Trotz diverser Maßnahmen fließt von der Kläranlage in Waldkatzenbach wieder schäumendes Wasser in die Eisigklinge. Foto: Jürgen Hofherr
Von Jürgen Hofherr
Waldkatzenbach. Nach unserer Berichterstattung über die Schaumbildung im Auslauf der Kläranlage in der Eisigklinge im Januar und unserer Anfragen an die Gemeindeverwaltung von Waldbrunn und das Landratsamt wurde Anzeige erstattet und von der Polizei ermittelt. Ein Verursacher für die Einleitung von Waschpulver oder sonstigen Tensiden konnte allerdings bislang nicht ermittelt werden. Da die Schaumbildung nach wie vor auf uns vorliegenden Fotos und Videos zu erkennen ist, stellten RNZ und SWR weitere Nachfrage ans Landratsamt. Um alle Fragen zu beantworten, wurde vonseiten der Kontrollbehörde in Mosbach ein Vor-Ort-Termin angeboten.
Bei dieser Begehung war Dieter Rögner, beim Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis für Wasserwirtschaft und Bodenschutz zuständig, nach Waldkatzenbach gekommen. Auch Waldbrunns Bürgermeister Markus Haas, Bauamtsleiter Martin Grimm sowie die Klärwärter Markus Lopinsky und Dirk Fichtner waren anwesend. Eigens für den Pressetermin war die Anlage kosmetischen Arbeiten unterzogen worden.
Beim Rundgang gab sich Rögner sehr viel Mühe, den Weg des Abwassers vom Einlauf in die Kläranlage bis zum Auslauf in der Eisigklinge auch für Laien verständlich darzustellen. Dabei berichtete Dieter Rögner, dass nicht alle Haushalte des Ortsteils Waldkatzenbach an die 1988 in Betrieb genommene Kläranlage angeschlossen sind. Die Neubaugebiete Leimengrube I-III sowie das Feriendorf werden über Oberdielbach nach Eberbach abgeleitet und dort geklärt.
Die Anlage sei zwar schon über 30 Jahre alt, es liege dennoch eine Betriebsgenehmigung vor; die Klärwerte lägen innerhalb der Grenzwerte, stellt Rögner fest. Daran änderten auch die Schaumberge im Januar nichts, die nach Rögners Einschätzung auf die Einleitung großer Mengen Waschpulver oder ähnlicher Substanzen zurückzuführen seien. Wer solche Mengen entsorgt habe, konnte aber keiner der Anwesenden schlüssig beantworten.
Da in Waldkatzenbach auch das Oberflächenwasser (Niederschlag) über die Kläranlage entsorgt wird, ist im Zuflussbereich auch ein Regenüberlaufbecken (RÜB) vorhanden. Bei stärkeren Niederschlägen kann es daher vorkommen, dass das Abwasser aus Haushalten und Gewerbebetrieben mit Regenwasser gemischt wird. Im vergangenen Jahr war das RÜB laut Dieter Rögner an 59 Tagen voll; an 20 Tagen, also ca. zweimal monatlich, lief das durch Regenwasser verdünnte Abwasser ungeklärt direkt in die Eisigklinge. Dies sei zwar nicht erstrebenswert, aber gesetzlich im Rahmen.
Ansonsten wird das Wasser in diesem ersten Reinigungsschritt mechanisch (physikalisch) gereinigt, da sich schwere Inhaltsstoffe wie Fäkalien etc. absetzen. Weiter fließt das Wasser durch eine Drossel, die den gleichbleibenden Zulauf regelt, über einen Rechen, der feste Stoffe wie Tampons, aber auch skurrile Funde wie Gebisse, so die Klärwärter, aus dem Wasser nimmt. Der Rechen sind erst letztes Jahr komplett erneuert worden.
Weiter geht es in den sogenannten Emscher Brunnen, dessen steile Wände für die weitere physikalische Reinigung sorgen. Der abgesetzte Klärschlamm wird zwischengelagert, dann zur Kläranlage Schollbrunn transportiert, wo er getrocknet und der Müllverbrennung zugeführt wird. Das nun mehrfach mechanisch gereinigte Wasser läuft nun über den Tropfkörper durch ein poröses Gestein, in dem Bakterien für die biologische Reinigung sorgen. In dieser Stufe werden dem Abwasser Kohlen- und Stickstoff entzogen. Außerdem erfolgt auf chemischem Weg der Abbau von Phosphaten.
In diesem Bereich betreibt die Gemeinde Waldbrunn infolge unserer Berichterstattung einen automatischen Probennehmer, der stündlich Wasserproben entnimmt. Diese werden bei Störfällen durch Augenschein überprüft. Es sei schwierig, Laborwerte zu ermitteln. Zum einen seien solche Proben sehr teuer, zum andern müsse man den Laboranten auch mitteilen, wonach sie suchen sollen, berichtete Rögner.
Aus dem Tropfkörper, der nach Bekanntwerden der Schaumbildung gereinigt wurde, läuft das Abwasser in ein Nachklärbecken, wo sich letzte Feststoffe erneut absetzen sollen. Aus diesem Becken wird wöchentlich eine Probe gezogen und von den Klärwärtern Markus Lopinsky und Dieter Fichtner im gemeindeeigenen Labor in Schollbrunn untersucht.
Darüber hinaus entnimmt und bewertet ein unabhängiger Experte mehrmals jährlich Stichproben - bisher ohne Auffälligkeiten. Dennoch belegen uns vorliegende Fotos und Videos, dass häufig stark verschmutztes, schäumendes, fettschillerndes und übel riechendes Wasser in die Eisigklinge läuft.
Nach dem ganzen Prozess, der nur etwa drei Stunden dauert, läuft das geklärte Abwasser durch den Ablauf in die Eisigklinge und von dort aus in den Höllbach. Beim Rundgang hatte sich an diesem Morgen wieder enorm viel Schaum gebildet, für den weder Dieter Rögner noch die Klärwärter eine Ursache nennen konnte. Vielmehr sorgte der Anblick bei den Anwesenden für Fassungslosigkeit.
Möglicherweise werden die Schaumteppiche bewusst verursacht, spekulierten die Anwesenden. Allerdings konnte niemand einen möglichen Grund für ein solches Vorgehen nennen.
Es bleibe jedoch festzuhalten, dass der Schaum keine Gefahr für die Umwelt mit sich bringe, waren sich Dieter Rögner und Bürgermeister Markus Haas einig. Dennoch wolle man weiter nach Ursachen bzw. Verursachern suchen. Eine Sanierung stehe nicht im Raum. Auch weil eine gültige Betriebserlaubnis vorliege. Da vonseiten des Landes eine Zentralisierung der Abwasserbeseitigung angestrebt wird, soll in den nächsten Jahren ein entsprechendes Konzept erstellt werden.
Bis dahin muss die Natur mit den Verunreinigungen klar kommen. Da auch geschützte Vogelarten wie der Schwarzstorch im Höllbach auf Nahrungssuche gehen, werden jetzt auch die Naturschützer des Nabu Waldbrunn aktiv. In einem Schreiben ans Landratsamt wird um Aufklärung gebeten.