Ergriff seine Chance und startet mit 56 Jahren als Bürgermeister durch: Edgar Knecht. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Lobbach. Bürgermeister Edgar Knecht. Das Schild am Eingang des Lobbacher Rathauses war am Montag schon auf dem neuesten Stand, aber nur überklebt. Das neue ist schon bestellt. Denn Edgar Knecht will länger bleiben. Am gestrigen Montag trat der parteilose 56-Jährige sein Amt als Bürgermeister an. Im RNZ-Interview verrät er, dass er derzeit zwischen zwei Zimmern wechseln muss und dass er Feuerwehrmann bleibt.
Herr Knecht, mit welchem Gefühl wacht man auf, wenn man weiß: Heute werde ich Bürgermeister?
Mit absolutem Optimismus. In den letzten Wochen haben mir viele Bürger gesagt, dass sie sich auf meinen Amtsantritt freuen. Auch heute Morgen habe ich noch eine Glückwunsch-Mail bekommen. Und meine Frau hat mir einen Bibelspruch "Für Neubeginner" geschenkt.
Wie sah Ihr erster Arbeitstag aus?
Mein Tag hat um 7 Uhr mit einem Besuch im Bauhof begonnen. Um 7.30 Uhr kam mein Stellvertreter Wolfgang Kuhnle ins Rathaus, um meinen Dienstbeginn offiziell dem Landratsamt zu melden. Bei dem Gespräch ging es auch um meine Amtseinführung am 22. Juni. Vereidigt werden musste ich nicht mehr, weil ich schon seit dem 1. August 1978 Beamter der Gemeinde bin. Bei uns im Rathaus ist es Tradition, dass sich montags um 8 Uhr alle Verwaltungsmitarbeiter treffen. Das war auch heute so, obwohl wir aktuell nicht alle an Bord haben. Und auch am Nachmittag war mein Terminkalender gut gefüllt.
Und was steht in den nächsten Wochen alles für Sie an?
Antrittsbesuche muss ich nicht machen, weil mich eigentlich alle hier schon kennen - auch, weil ich meinen Amtsvorgänger Heiner Rutsch in den letzten Wochen auf Terminen begleitet habe. Ein großes Thema der nächsten Wochen wird der Rathausneubau sein. Außerdem werden wir die Planung für zwei Baugebiete mit insgesamt 30 Bauplätzen vorantreiben.
Wie haben Sie sich auf Ihren Amtsantritt vorbereitet?
Da ich schon seit fast 40 Jahren hier im Rathaus arbeite und bisher bei allen großen Projekten eingebunden war, musste ich mich nicht mehr einarbeiten. Sicher muss ich mich bei manchen Themen noch einlesen, aber ein Seminar für Bürgermeister-Neulinge muss ich nicht besuchen. Ich wusste, was auf mich zukommt. Da es noch keinen Nachfolger für mich als Ordnungsamtsleiter gibt, muss ich derzeit auch diese Aufgabe noch übernehmen. Ich wechsle also ständig zwischen zwei Zimmern, denn schließlich soll niemand auf einen Antrag oder eine Antwort warten müssen. Wir werden auch im Rathaus umstrukturieren und die Arbeitsabläufe beschleunigen. Die Mitarbeiter bekommen mehr Verantwortung. Auch mein Büro wird sich noch verändern. Es fehlt eine Pflanze, die meine Frau aussuchen wird. Mein Wunsch ist, dass die Pflanze pflegeleicht ist.
Welche Ziele haben Sie sich für die ersten 100 Tage gesetzt?
Den 100. Tag habe ich mir im Kalender markiert (schmunzelt). Das erste Ziel ist eine ordentliche Personalstruktur, damit wir optimiert arbeiten können. Der Ausschuss für den Rathausneubau soll bis dahin getagt haben. Außerdem will ich die Bürgerbeteiligung stärken und vor Gemeinderatssitzungen Gespräche anbieten. Mein Wahlmotto "Lobbach gemeinsam gestalten" gilt auch für das Gemeindeentwicklungskonzept, das aber langfristiger angelegt ist. Hier werden sich die Bürger in Arbeitskreisen beteiligen können. Das Ergebnis soll eine Prioritätenliste für Projekte sein.
Sie arbeiten bereits 39 Jahre im Rathaus. Warum war es Ihnen so wichtig, in Ihrer Heimatgemeinde Bürgermeister zu werden? Sie hätten schon früher woanders kandidieren können.
Ich wollte nie aus Lobbach weg, weil ich hier so stark verwurzelt bin. Ich habe hier als Mitarbeiter und Mensch alles erreicht, was ich erreichen wollte. Es ist auch schön, in einer kleinen Gemeinde zu arbeiten. Man muss nicht immer nach oben streben. Es war nicht mein Lebensplan, Bürgermeister zu werden. Das hat sich ergeben. Ich wollte nie gegen meinen Chef kandidieren. Doch als Heiner Rutsch nicht mehr antrat, kam der Gedanke auf. Außerdem passte es gerade persönlich. Meine Frau hat mich bestärkt und meine drei Söhne haben ihre Ausbildung beendet, sodass unser Haus leer geworden ist. Sie haben mich auch im Wahlkampf unterstützt. Wenn ich noch Spaß habe, es meine Gesundheit zulässt und die Einwohner es wollen, kandidiere ich auch noch einmal.
Heiner Rutsch hat einmal gesagt, dass er es als Lobenfelder im Waldwimmersbacher Rathaus relativ einfach hatte, weil er so beide Ortsteile vereint hat. Sie sind Waldwimmersbacher ...
Ich habe aber Verwandtschaft in Lobenfeld (lacht)! Außerdem habe ich dort viele Freunde. Ich sage aber: Ich bin Lobbacher. Bei mir gibt es kein Ortsteildenken. Als ich meine Lehre begonnen habe, war die Fusion schon vollzogen.
Sie waren bisher Feuerwehrkommandant. Als Bürgermeister dürfen Sie das nicht gleichzeitig sein.
Meine Nachfolge ist bereits geregelt. Ende Juli wird es eine außerordentliche Hauptversammlung geben. Mein Vorgänger war übrigens Dieter Rutsch, der Bruder von Heiner Rutsch. Es wird diesmal aber kein Rutsch oder Knecht. Ich bleibe Feuerwehrmann. Der Bürgermeister ist bei größeren Einsätzen ohnehin vor Ort - ob mit Einsatzkleidung oder ohne spielt keine Rolle. Ich werde aber künftig nicht mehr bei jedem Einsatz dabei sein - zum Beispiel, wenn nur eine Ölspur gemeldet wird. Der Abschied als Kommandant fällt mir nicht schwer. Ich gewinne damit auch Freiraum, den ich für den Bürgermeisterjob brauche. Ich tausche diese schöne Aufgabe gegen eine andere schöne.