Soldaten helfen in Pflegeheimen, Mitarbeiter einem Coronaschnelltest zu unterziehen. Das muss aktuell dreimal die Woche gemacht werden. Der Einsatz der Soldaten ist aber auf drei Wochen begrenzt. Foto: dpa
Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. Seit Mitte Januar gelten neue Coronaregeln. Eine davon bezieht sich auf das Personal in Alten- und Pflegeheimen. Das muss dreimal pro Woche mit einem Coronaschnelltest getestet werden. Ein großer Aufwand. Deshalb sollen Bundeswehrangehörige die Heime unterstützen – die Hürden dafür sind manchen Heimbetreibern zu hoch.
"Es ist ziemlich aufwendig", sagt Udo Fütterer zur erweiterten Testpflicht für die Mitarbeiter. Auch, weil ja nicht alle Mitarbeiter auf einmal ihren Dienst im Mosbacher Pfalzgrafenstift antreten: "Ab 5.30 Uhr steht jemand bereit, der die Mitarbeiter der Frühschicht testet. Diese beginnen um 6 Uhr." Damit ist es aber noch nicht getan: Das Küchenpersonal kommt um 7 Uhr, das Reinigungspersonal um 7.30 Uhr, der Hausmeister um 8 Uhr. "Das bedeutet, dass eine examinierte Fachkraft mindestens von 5.30 bis 9 Uhr parat stehen muss." Um 12.30 Uhr kommen schon die nächsten Pflegenden, um 16.30 Uhr kommt der halbe Spätdienst, und um 19.30 Uhr trifft die Nachtschicht ein. Sechs examinierte Kolleginnen haben sich in die Handhabung der Schnelltests einweisen lassen. Sie fehlen aber in der Pflege. "Wir haben uns schon die Frage gestellt, wie lange wir das noch durchhalten", sagt Fütterer. Klar ist: Es darf nichts dazwischenkommen, keine Kraft darf ausfallen. Ein Hoffnungsschimmer ist für den Heimleiter die Impfung: Die erste Dosis haben Mitarbeiter und Bewohner schon bekommen, der zweite Termin ist am 12. Februar.
Unterstützung bekommt das Pfalzgrafenstift von seinem Träger, der Johannes-Diakonie. "Zwei Mitarbeiter der Johannes-Diakonie kommen an festen Tagen zum Testen. Nur so schaffen wir die Vorgaben der Coronaverordnung", verdeutlicht Fütterer. Wenn der Träger nicht helfen würde, wäre vielleicht die Bundeswehr eine Option.
Diese Hilfe bekommt nun der Träger selbst: Die Johannes-Diakonie musste die Schnelltests in den vier Wohn- und Pflegeheimen im Kreis ebenfalls ausweiten. "Für die Tests wurden Mitarbeiter geschult", berichtet Pressesprecher Michael Walter. "Es ist schon ein zusätzlicher Aufwand, der da gestemmt werden muss." Denn die Tests kosten die Mitarbeiter Zeit. "Es hat aber auch eine positive Seite: Wenn man negativ getestet wurde, geht man auch positiv an die Arbeit – nämlich mit dem Wissen, dass man aktuell niemanden infizieren kann", sagt Walter. "Es schafft zumindest mehr Sicherheit als ohne Tests."
Seit Mittwoch hat die Johannes-Diakonie Hilfe von der Bundeswehr: Sie unterstützen die Häuser in Mosbach und Schwarzach bei den Testungen. Ausgerechnet in Walldürn, im "Haus am Limes", gebe es aber (noch) keine Unterstützung – hier gab es vor Kurzem einen Coronaausbruch. "Hier fielen Mitarbeiter wegen Krankheit und Quarantäne aus, gleichzeitig sollten die verbliebenen Mitarbeiter mehr Tests machen", berichtet Walter. Die Hilfe der Bundeswehr ist auf drei Wochen befristet; im Anschluss soll Personal eingesetzt werden, das durch einen öffentlichen Aufruf des Bundes gewonnen werden soll.
Eine Zeitspanne, die Henriette Gelhausen-Burgbacher vom Vitalis-Haus in Aglasterhausen zu kurz ist. "Für drei Wochen ist der Aufwand zu groß", meint sie. Im Aglasterhausener Pflegeheim sind deshalb vorrangig Pflegedienst- und Wohnbereichsleiter im Einsatz, um die Tests zu schultern. "Die Mitarbeiter werden dreimal pro Woche getestet, Besucher, wenn sie ins Haus möchten, und Bewohner, wenn sie auffällig sind", sagt Gelhausen-Burgbacher. Obwohl die Tests mehr Sicherheit bringen, sagt die Heimleiterin: "Vielleicht wurde über die Häufigkeit der Tests zu schnell entschieden. Man weiß doch, wie sich die personelle Situation in den Heimen momentan gestaltet. In der Coronazeit ist es noch schwieriger, Personal zu bekommen."
Domus Cura betreibt mehrere Pflegeheime in der Region. Auch hier wird entsprechend Verordnung mehr getestet. "Wir haben für Neunkirchen und Hüffenhardt je einen Soldaten im Einsatz, der die Schnelltestungen der Mitarbeiter und Besucher (diese nur in Neunkirchen) vornimmt", erklärt Birgit Knufinke, Bereichsleiterin von Domus Cura. In Michelbach soll ab Anfang Februar ein Soldat eingesetzt werden. Die Bewohner werden weiterhin von den Pflegefachkräften getestet.
Genügend Schnelltests sind vorhanden. "Wir führen in jeder Einrichtungen eine Verbrauchsliste sämtlicher Schutzmaterialien. Dort verzeichnen wir auch die Menge an Schnelltests. Der Einkauf erfolgt zentral. Wir melden den Bedarf an die Domus-Cura-Zentrale, und diese sorgt frühzeitig für Bestellungen", berichtet Birgit Knufinke. Schnelltests seien derzeit gut erhältlich – eine Beobachtung, die auch Michael Walter von der Johannes-Diakonie so bestätigt.
Auch bei Domus Cura sieht man einen Nutzen in der Erweiterung der Tests für Angestellte: "Wir erhoffen uns eine frühzeitige Erkennung von Infektionen und somit eine Risikominimierung. Eine frühzeitige Erkennung hilft, die Ausbreitung im Haus zu verhindern. Wir hoffen, dies mit den Schnelltests zu erreichen", sagt Birgit Knufinke. Aufwand und Sicherheit, Mehraufgaben und Klarheit gehen beim Thema Schnelltests in Pflegeheimen Hand in Hand. Eine Studie der Berliner Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) von 2020 kommt zu dem Ergebnis, dass zusätzliche Aufgaben es zunehmend schwieriger machen, "gute Pflege zu leisten". Und die, das betont Udo Fütterer, sollte Vorrang haben.