Haben in den vergangenen Monaten viel geleistet, um dem Coronavirus die Stirn zu bieten: Mitarbeiterinnen der Fachbereiche Gesundheit und Soziales sowie Landrat Dr. Achim Brötel (stehend rechts) informierten die CDU-Parlamentarier Nina Warken und Alois Gerig (stehend Mitte und links) beim Besuch im Landratsamt. Foto: Brinkmann
Von Ursula Brinkmann
Mosbach. Beim Informationsbesuch zweier Bundestagsabgeordneter im Landratsamt zog man am Freitag Zwischenbilanz zur Coronakrise. Zwischenbilanz – das signalisiert Vorläufigkeit, dass etwas noch nicht zu Ende ist. Genau das betonten all jene immer wieder, die sich in der Landkreisverwaltung, insbesondere im Gesundheitsamt, in den vergangenen Monaten mit einer Lage konfrontiert sahen, für die es zwar Denkmodelle gab, die aber in ihrer aktuellen Rasanz und Wucht "eine Qualität entwickelte, die wir so nicht kannten".
Mit dem Ausbruch von Pandemien zwar nicht unvertraut und auch darauf vorbereitet, sei an Corona doch vieles neu, bekennt Susanne Heering, stellvertretende Fachbereichsleiterin im Geschäftsbereich "Gesundheit und Recht". "Wir haben uns von überall her die Leute zusammengezogen", so Heering, die Anzahl der in diesem Geschäftsbereich Tätigen habe sich in kürzester Zeit mehr als verdoppelt. Nicht nur Mitarbeiterinnen wurden "umgepolt", gleiches galt für Räumlichkeiten. Die Sieben-Tage-Arbeitswoche dauerte oftmals bis in den Abend hinein.
Dr. Martina Teinert, Fachdienstleiterin im Gesundheitswesen, sowie vier weitere Frauen repräsentieren einen Teil des Teams, das seit 28. Februar mit dem ersten Verdachtsfall und allem, was danach kam, konfrontiert war. Dem also, was sich zu einer "Lawine" entwickeln sollte. Die aktuell relativ ruhige Lage will man zur Bestandsaufnahme und Aufarbeitung nutzen, eine erste Zwischenbilanz ziehen.
Landrat Dr. Achim Brötel gab zu: "150-prozentig vorbereitet waren wir am ersten Tag nicht, aber auch wir haben dazugelernt." Die andere Seite ist, das wurde den Berliner CDU-Parlamentariern Nina Warken und Alois Gerig bei ihrem Besuch deutlich vor Augen geführt, "dass es uns in einer großen Teamleistung bisher gelungen ist, dem Virus die Stirn zu bieten". Der Landrat bezog in diese Zwischenbilanz ausdrücklich "ganz viele Menschen in den Arztpraxen, Pflegeheimen, ambulanten Diensten, in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, in den Kliniken und Rathäusern" ein. Es sei eine (gute) Zwischenbilanz, aber eben eine vorläufige Bilanz, denn es wisse niemand, ob der Scheitelpunkt schon erreicht sei, warnte Brötel und mahnte, weiterhin "einen kühlen Kopf zu bewahren, sachlich wie fachlich korrekt zu bleiben".
Die momentane Ruhephase bereitet Dr. Teinert Sorgen, nimmt sie doch wahr, dass Bürger(innen) die Infektionsgefahr ignorieren oder leugnen, dass sie ängstlich und emotional reagieren. Alles verständlich, doch der Apell der Ärztin lautet: "Sachlich und realistisch bleiben!"
Mit Sorge betrachten die Verantwortlichen in der Kreisbehörde die Sorglosigkeit, mit der Menschen vermehrt der derzeitigen Situation begegneten, keine Abstände einhielten, auf den Mund-Nasenschutz pfiffen. Am Ende der Sommerferien werde eine neue Herausforderung bevorstehen. "Ob wir bei einer zweiten Welle leisten können, was uns bei der ersten gelungen ist", blicken Teinert und ihre Kolleginnen einerseits zurück und andererseits fragend in die Zukunft.
Von Seiten des Kreistags habe es eine personelle Verstärkung bis zu 20 (befristeten) Stellen gegeben, berichtete Brötel. "Weitere Verstärkung kommt aller Voraussicht nach jetzt vom Land", benannte der Landrat für den Neckar-Odenwald-Kreis konkret die 1,5-Stelle einer Ärztin oder eines Arztes sowie finanzielle Mittel für weitere Stellen im gehobenen und mittleren Dienst. An die Dankbarkeit darüber knüpfte Achim Brötel die über das Interesse der Politik, die sich in Warkens und Gerigs Besuch im Landratsamt zeige. "Das tut den Kollegen hier auch mal gut!"
Für Alois Gerig verbindet sich mit dem Besuch "Lob und Dank dafür, dass Sie das so gut gemanagt haben". Nina Warken schloss sich den Worten des Kollegen an, zeigte sich beeindruckt von der Teamleistung im Gesundheitsamt und nutzte die Gelegenheit, die Bevölkerung auf Kommendes vorzubereiten: "Dass wir bisher so gut durch die Krise gekommen sind, führt leider dazu, leichtsinnig zu sein; aber genau das können wir uns nicht leisten." Man müsse jetzt aus dem lernen, was gewesen sei, um bereit zu sein für das, was kommen könne, ergänzte Gerig. Eines aber sei sicher, konnte Landrat Brötel versichern: dass man sehr gut ausgestattet sei. "Die Lager sind voll."
Was hoffentlich auch für die neu geschaffenen Stellen bald gelten möge. Susanne Heerings dringende Bitte findet ihren bildlichen Ausdruck auf der letzten Folie ihrer Präsentation: Zwischen Bildern feiernder, Abstand und Mundschutz ignorierender Massen zeigt es zwei Menschen auf einer Bank, die beides beherzigen – den Abstand zueinander und die Maske im Gesicht. Dass darüber der Satz "Die nächste Welle kommt bestimmt" mit einem Fragezeichen versehen ist, macht deutlich, dass in Sachen Corona-Pandemie zwar schon manches gelernt wurde, die weitere Entwicklung aber von niemandem konkret benannt werden kann.