Rückflug für Neckargemünder Ehepaar aus Neuseeland in Aussicht (Update)
Rückholaktion der Bundesregierung läuft nur schleppend - Die RNZ hat mit ihnen gesprochen

Neckargemünd/Auckland. (luw) Mit einer erfreulichen Nachricht hat sich das Ehepaar Nuzinger am frühen Mittwochmorgen deutscher Zeit bei der RNZ gemeldet: Die bekanntlich im neuseeländischen Auckland festsitzenden Waldhilsbacher sollen per Rückholaktion der Bundesregierung mit einem Lufthansa-Flug in der Nacht vom morgigen Freitag auf Samstag in Frankfurt landen. Doch die Zeit der Ungewissheit ist für das Paar damit noch nicht vorbei.
Angesichts einer zweiwöchigen Quarantäne-Pflicht für Rückreisende aus dem Ausland "ist uns nicht klar, was das für unseren Heimweg von Frankfurt nach Waldhilsbach bedeutet", schrieb der 76-jährige Alfred Nuzinger gestern Morgen an diese Zeitung. Zwar seien Angehörige in der Heimat bereit, das Paar vom Flughafen abzuholen. "Aber wir wollen keinesfalls riskieren, dass der Betreffende dann auch in Quarantäne muss", so Nuzinger weiter. Bisher wüsste aber niemand, wie mit der neuen Regel umzugehen sei, die tatsächlich erst ab dem morgigen Freitag bundesweit gelten soll.
Die RNZ fragte zunächst bei baden-württembergischen Ministerien nach, die aber das Nachbarland zuständig sehen – schließlich liege der Frankfurter Flughafen in Hessen. Eine entsprechende Anfrage, wie sich nun deutsche Rückkehrer aus dem Ausland zu verhalten haben und wie sie vom Flughafen nach Hause kommen sollen, beantwortete die Pressestelle des hessischen Sozialministeriums gestern Nachmittag lediglich so: "Derzeit laufen dazu Abstimmungen auf Bund/Länder-Ebene." Nuzinger sieht’s derweil gelassen: "Jedenfalls ist das ein interessantes Szenario: 530 Passagiere aus dem A 380, die nachts um 0.30 Uhr in Frankfurt ankommen, wissen nicht, wie es weitergeht."
Update: Mittwoch, 8. April 2020, 19.49 Uhr
Von Lukas Werthenbach
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Neckargemünd/Auckland. Alfred (76) und Christa Nuzinger (73) aus dem Neckargemünder Ortsteil Waldhilsbach starteten Anfang März eine Reise ans "andere Ende der Welt": Eine Kreuzfahrt rund um Neuseeland sollte im australischen Sydney enden, von wo aus der Rückflug nach Frankfurt für den 25. März gebucht war.
Was schon in normalen Zeiten nach einem Abenteuer klingt, wurde durch Corona noch aufregender. Jetzt gehört das Ehepaar zu jenen laut Bundesregierung rund 200.000 auf der ganzen Welt verteilten Deutschen, die auf einen Rückflug warten. Die RNZ steht in Kontakt mit den in Neuseeland festsitzenden Waldhilsbachern.

Herr und Frau Nuzinger, wo sind Sie gerade und wie geht es Ihnen?
Wir wohnen seit dem 20. März in einem schönen Hotel in der City von Auckland. Unser Zimmer im 24. Stock hat eine sehr schöne Aussicht über die Stadt und aufs Meer. Trotz der Schließung des Restaurants werden wir per Zimmerservice gut versorgt. Das Personal hier im inzwischen fast leeren Hotel ist sehr zuvorkommend und freundlich, uns geht es hier richtig gut. Wir machen täglich mehrfach Spaziergänge in der näheren Umgebung, meist auch mit kleinen Einkäufen – Obst in Supermärkten, Masken in Apotheken.
Wann haben Sie erfahren, dass es nicht wie geplant weitergehen kann?
Am 15. März in Dunedin (Neuseeland, Anm. d. Red.) erreichte uns die Nachricht, dass die Reise abgebrochen werden musste: Die Einreise nach Australien war verboten, ausschließlich die sofortige Rückkehr nach Auckland wurde erlaubt.
Also bemühten Sie sich um alternative Rückflüge?
Ja, während der vier Tage bis zur Ankunft in Auckland am 19. März waren wir unter schwierigen Umständen damit beschäftigt, unsere Flüge umzubuchen. Seit dem 15. März versuchten wir vom Schiff aus, mittels völlig überlastetem Internet und aussichtslosen Telefonanrufen unsere Heimreise zu organisieren, seit dem 23. März vom Hotel aus – ebenfalls mit überwiegend frustrierenden Ergebnissen.
Sie buchten dann mehrmals Flüge, die wenig später gestrichen wurden, der letzte am 24. März. Und nun?
Uns war jetzt klar, dass der einzig vernünftige und sichere Weg, nach Hause zu kommen, über das Rückholprogramm unserer Regierung führte. Hierfür haben wir uns am 24. März auf der Homepage der deutschen Botschaft in Wellington angemeldet. Die Rückholaktion lief am 28. März hier mit einem Lufthansa-Flug über Tokio nach Frankfurt an. Sie wurde dann leider am gleichen Tag von der Regierung in Neuseeland unterbrochen: Es bestand schon ein allgemeines Reiseverbot, man befürchtete eine Ausbreitung des Virus durch die nicht erlaubte Reisetätigkeit der Touristen, die zu den Flughäfen in Auckland und Christchurch wollten. Am 31. März waren die diplomatischen Bemühungen erfolgreich: Mit bestätigtem Ticket zu einem Ausreiseflug dürfen Touristen zum jeweiligen Flughafen reisen. Mehr oder minder geduldig warten wir nun auf eine Benachrichtigung zu unserem Rückflugtermin.
Wovon hängt es ab, wann sie zurückfliegen können?
Das kann ich nicht beantworten. Meine entsprechende Anfrage, nach welchen Kriterien die Reihenfolge bestimmt wird, wurde mir per E-Mail wie folgt beantwortet: "Die Botschaft kann Ihnen hierzu vorab keine Auskünfte – insbesondere auch nicht zum Zuteilungsverfahren – erteilen". Über einen Zeitpunkt gibt es die Formulierungen "zeitnah" und "im Laufe der Woche".
Wie hoch sind die Mehrausgaben, die nun auf Sie zukommen?
Grob geschätzt knapp 4000 Euro ohne die Rückholaktion, dazu kommen die Kosten für den Heimflug, die den normalen Preisen für Economy Class entsprechen sollen.
Seit wann herrscht auch in Auckland eine Ausgangssperre?
Seit dem 25. März gilt der nationale Notstand in Neuseeland mit erweiterten Befugnissen für Polizei und Militär, seit dem 26. März Level 4 des vierstufigen Covid-19-Notfallplans der Regierung mit grundsätzlicher Pflicht zur häuslichen Isolation für jedermann. Wie alle anderen dürfen auch wir Touristen in den wenigen noch geöffneten Geschäften einkaufen. Von der Polizei unbeanstandet sieht man auch heute noch viele Spaziergänger und Jogger in den Parks.
Gibt es in Neuseeland auch strenge Abstandsregeln, die etwa beim Einkaufen gelten?
Ja, bei den großen Supermärkten sind oft über 100 Meter Länge Markierungen im Abstand von 2 Metern auf dem Gehweg angebracht. Häufig entstehen entsprechend lange Warteschlangen. Security-Personal an den Eingängen überwacht, dass sich in den Geschäften nur die erlaubte Anzahl Kunden aufhält. Teilweise wird eine maximale Aufenthaltsdauer von zehn Minuten vorgegeben und kontrolliert.
Wie stark wirken sich die Einschränkungen auf das Leben der Einheimischen aus?
Wir haben zu wenig Kontakt zu Einheimischen, um die Frage nach deren subjektivem Empfinden zu beantworten. Erkennbar ist die beeindruckende nach außen gezeigte Gelassenheit, mit der sie mit der Situation umgehen.
Gab es auf Ihrer Reise bisher einen Moment der ernsten Sorge oder gar Panik?
Nein, nur manchmal etwas Stress wegen der schwierigen Kommunikationsmöglichkeiten.
Sie meinen, dass die Infektionsgefahr für Sie in Neuseeland geringer sei als zu Hause – warum?
Einfach nur deshalb, weil wir hier die Ansteckungsgefahr mit Covid-19 für wesentlich geringer halten als in Deutschland: nur rund 1100 infizierte und ein Toter im ganzen Land.
Gibt es Angelegenheiten in der Heimat, die Sie nun aus der Ferne regeln mussten?
Nein, bis jetzt keine unaufschiebbar wichtigen.
Wie sehr schmerzt Sie es, dass Sie nun nicht wie geplant nach Sydney kommen?
Ja, auf Sydney haben wir uns gefreut – wir haben die schöne Stadt schon einmal besucht –, aber wirklich wichtig ist das jetzt nicht mehr. Wir freuen uns auf zu Hause.