Mutmacher, sozialer Lastenausgleich - im RNZ-Interview skizzieren Meinrad Edinger (Caritas) und Guido Zilling (Diakonisches Werk), wie sie die RNZ-Weihnachtsaktion sehen. So oder so: Durch die vielen kleinen und großen Spenden werden Menschen "beschenkt", die Hilfe brauchen - und in unserer unmittelbaren Nachbarschaft leben. Symbolfoto: dpa
Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. In der Weihnachtszeit steht das Schenken im Vordergrund. Seit mittlerweile neun Jahren beschenken auch Sie, die Leser der RNZ im Neckar-Odenwald-Kreis, die Menschen in Ihrer Nachbarschaft. Seit dem Jahr 2009 gibt es die RNZ-Weihnachtsaktion im Kreis, seitdem werden immer wieder Gelder gespendet, die dann das Diakonische Werk, der Caritasverband und der Fachdienst Soziales des Landratsamtes verwenden, um Bedürftigen zu helfen. "Dafür einfach Danke", sagt Heiko Schattauer, Leiter der Redaktion in Mosbach. Im RNZ-Interview erklären die Geschäftsführer des Diakonischen Werks, Guido Zilling, und des Caritasverbandes, Meinrad Edinger, was mit den Spenden passiert.
Die RNZ-Weihnachtsaktion im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es seit nun neun Jahren. Was haben die Spender der RNZ-Leser in dieser Zeit schon bewirkt?
Guido Zilling: Eine ganze Menge: Zunächst haben sehr viele Personen unmittelbar von der großen Hilfsbereitschaft profitiert. Wenn dringende Anschaffungen oder Reparaturen anstanden und kein Geld mehr übrig war, wenn Ausgaben für Medikamente, Fahrten zu Ärzten etc. nicht mehr geschultert werden konnten oder einfach zum Ende des Monats der Kühlschrank und der Geldbeutel gleichzeitig leer waren und dringend Lebensmittel benötigt wurden, konnte die RNZ-Weihnachtsaktion helfen. Was RNZ-Leser zudem bewirken, ist aus meiner Sicht nicht weniger wertvoll: Die Spender zeigen, dass ihnen die Not der Nachbarn nicht gleichgültig ist.
Meinrad Edinger: Es findet ein "sozialer Lastenausgleich" statt. Die, die geben können, nehmen denen, die Not (Last) haben, diese ab oder helfen ihnen, sie zu tragen. Das ist der notwendige Kitt, der eine Gesellschaft ausmacht und soziales Miteinander fördert. Nach meiner groben Einschätzung haben wir jedes Jahr doppelt so viele Spender wie Empfänger. Man könnte also sagen: Wenn jeder Willige einen anderen an die Hand nimmt, wird im übertragenen Sinne dreien geholfen. Ein schönes Bild zu Weihnachten.
Sind Fälle von Armut aktuelle oder schon abgearbeitete Notlagen?
Zilling: Häufig stellen wir anonymisiert Situationen dar, in denen wir bereits helfen konnten. Gelegentlich greifen wir aber auch ein aktuelles Anliegen auf, das uns im Beratungsgespräch vorgestellt wird.
Edinger: Es sind Fälle, die in unserer Arbeit tatsächlich so anfallen. Gleichzeitig stellen sie aber auch die immer wiederkehrenden Notlagen dar.
Und gibt es eine besondere Zielgruppe?
Edinger: Prozentual gesehen ist bei den älteren Menschen die höchste Steigerungsrate in puncto Hilfsbedürftigkeit. Absolut gesehen stellen die Geringverdiener - diejenigen, deren Verdienst knapp über dem existenzsichernden Einkommen liegt - und die Alleinerziehenden die Gruppen mit dem höchsten Unterstützungsbedarf.
Zilling: Wir sehen unsere Aufgabe darin, allen bedürftigen Menschen diese Hilfe zu vermitteln. Dabei sind es häufig alleinerziehende, chronisch erkrankte oder langzeitarbeitslose Menschen, die wir unterstützen. Zunehmend kommen auch ältere Menschen mit geringen Rentenansprüchen oder andere Sozialleistungsbezieher, die durch steigende Mieten oder steigende Lebenshaltungskosten immer mehr in Bedrängnis geraten, in unsere Beratung.
Wie viel Hilfe zur Selbsthilfe braucht es denn?
Edinger: Die, die wir geben können. Und das ist durch die RNZ-Weihnachtsaktion viel.
Zilling: Die finanzielle Hilfe in einer konkreten Situation ist häufig ein kleiner aber wichtiger Beitrag, um Mut zu machen. Beispielsweise um sich nicht mit der Langzeitarbeitslosigkeit abzufinden; um einen Weg zu finden, um mit einer chronischen Krankheit besser umzugehen oder bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum nicht nachzulassen. In diesem Sinne wirkt die Weihnachtsaktion als "Mutmacher" und gibt Anstoß, die Notsituation mit eigenen Kräften und der Unterstützung von Beratungsdiensten zu überwinden.
Welche Mittel hatten Sie denn eigentlich vor der RNZ-Weihnachtsaktion zur Verfügung?
Zilling: Bevor es die RNZ-Weihnachtsaktion im Landkreis gab, hatten wir weniger als 2000 Euro zur Verfügung, der berühmte Tropfen auf den heißen Stein…
Edinger: Beim Caritasverband waren es etwa 3000 bis 5000 Euro.
Was würden Sie sich denn für die laufende Aktion noch wünschen?
Zilling: Ich gebe zu, es wäre schon großartig, wenn wir mit der Spendensumme wieder in die Nähe des (Rekord-) Ergebnisses der letztjährigen Aktion kämen. Die RNZ-Weihnachtsaktion lebt dabei nicht nur von den großen Spenden, sondern sie wird genauso davon getragen, dass ganz viele kleinere Spenden eingehen und sich ganz viele aus unserem Landkreis beteiligen.
Edinger: Dem ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen, außer dass ich hoffe, dass diese Spendenaktion noch lange läuft…
Info: Spendenkonto: IBAN: DE 5867.4500.4800.0437 2397, Stichwort: RNZ-Weihnachtsaktion Neckar-Odenwald-Kreis.
Meinrad Edinger
Guido Zilling