"Prenzlschwäbin" in Mosbach

"Da müssen die Badener stark sein"

Comedian Bärbel Stolz kommt mit ihrem Programm "Toller Arsch" nach Mosbach - Als "Prenzlschwäbin" zum Youtube-Star geworden

14.02.2020 UPDATE: 14.02.2020 21:00 Uhr 3 Minuten, 20 Sekunden
Mit ihr kann man Spaß haben: Bärbel Stolz kommt am 26. März mit ihrem Programm „Toller Arsch“ in die Alte Mälzerei nach Mosbach. Die RNZ hat nachgefragt, was die Mosbacher von der „Prenzlschwäbin“ erwarten dürfen. Foto: zg

Von Heiko Schattauer

Mosbach. Sie ist der lebende Beweis, dass Frauen Multitasking können – und lustig erst recht! Bärbel Stolz kommt am Donnerstag, 26. März, nach Mosbach, mit einem Programm, dessen Titel gleich mal ein paar Fragen aufwirft. "Toller Arsch" heißt es, wenn die Wahl-Berlinerin mit schwäbischem Migrationshintergrund im gut-badischen Wohnzimmer der Alten Mälzerei antritt. Wir haben uns vorab mal um Aufklärung zu Titel, Thesen und Temperamenten bemüht.

Kabarettistin, Schauspielerin, Bloggerin, Politikerin, Buchautorin – Frauen sind Multitasking-fähig, schon klar. Männer verstehen das aber vielleicht nicht, daher die ganz eindimensionale Frage: Warum das alles?

Ach, Frauen überfordern sich halt mal gern selbst ... Im Ernst: Mich interessiert eben unheimlich viel. Viele Dinge passieren einfach so. Und wenn sie mir so vor die Nase fallen, dann probiere ich sie auch gerne aus. Und ich als Frau bin ja auch grundsätzlich neugierig.

Und was war zuerst da?

Mein Vater ist Schauspieler, ich hab’ demnach schon als Kind irgendwie mitgespielt. Und mit sechs Jahren war klar: Ich will Schauspielerin werden. Nach der Schule gab es dann die zwei Optionen Medizinertest oder Prüfung an der Schauspielschule. Und da das Vorspielen vor dem Test war, wurde es die Schauspielerei mit klassischer Ausbildung in Berlin. Mit meiner ersten Rolle bei "Verliebt in Berlin" hatte ich dann einen Fuß in der Drehtür, wenn man so will.

Und die anderen "Multitasks" kamen dann so einfach mit dazu?

Naja, geschrieben hab’ ich eigentlich auch schon immer nebenher. Und über die "Prenzlschwäbin" hat sich das dann auch ein bisschen weiterentwickelt und ist zu zwei Büchern geworden.

Gutes Stichwort: Mit der "Prenzl­schwäbin" (also der Stuttgarterin in Berlin) sind Sie zur angesagten Youtuberin geworden, haben Millionen Klicks und unzählige Follower. Wie kam es denn dazu?

Die Prenzlschwäbin hat mein Mann erfunden, also zumindest den Begriff dazu. Ich wollte nach meiner Babypause einfach ein bisschen auf mich aufmerksam machen – und so ist der erste Beitrag über den Integrationskurs von Schwaben in Berlin entstanden. Und dann ging irgendwann der Clip "Shit, Prenzlschwaben, say" durch die Decke und hat dafür gesorgt, dass das Telefon nicht mehr still stand und auch Buchverlage plötzlich Interesse an der Prenzlschwäbin und ihren Geschichten hatten.

Und Sie waren gleich hin und weg?

Nein, ich war gerade am Stillen, mich hat das im ersten Moment also gar nicht interessiert ...

Im zweiten wohl schon, entstanden sind daraus die Bücher "Isch des Bio?" und "Ich bin dann mal Ex". Die Erlebnisse der Prenzlschwäbin bedienen zwar herrliche Klischees, sind wahrscheinlich aber einfach auch ganz real, oder?

Jaja, man kann sich die Sachen nicht so krass ausdenken, wie man sie erlebt. In der Realität fallen einem ständig Comedy-Nummern vor die Füße. Bekannte haben mir schon mal gesagt, dass sie sich manche Prenzlschwäbin-Folgen nicht mehr anschauen, weil ihnen das zu real ist.

Und in ihren Büchern? Auch alles real oder gar autobiografisch?

Mit 20 Jahren Berliner Zugewanderten-Erfahrungen ist da natürlich ganz viel Autobiografisches dabei. Aber mein Agent hat mir irgendwann gesagt: Du darfst auch was erfinden! Und irgendwann hat er mich dann auch auf die Bühne geschubst ...

Die Bühne ist für Sie als Schauspielerin ja aber kein Problem, oder?

Stimmt. Aber für alles selbst verantwortlich zu sein, kann dann schon mal zum Problem werden. Als Schauspieler spielt man seine geschriebene Rolle, als Comedian schreib ich mir das alles selbst, bin dann auch an allem schuld. Das kann schon Nerven kosten, man lernt aber auch viel über sich selbst.

Ihr Programm, mit dem Sie auch in Mosbach bewegen wollen, heißt: "Toller Arsch". Was wollen Sie uns damit bitte sagen?

(lacht) Damit will ich auch die Männer abholen, will sagen: Kommt da hin, schaut auch das an! Auch der tolle Arsch hat einen realen Hintergrund, den kann ich in Mosbach gern erzählen. Und dann ist es ja so, dass das auf viele Männer passt: Männer sind toll. Aber auch Ärsche. Und im Idealfall hat der tolle Arsch auch noch einen tollen Arsch. Bin mal gespannt, wie Sie das verpacken ...

Gar nicht, das verstehen die Badener schon. Was dürfen die Mosbacher sonst noch erwarten?

Es geht um Männer und Frauen, um den Zwang zur Selbstoptimierung, die Frage des Zusammenlebens, die Überforderung als Akademiker-Eltern, das Scheitern von Liebesbeziehungen. Ernste Themen, lustig verpackt. Man muss über den ganzen Kram und sich selbst auch lachen können, sonst funktioniert das ja alles nicht.

Noch mal ganz weit zurück: Wieso sind Sie eigentlich aus dem Herzen Schwabens nach Berlin? Nur weil es sexy sein soll?

Natürlich weil ich sexy bin – und deshalb da hingehöre. Und dann war da ja noch die Schauspiel-Ausbildung und wir Schwaben sind ja auch ein grundsätzlich neugieriges Völkchen. Ich bin praktisch seit 20 Jahren auf Montage in Berlin.

Und doch die Schwäbin: In der ZDF-Serie SOKO spielen sie eine Stuttgarter Kommissarin ...

Das ist Lokalpatriotismus aus der Ferne! Und Schwäbisch kann ich ja auch noch, das geht nicht weg, das ist ja meine Vatersprache.

Jaja, Schwäbisch geht und Hochdeutsch ja auch ganz gut. In Mosbach wird aber die Frage aufkommen: Können Sie auch Badisch?

Ich kann Badisches Schäufele sehr gut essen, aber badischen Dialekt ... Aber aus Berliner Sicht ist alles, was südlich von Köln liegt, ohnehin Schwaben. Da müssen die Badener wohl stark sein. Andererseits: Wenn sich Badener in Berlin daneben benehmen, dann fällt das auch auf die Schwaben zurück!

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