Einen Winkel legt Klaus Frank nicht an: Die Messer, Scheren und Gartenwerkzeuge schleift er an seinen Profi-Maschinen allein mit Augenmaß und viel Licht. Foto: Caspar Oesterreich
Von Caspar Oesterreich
Mosbach-Diedesheim. Wie oft sich Klaus Frank schon in den Finger geschnitten hat, "kann ich nicht sagen – aber ein paar Dutzend Mal bestimmt", erklärt er und lacht. Häufig passiere es ihm nach der eigentlichen Arbeit – wenn er die Klingen bereits fein-säuberlich geschliffen und poliert hat – beim Einpacken der Messer. "Aber meistens sind sie dann auch schärfer, als sie ursprünglich beim Kauf waren", verspricht der 55-Jährige.
Für den gelernten Koch, der heute hauptberuflich Tieflader und Bagger fährt, ist die selten gewordene Handwerkskunst des Messerschleifens nur ein kleiner Nebenerwerb. "Ich mache es nicht für die Kohle, sondern weil es mir Spaß macht, nachhaltig ist und mich die Arbeit an meinen verstorbenen Papa erinnert", erklärt Frank. Deshalb hat er über der Tür seiner kleinen Werkstatt in Diedesheim auch ein Foto seines Vater aufgehängt.
Direkter Vergleich: Links ein geschliffenes und poliertes Messer, rechts ein stumpfes. Foto: Caspar OesterreichSchon als kleiner Junge schaute er seinem Vorbild beim Messerschliefen häufig über die Schulter. "Von der großen und lauten Maschine, den hellen Funken, die beim Schleifen vom Metall abspringen, war ich wahnsinnig begeistert." Obwohl er mittlerweile auch ein neueres Gerät benutzt – die alte Wellenschleifmaschine seines Vaters, Baujahr 1959, funktioniert noch immer und ist regelmäßig in Gebrauch. "So sparte ich mir ein paar Handgriffe und muss die Schleifscheiben nicht jedes Mal auswechseln, wenn ich diesen oder jenen (Wellen-)Schliff in verschiedenen Ausprägungen brauche."
Mit dem Beginn seiner Lehre zum Koch fing Klaus Frank selbst mit dem Messerschliefen an. Schließlich musste sein Arbeitswerkzeug immer schön scharf sein, damit die Schnitte nicht nur glatt sondern auch schnell von der Hand gingen. "Wenn ein Messer stumpf ist, muss man die Klinge viel häufiger hin und her bewegen und braucht zudem mehr Kraft zum Schneiden." Das wiederum beschädige die Schneide, die sich dann schnell auf dem Teller verbiege. "Diesen sogenannten Grat bekommt man mit den haushaltsüblichen Schleifgeräten oder mit Wetzstahl nicht mehr weg."
Als sein Vater Alois Frank 2014 verstarb, übernahm Sohn Klaus die Schleifmaschinen, baute die Werkstatt in Oedheim ab und im Schuppen hinter seinem Haus in Diedesheim wieder auf. 2016 gründete er seine Firma, die Messer- und Kreissägenschleiferei Klaus Frank. Aber auch Haushalts-, Frisör-, Garten- und Heckenscheren bewahrt der 55-Jährige vor der meist viel zu frühen Entsorgung. Außerdem Kettensägen und Hartmetallbänder. "Ich kann so gut wie jede Klinge schleifen", macht er deutlich.
Nicht länger als eine Minute braucht Klaus Frank, um einem stumpfen Messer einen neuen Schliff zu verpassen. Dabei ist es egal, ob der Kunde einen glatten oder ein Wellenschliff wünscht. Selbst Keramikmesser bringt er in seiner kleinen Werkstatt wieder auf Vordermann. Einen Winkel legt der 55-Jährige dabei nicht an. Er schleift mit Augenmaß und braucht dafür nur reichlich Licht. Anhand der Reflexionen auf der Klinge kann er erkennen, ob die Schneide scharf und der Grat abgeschliffen ist.
"Die Leute schmeißen in unserer heutigen Konsumgesellschaft einfach viel zu viel weg. Dabei ist das meistens überhaupt nicht nötig", ärgert sich Frank. Es sei viel teurer, sich alle fünf Jahre neues Essbesteck zu kaufen, anstatt es bei ihm professionell schleifen zu lassen, betont er. Habe er ein Messer einmal in den Fingern gehabt, halte die Schärfe im Haushaltsgebrauch im Durchschnitt rund zehn bis 15 Jahre, verspricht Frank. Und auch ein erneutes Schleifen sei dann kein Problem. Allerdings komme es auch immer auf die Beschaffenheit der Messer an. "Ein Messer aus Gussstahl wird im Vergleich zu einer Klinge aus Blech viel langsamer stumpf."
Zu den Kunden von Klaus Frank gehören Privatleute wie Gaststätten. Viele kommen aus dem Odenwald, andere sogar aus Mannheim oder Hockenheim, um sich bei ihm Messer, Scheren oder Gartenwerkzeuge schleifen zu lassen. Knapp 40 Euro verlangt der Diedesheimer für ein zwölfteiliges Messerset – "Tomaten-Test zur Überprüfung der Schärfe inklusive", sagt er und lacht. Werbung für sein Angebot macht Frank nur mit seinen Infoblättchen. Die hat er immer dabei, verteilt sie beim Essen im Restaurant oder an Menschen, die er bei seinen Lkw-Touren kennenlernt. "Mundpropaganda ist die beste Werbung", sagt er. Meist schleife er die Messer einer Person, "und dann kommt nach und nach die ganze Straße zu mir", berichtet Klaus Frank stolz.
Info: Termine zum Messerschleifen vereinbart Klaus Frank unter Telefonnummer 0160/358-4003.