Neckargemünd-Mückenloch

Der Solarpark steht auf der Kippe

Gelände ist für Förderung wohl nicht geeignet - Stadtwerke suchen nach alternativer Finanzierung

03.08.2017 UPDATE: 04.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden

Nur wenige Kilometer von Mückenloch entfernt erzeugt der rund sieben Millionen Euro teure Solarpark Lobbach seit vier Jahren auf 9,5 Hektar Strom für knapp 2000 Drei-Personen-Haushalte. Foto: A. Dorn

Von Christoph Moll

Neckargemünd-Mückenloch. Es klang fast zu schön, um wahr zu sein, als die Stadtwerke im letzten November das 900.000- Euro-Projekt "Solarpark Mückenloch" im Gemeinderat vorstellten. Dieses sollte gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen sollte mit den 2774 Photovoltaikmodulen und einer Spitzenleistung von 750 Kilowatt klimafreundlicher Strom für 280 Haushalte - das wäre etwa die Hälfte des Dorfes - erzeugt und damit jedes Jahr 420 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Und zum anderen sollte sich die Stadt damit die teure und seit Jahren überfällige Rekultivierung der ehemaligen Deponie sparen, auf der der Solarpark entstehen sollte. Nun zeichnet sich ab: Es war wohl auch zu schön, um wahr zu sein. Denn auf dem Gelände an der Kreisstraße nach Lobbach hat sich bis heute nichts getan. Und es wird sich wohl auch so schnell nichts tun. Vorerst wird hier kein Solarpark entstehen, vielleicht auch gar nicht. Hinter dem Projekt steht mehr als ein großes Fragezeichen.

Noch im letzten Winter waren die Stadträte begeistert von dem Vorhaben und befürworteten es einstimmig. Die Stadt als Eigentümerin der kaum einsehbaren Fläche sollte auch noch eine jährliche Pacht von 500 Euro bekommen. Der Strom sollte in eine nahe Trasse eingespeist werden. Auch der Mückenlocher Ortschaftsrat hatte den Solarpark befürwortet und war überzeugt, dass damit ein großer Beitrag zum Umweltschutz geleistet werde und "das Thema Windräder für alle Zeiten erledigt" sei.

Es war Mückenlochs Ortsvorsteher Joachim Bergsträsser (SPD), der das Thema in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates ansprach. Bürgermeister Frank Volk wollte hierzu jedoch nichts sagen - zumindest nicht öffentlich - und verwies auf den Teil der Sitzung hinter verschlossenen Türen.

Die RNZ fragte bei den Stadtwerken nach. Deren Sprecherin Ellen Frings erklärte, dass es eine juristische Prüfung bei der "Feinplanung" des Vorhabens gegeben habe - insbesondere im Hinblick auf das komplexe Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). "Es zeichnet sich ab, dass die Fläche nicht geeignet ist für eine Vergütung nach dem EEG", erklärte Frings. Heißt: Die Einspeisevergütung mit einem festen Betrag für jede Kilowattstunde ist fraglich. Und damit steht das gesamte Projekt auf der Kippe. "Das stellt die gesamte Wirtschaftlichkeit in Frage", so Frings. Hintergrund ist offenbar, dass die Fläche auch als Ackerland genutzt werden könne. Im Gemeinderat hatte der Vertreter der Stadtwerke damals noch davon gesprochen, dass es sich bei der früheren Bauschuttdeponie um eine Brachfläche handle und der Bau des Solarparks somit möglich sei.

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Schon bei der Sitzung im letzten November hatte es Fragezeichen gegeben: So hatte der Vertreter der Stadtwerke damals gesagt, dass die Anlage "knapp an der Wirtschaftlichkeitsgrenze" wäre und ein regionales Förderprogramm benötigt werde. Noch offen waren damals auch das Genehmigungsverfahren und die Frage, ob eine Baugenehmigung reicht oder ob sogar der Flächennutzungsplan geändert werden müsse. Fragen, die nun in den Hintergrund getreten sind.

Die Stadtwerke prüfen nun nach Angaben ihrer Sprecherin verschiedene Finanzierungsmodelle. "Die Einspeisevergütung ist komfortabel, aber es gibt Alternativen abseits der staatlichen Förderung", betonte Frings. Bis Ende des Jahres soll diese Prüfung abgeschlossen sein. Dann soll feststehen, ob der Solarpark gebaut wird oder nicht. Und ob unweit des seit vier Jahren bestehenden Solarparks bei Lobenfeld ein weiterer in der Region die Sonne einfängt.

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