Seniorenheim "Tannenhof" wird am angestammten Platz neu gebaut
Für knapp 13 Mio. Euro - Bewusste Entscheidung

Von Heiko Schattauer
Mosbach-Neckarelz. Für die Bewohner soll sich so wenig wie möglich ändern – und doch ändert sich für sie fast alles. Im Seniorenheim "Tannenhof" in Neckarelz verfolgt man ein Vorhaben, vor dem man in vielen anderen Altenpflegeeinrichtungen zurückschreckt: Erneuerung im Bestand. Für annähernd 13 Mio. Euro wird die alteingesessene Einrichtung innerhalb von eineinhalb Jahren komplett abgebrochen und neu gebaut, die allermeisten der aktuell rund 70 Bewohner sollen währenddessen dennoch in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Wie das gehen kann und soll, erläuterten Heimleiter Hans-Jürgen Mössner und Architekt Martin Huber im Gespräch mit der RNZ.
"Das Ganze ist natürlich mit mehr Aufwand und mehr Kosten verbunden", verdeutlicht Mössner, dass man sich die Mission Erneuerung mit der "ganz bewusst getroffenen Entscheidung", die Heimbewohner nicht auslagern zu wollen, nicht unbedingt leichter gemacht hat. Die Notwendigkeit der Veränderung steht mit den Vorgaben der Landesheimbauverordnung (Einzelzimmerverordnung) seit Langem fest, über das "Wie" hat man sich im Johanniter-Haus Tannenhof fast ebenso lange Gedanken gemacht.
Entsprechend lang ist inzwischen auch die Erneuerungsgeschichte. Bereits im November 2017 berichtete die RNZ über das Vorhaben, die aus dem Jahr 1966 stammenden Gebäude am Tannenweg in Neckarelz abzubrechen und an gleicher Stelle einen Neubau zu erstellen. "Das Formale hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen", berichtet Architekt Martin Huber von vielen Gesprächen mit Behörden, bei denen es zwischenzeitlich unter anderem auch um einen einzuhaltenden Mindestabstand zum angrenzenden Waldgebiet ging. Inzwischen habe man aber Regelungen gefunden, u.a. werde für zu entnehmende Bäume als ökologischer Ausgleich eine sogenannte "Traufelung" in Richtung Wald erstellt.

Dieser Tage wolle man nun die entsprechenden Unterlagen für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan offengelegen, sprich die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung erfüllen. Im Rahmen mehrerer gesonderter Informationsrunden hatte man Mitte Dezember bereits Bewohner, Angehörige, Mitarbeiter und Nachbarn über den Stand der Dinge und die weiteren Planungen informiert.
Nach Ablauf der Einwendungsphase wolle man dann die Bauanträge einreichen, ebenso die notwendigen Abbruchgenehmigungen beantragen. Nach der Offenlage soll sich zudem der Technische Ausschuss der Stadt abermals mit dem Projekt Tannenhof befassen; die eigentlichen Pläne hatte man bereits im Gemeinderat (Oktober 2019) ausführlich vorgestellt.
Abgerissen werden sollen zunächst die mehr als 50 Jahre alten Bestandsgebäude (1966 wurde das Haus als Hotel eröffnet) in zwei Abschnitten, was wiederum ermöglicht, dass nur ein kleiner Teil der Senioren vorübergehend außer Haus betreut werden muss. Von zehn bis zwölf Bewohner spricht Hans-Jürgen Mössner, die man mit eigenem Personal in einer anderen Einrichtung in der Nähe versorgen will. "Bis der erste Teil des Neubaus fertiggestellt ist", so Mössner. Erst wenn der steht, wird dann der zweite Altbauteil abgebrochen und in der Folge durch einen viergeschossigen Neubau (mit weiteren Einzelzimmern, Funktions- und Begegnungsräumen) sowie einen dreigeschossigen Anbau (für sechs seniorengerechte Wohnungen) ersetzt. Der Baukörper wächst um ein bzw. zwei Geschosse, statt 70 können dann künftig 88 Senioren betreut werden.
"Wenn alles klappt, dann könnten wir im Frühsommer mit dem Vorhaben starten", skizziert Martin Huber die nun angepeilte Zeitschiene. Er rechnet mit einer Bauzeit von rund 1,5 Jahren und geht aktuell von Kosten von rund 12,8 Mio. Euro aus. "Wenn wir, also ,Die Johanniter’ als Bauträger, auf der grünen Wiese neu gebaut hätten, wäre das etwa zwei Millionen Euro günstiger gewesen", sagt Heimleiter Mössner. Er ist trotz Mehraufwand überzeugt: "Das ist der richtige Weg, denn die Bewohner wollen hier bleiben. Und der Tannenhof gehört einfach hierher." Pflege und Tannenhof, Tannenhof und Neckarelz, das seien feste, etablierte Verbindungen, so Mössner weiter.
Ein Generalunternehmer ("Hout plus" aus Straelen/NRW) soll – alle Genehmigungen vorausgesetzt – die Erneuerung des Tannenhofs im laufenden Betrieb realisieren und dabei Hand in Hand mit dem Abbruchunternehmen Leis (Adelsheim) und Subunternehmern arbeiten, die man auch in der Region suchen will.