Still ruht das Naturbad - in diesem Jahr besonders lange: Fast acht Wochen war das Naturbecken im Kleingemünder Terrassenfreibad in dieser Saison gesperrt. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Am Ende einer schlechten Freibadsaison gibt es für die regelmäßigen Badegäste doch noch zumindest halbwegs gute Nachrichten: Wer in diesem Jahr eine Saisonkarte für das Kleingemünder Terrassenfreibad hatte, erhält im nächsten Jahr bei erneutem Kauf einen Rabatt von über 30 Prozent. Damit reagierte der Gemeinderat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung auf die Misere mit dem Naturbecken, das in diesem Jahr wegen erhöhter Keimwerte fast die Hälfte der Badesaison gesperrt war - ein Negativrekord seit dem Teilumbau des Freibades in ein Naturbad vor sieben Jahren. Dass die konventionell gechlorten Becken weiter geöffnet waren, war für viele Badegäste nur ein schwacher Trost.
"In den Vorjahren waren es im Schnitt immer zwei bis drei Wochen - jetzt war die Sperrung mit insgesamt acht Wochen außergewöhnlich lang", begründete Bürgermeister Horst Althoff das "faire Entgegenkommen" für die Dauerkarteninhaber. Das Thema sei bereits im September im Hauptausschuss "intensiv diskutiert" worden. Eine große Mehrheit habe sich dafür gefunden, die Preise für Dauerkarten im nächsten Jahr um etwa ein Drittel zu senken (genaue Preise siehe nebenstehender Kasten). "Ich halte das für angemessen, das Angebot gefällt mir gut", meinte Althoff. Zudem wisse man nicht, wie es nächste Saison weitergeht.
Die Stadt versuche, durch "erste bauliche Maßnahmen Abhilfe zu schaffen". Althoff hoffte, dass die Besucher dem Freibad wohlgesonnen bleiben, auch nächstes Jahr wiederkommen "und mit uns gemeinsam diese schwierige Phase überwinden". Der Rathauschef betonte noch einmal, dass die Stadt schuldlos sei. "Wir können nichts dafür, es sind Planungs- und Baufehler." Er zeigte sich aber überzeugt davon, dass man "in eine gute Zukunft schauen" könne.
Auch Désirée Endler (Grüne) sah ein "faires Entgegenkommen" für die Dauerkarteninhaber. Sie regte an, auch bei den Einzelkarten über eine Ermäßigung nachzudenken für die Zeiträume, in denen das Naturbecken geschlossen ist. "Viele Besucher erfuhren erst an der Kasse, dass das Becken gesperrt ist", begründete sie. "Weil der Eintritt aber genauso hoch war, waren sie frustriert und erzürnt." Außerdem regte Endler an, das Freibad morgens früher oder für Pendler abends länger zu öffnen. Ob das gewünscht werde, könne man mit einer Umfrage auf der Internetseite der Stadt herausfinden. Darüber könne man im Laufe der nächsten Wochen bei den Haushaltsberatungen für nächstes Jahr diskutieren, sagte Bürgermeister Althoff.
Winfried Schimpf (SPD) sah einen "Treuebonus", der der Kundenbindung diene. "Wenn wir aber auch noch an den Einzelkarten rummachen, brauchen wir sehr lange", meinte er. Er sei jedenfalls froh, dass man vor sieben Jahren nicht das ganze Freibad in ein Naturbad umgewandelt habe, wie das mit einer Unterschriftenaktion gefordert worden sei. "Dann würden wir jetzt richtig in der Patsche sitzen und hätten ganz andere Probleme." Er sei schon immer für die "Kombilösung" gewesen.
Schimpf betonte aber auch, dass in dieser Saison erneut über 100 000 Besucher kamen. Und das, obwohl es auch in Vorjahren schon Schließungen gegeben habe. Eine Abwanderung in umliegende Bäder habe es nicht gegeben. Das zeige die Ironie, dass die 100 000. Besucherin aus Bammental gekommen sei, wo es ja bekanntlich auch ein Freibad gebe. Am Saisonende waren es sogar 120 000, wie Bürgermeister Althoff anmerkte.
Dass es sich um ein "einmaliges Entgegenkommen als Reaktion auf eine einmalige Malaise" handelt, unterstrich Frank Volk (Freie Wähler). Wichtig sei, dass es keinen Rechtsanspruch der Preissenkung für die Folgejahre gebe. "Wenn es nächstes Jahr wieder so schlecht läuft, müssen wir neu entscheiden", sagte Volk. "Ich hoffe aber, dass es auch einmalig bleibt." Er appellierte daran, dass die Besitzer ihre Dauerkarten für diese Saison nicht wegwerfen.
Gar ein "wunderschönes Zeichen" sah Christian Rupp (CDU). Die Sperrungen hätten vor allem Familien mit Kindern getroffen. "Wir hoffen, dass alle wieder kommen", sagte er. "Nur wenn die Besucher uns dauerhaft treu bleiben, kann das Schwimmbad auch dauerhaft geöffnet sein." Wenn viele Badegäste abwandern, belaste dies den Haushalt der Stadt. Dies sei bei den ohnehin schlechten Finanzen nur schwierig aufzufangen. Nächstes Jahr müsse man wieder individuell entscheiden, wie es weitergehe. Rupp gab zu bedenken, dass eine längere Öffnungszeit zulasten der Sauberkeit gehen könnte, weil die Schwimmmeister dann weniger Zeit dafür hätten.
Dietmar Keller (SPD) meinte, dass den durch die Ermäßigungen zu erwartenden "Schaden" von rund 20 000 Euro eigentlich der Planer und die Baufirmen verursacht hätten. "Wir sollten beim laufenden Prozess versuchen, auch dieses Geld einzutreiben", forderte er. Dazu Althoff: "Wir nehmen’s in Protokoll auf."