Mosbach

Duale Hochschule kombiniert virtuelle und Präsenzlehre

Dem digitalen Sommersemester an der DHBW soll ein "hybrides" Wintersemester folgen

02.09.2020 UPDATE: 03.09.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 2 Sekunden
Durch die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Beschränkungen hat sich die Lehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach in den letzten sechs Monaten schneller und umfassender geändert als in den Jahren zuvor. Manch einer hat sich erstmalig an virtuelle Lehr- und Lernumgebungen herangetastet. Foto: DHBW

Mosbach. (pm) Noch Anfang des Jahres hätte keiner damit gerechnet: Das Sommersemester an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach lief komplett digital ab. Nun bereiten sich Lehrbeauftragte, Mitarbeiter und Studierende auf das kommende hybride Wintersemester vor, in dem geplant ist, virtuelle und Präsenzlehre miteinander zu kombinieren.

Das Grundverständnis der Präsenzlehre und Betreuung an der DHBW Mosbach wurde durch die Abstandsregelungen der Corona-Verordnungen komplett auf den Kopf gestellt. Diskussionen im Seminar, Gespräche vor und nach den Lehrveranstaltungen, persönliche Beratung – all das macht den normalen Studienalltag an der DHBW aus. Um nun auch online den Kompetenzerwerb der Studierenden zu gewährleisten, waren besondere Lehrformate gefragt, bei denen die Studierenden in einem virtuell lernfreundlichen Umfeld gut vorankommen. Damit die Lehrenden diese gut umsetzen konnten, unterstützte eine eigene Abteilung der Hochschule, das Education Support Center, kurz ESC.

Präsenzveranstaltungen einfach nur eins zu eins virtuell zu übertragen, ist kaum umsetzbar – weder technisch noch didaktisch. Die Professorinnen und Professoren wie auch die externen Lehrbeauftragten nutzten daher verschiedene Formen der virtuellen Lehre. Zum einen konnten sie auf Lehrstrategien zurückgreifen, bei denen Studierende und Lehrende zeitversetzt arbeiten und interagieren. Dabei hatten sich viele Lehrende entschlossen, ihr Lehrmaterial durch selbst produzierte Videos zu erweitern. Diese wurden um Fragenkataloge und Aufgabensammlungen ergänzt. Um dennoch den direkten Austausch zu pflegen, wurden auch synchrone Lehrwerkzeuge in Form von Videokonferenzen eingesetzt.

"Generell sind die Erfahrungen der Online-Lehre recht positiv", erklärt Prof. Dr. Christian Kuhn, Studiengangsleiter Elektrotechnik. "Als Lehrkonzept hat sich eine Mischung aus synchronen und asynchronen Lehrinhalten bewährt. Reine Vortragsfolien und Skripte sind für die Studierenden meist schwer verständlich. Besser ist es, den Lernprozess mit Videos oder interaktiven Erläuterungen und Übungen in Webkonferenzen zu unterstützen." Durch Abwechslung lasse sich der Lernalltag auch besser gestalten – denn vier Stunden Webseminar sind nicht nur für den Lehrenden viel anstrengender als vier Stunden Präsenzkurs, sondern auch für die Studierenden.

An der DHBW Mosbach lehren rund 75 hauptamtliche Professorinnen und Professoren und zusätzlich 900 externe Lehrbeauftragte. Manche von diesen waren technisch und mediendidaktisch versiert, für andere war diese Form der Lehre Neuland. "Wichtig war es, die Lehrenden dort abzuholen, wo sie sind, und darauf aufbauend zu unterstützen", so Erika Günther-Deimling, Leiterin des ESC-Teams. Einige besaßen bereits Expertenwissen. Beispielsweise nutzten sie Online-Tools als Alternative zur Tafel. Mithilfe dieser Tools entwickelten sie beispielsweise komplexe Rechenvorgänge und filmten dabei den Bildschirm. Die Studierenden konnten dann den gesamten Rechenvorgang mehrmals im Video ansehen.

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Andere wiederum standen noch am Anfang. Gemeinsam mit den Lehrenden vermittelte das ESC didaktische Online-Kompetenzen, bot Schulungen, Beratungen und Tools an. "Jeder musste dabei seine eigene Lehrstrategie entwickeln. Entscheidend war jedoch immer, Präsenz zu zeigen und Beiträge von den Studierenden einzufordern", so ESC-Teammitglied Mirjam Banse.

Egal, ob synchron oder asynchron – im direkten Gespräch per Telefon oder Webkonferenz, per Frageforum oder E-Mail: Wichtig ist, den Kontakt zu den Studierenden durchgehend zu halten, sind sich ESC und Lehrende einig. Insbesondere der direkte Austausch in den Sprechstunden und Diskussionsrunden sowie die Aufforderung zur aktiven Mitarbeit helfe, den Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden nicht abreißen zu lassen. Nur so könne die digitale Lehre erfolgreich umgesetzt werden.

Digitale Lehrformate sind an der DHBW noch nicht selbstverständlich, doch das Umdenken ist offenbar gelungen – auch dank der Zusammenarbeit von IT, Sekretariaten und Studiengangsleitungen, die mit ihrem Einsatz und der Zusammenarbeit mit dem ESC einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung des digitalen Semesters beitragen. Virtuelle Lehre bietet die Chance, Lehre vielfältiger zu gestalten, ist man an der DHBW Mosbach überzeugt. Schon jetzt würden einzelne Bereiche sichtbar, bei denen Online-Lehre die Präsenz auch dauerhaft gut bereichern kann.

"Hinsichtlich meiner nächsten Vorlesungen werde ich versuchen, Teil-Online-Vorlesungen zu integrieren, um passende Themen online zu transferieren, jedoch möglichst in Verbindung mit Präsenzvorlesungen. Insbesondere die ersten Vorlesungen sollten auf jeden Fall in Präsenzform erfolgen", so Reinhard Herden, Lehrbeauftragter im Studiengang BWL-Industrie. Auch er sieht die bisherigen Fortschritte positiv: "Es war zwar eine Herausforderung, aber ich habe sie gerne angenommen, bin daran gewachsen und in meiner Lehrtätigkeit bereichert worden."

Auch Prof. Dr. Elke Heizmann, Studiengangsleiterin Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Unternehmensrechnung und Finanzen, möchte einige der erforderlichen Veränderungen zukünftig in der Lehre beibehalten: "Komplexe Themen können künftig ergänzend vertieft werden, indem aus bisherigen Präsentationsfolien vertonte Videos erstellt werden. So stehen die mündlichen Erläuterungen den Studierenden auch auf Abruf zur Verfügung. Damit schafft die Digitalisierung einen echten Mehrwert zur Präsenzvorlesung. Außerdem werde ich zukünftig vermehrt individuelle Online-Besprechungen für die Betreuung von wissenschaftlichen Arbeiten anbieten."

So hat sich die Lehre an der Dualen Hochschule in Mosbach in den letzten sechs Monaten schneller und umfassender geändert als in den Jahren zuvor, neue Tools und Ideen wurden eingesetzt und manch einer hat sich dank Coronakrise erstmalig an virtuelle Lehr- und Lernumgebungen herangetastet. "Wir alle, Studierende, Lehrende und Mitarbeitende entwickeln in dieser Zeit neue Kompetenzen, die die Lehre an der DHBW Mosbach bereichern", so Banse.

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