als er auf das geplante neue BHKW zu sprechen kam. Auf der einen Seite argumentierte in ihm der Ökologe: "Für den Klimaschutz machen wir damit das Falsche, auch wenn es finanziell unheimlich attraktiv ist", sprach er Klartext. Warum? Das BHKW produziert Strom und gleichzeitig wird die dabei entstehende Abwärme zum Heizen genutzt. Alles ist bestens, wenn Schule und Sporthalle viel Energie benötigen.
Das Dilemma beginnt, wenn der Verbrauch in Bammental nicht so hoch ist. Denn dann - so Schüttes Befürchtung - läuft das BHKW weiter und der überschüssige Strom wird dank der Gesetzeslage für gutes Geld ins Netz eingespeist. "Dabei produzieren wir aber Wärme, die wir nicht brauchen und auch sonst kein Mensch nutzen kann." Wird stattdessen das BHKW bei niedrigerem Bedarf gedrosselt, spart die Gemeinde zwar CO2 ein, verzichtet aber gleichzeitig auf Geld durch Stromverkauf. "Damit habe ich ein ziemliches Problem", schlussfolgerte Schütte, der Ökonom.
Schütte schlug den Einkauf von Biogas als alternative Energiegewinnung vor. "Damit erfüllen Sie das Erneuerbare-Wärme-Gesetz aber auch nicht", entgegnete Thomas Neuer. Der Projektingenieur der AVR betonte: "Dann wäre das gesamte Konzept hinfällig und wir müssten ganz andere Maßnahmen ergreifen." Maßnahmen wie zum Beispiel eine aufwändige Dämmung in den Gebäuden einzubauen, wie Rainer Stetzelberger (CDU/BV) meinte: "Das würde dann aber echt Energie sparen."
Das würde dann aber auch richtig Geld kosten. Und so beteuerte Thomas Neuer von der AVR: "Wir machen mit dem jetzigen Konzept nichts falsch." Mit Peter Dunkl fand er ausgerechnet bei den Grünen einen Fürsprecher. "Es ist zu spät, den ganzen Prozess noch mal neu anlaufen zu lassen", betonte er. "Wir jammern ja schon seit Jahren, dass es nicht vorwärts geht." Das Konzept stehe und sei gut, auch wenn nicht jeder Baustein optimal sei, meinte Bürgermeister Holger Karl. Das sah auch die Mehrheit im Gremium so. Bei Enthaltungen von Albrecht Schütte (CDU) und Clemens Deibert (UWB) stimmte eine klare Mehrheit für die Vergabe weiterer Arbeiten und bestätigte damit das AVR-Sanierungskonzept für das Schul- und Sportzentrum.
Die dortigen Gebäude gelten schon seit Jahren als "Energiefresser" der Elsenztalgemeinde. In den Februar- und März-Sitzungen hatte sich der Gemeinderat lange mit dem Gutachten der AVR beschäftigt und letztendlich das Sanierungskonzept beschlossen. Mittlerweile hat das Land bestätigt, dass es 74 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten für das rund 350.000 Euro schwere Projekt übernimmt. Erste Sofortmaßnahmen wie der Austausch von Armaturen werden bereits umgesetzt und sind noch vor Weihnachten fertig.