Saed Debichi, Mitarbeiter bei Taxi Herrmann, trägt trotz Plexiglas-Scheibe immer eine Maske während den Fahrten. Der Schutz seiner Kunden ist ihm sehr wichtig. Foto: Caspar Oesterreich
Mosbach. (cao) "Wir stehen ganz am Ende der Nahrungskette", sagt Markus Herrmann, Inhaber des gleichnamigen Taxiunternehmens in Mosbach. Die vergangenen Monate seinen – wie für so viele andere auch – nicht leicht gewesen: Wenn Restaurants und Diskotheken geschlossen sind, in Firmen keine Weihnachtsfeiern mehr stattfinden, Vereine ihre Veranstaltungen absagen und das Party-Volk zu Hause bleiben muss, "fährt auch quasi niemand mehr Taxi", verdeutlicht er seine Aussage. Vom Transport der Schüler mal abgesehen, halte er sein Unternehmen eigentlich nur noch mit Krankenfahrten über Wasser, betont der Chef von Taxi Kranzmann im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung.
Ähnliches berichten auch die beiden anderen Mosbacher Taxiunternehmer: "Es ist ganz eng. Wir halten mit Krankenfahrten und dem Schülertransport gerade so durch", macht Ercan Ilgin deutlich. Mit Sorge blickt er auf die Weihnachtstage und das Silvester-Geschäft – eigentlich die lukrativste Zeit des Jahres, wie der Inhaber von Taxi Ilgin erklärt. "Aber dieses Jahr müssen die Menschen an Silvester keine zwei Stunden auf ein Taxi warten", prophezeit er eine schlechte Auftragslage durch die Ausgangssperre.
Dabei sei das Geschäft im Sommer wieder einigermaßen angelaufen. "Zwischendurch lief es ganz gut", berichtet Kai Kranzmann, "aber der erneute Lockdown trifft uns wieder sehr hart." Vor allem in der Nacht fänden aktuell so gut wie gar keine Fahrten mehr statt, bedauert der Chef von Taxi Kranzmann.
Die Umsatzeinbußen der Mosbacher Taxiunternehmer sind drastisch und liegen laut eigenen Aussagen zwischen 30 und 50 Prozent. Die Kollegen in den Großstädten, die hauptsächlich Touristen und Geschäftsleute fahren, hätte es aber noch schlimmer erwischt, erklärt Kranzmann. "Jedes dritte Taxi-Unternehmen in Deutschland steht vor der Insolvenz", ergänzt Herrmann.
Um diese Abzuwenden, haben die drei Unternehmer verschiedene Maßnahmen ergriffen. Bei Taxi Herrmann wurden die Aushilfsfahrer entlassen, die Mitarbeiterzahl von 52 auf 38 gesenkt. Dafür gebe es für die verbleibenden Angestellten seit Juni jedoch keine Kurzarbeit mehr, berichtet Herrmann.
Ilgin musste sich von vier Mitarbeitern trennen, die restlichen acht seien teilweise in Kurzarbeit, erzählt er. Ganz ohne Entlassungen sei man dagegen bei Taxi Kranzmann ausgekommen, berichtet der Inhaber stolz. Allerdings seien alle der rund 20 Taxifahrer im Moment in Kurzarbeit.
Und wie sieht es mit den Hygienemaßnahmen in den Mosbacher Taxis aus? Auch hier haben die drei Unternehmer leicht unterschiedliche Maßnahmen getroffen: Während bei Taxi Ilgin und Taxi Herrmann alle Fahrzeuge mit Plexiglas-Scheiben zwischen Vorder- und Rücksitzen ausgestattet sind, hat Kranzmann bisher "nur einen Teil der Fahrzeuge damit ausgerüstet", erklärt er auf RNZ-Anfrage. Schließlich müsse man die Sicherheit der Fahrgäste nicht nur in Bezug auf Corona gewährleisten. Auch die Funktion der (Seiten-)Airbags müsse bei einem Unfall sichergestellt sein, betont er. "Aber das ist jetzt geklärt, und wir werden zügig auch die anderen Fahrzeuge mit den Schutzscheiben ausrüsten", verspricht Kranzmann.
Im Gegensatz zu Taxi Ilgin und Taxi Hermann erlaubt Kranzmann "in Ausnahmefällen" seinen Kunden auch das Mitfahren auf dem Beifahrersitz. Das tragen von Masken ist in allen Mosbacher Taxis für Kunden Pflicht – und auch die Mitarbeiter seien dazu angewiesen, betonen die drei Unternehmer unisono. Zudem würden alle Fahrzeuge mehrmals täglich – jedoch nicht nach jeder Fahrt – desinfiziert.