Dass Humor Medizin sein kann, zeigte sich am Freitagabend bei der dritten „Spassix Comedy-Nacht“ in fünf Lokalen in und um Mosbach. Auch magische Momente gab es zu erleben, etwa mit Marco Weissenberg und Assistentin Nina. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach. "Wollt ihr die weiche oder die harte Version?", erkundigte sich "der Storb" gleich zu Beginn der dritten "Spassix Comedy-Nacht" im ausverkauften Restaurant "Ludwig". Wir wissen nicht, ob die Antwort eine Auswirkung auf das folgende Programm hatte. Doch dank der großen stilistischen Bandbreite der fünf "Hofnarren" war eigentlich für jeden Geschmack etwas mit dabei. Während sich die Gäste zwischen den Auftritten gemütlich einen weiteren Drink bestellen konnten oder ein Dessert, zogen die Comedians und ihre Techniker schon wieder weiter zum nächsten Spielort.
Gelacht wurde in einem professionell organisierten, rotierenden System. Auch in "Wild Bill’s Saloon", im Wirtshaus "Schützenstadl", in der Mensa der Neckar-Odenwald-Kliniken sowie in der Nüstenbacher "Ox-Scheune" gab es Spaß mal fünf.
"Gefühlt 20 Stunden", hatte angeblich "der Storb" gebraucht, um nach Mosbach zu kommen – bei einer Anreise aus Stuttgart. Der Moderator von "Big FM" gab den Proll und erkundigte sich nach allerlei verbalem Unrat scheinheilig, ob das Essen noch schmecke. Mit Basecap und Flamingo-Hoodie prangerte er das weibliche Paralleluniversum Drogeriemarkt ebenso an wie alle "Arschnasen", die nach einem halben Jahr "Work and travel" in Australien nur noch angesagte Netflix-Serien im englischen Original gucken. Doch ein Blick in die schwere, rauchgeschwängerte Kindheit des Comedians weckte Verständnis.
"Ich dachte, es gibt eine Ansage." Wagemutig sprang Lüder Warnken auf die etwas düster ausgeleuchtete Bühne und moderierte sich kurz entschlossen selbst an: "Ich bin 17 Jahre alt. Ich komme aus Münster und bin dieser eine Notarzt in Münster." Bald erkundigte sich der Mediziner nach Kollegen im Publikum – "Was bist du, Tierarzt? Rettungsassistent?" – und auch die bevorzugte Humor-Art eruierte er: "Mosbach und der Klappspaten. Da tun sich Abgründe auf."
Nachdem die Lücken aus dem letzten Erste-Hilfe-Kurs geschlossen waren – "Immer ein Typ erinnert sich an die Gummipuppe" – ging es schon mit dem Notarzt auf die nächtliche Piste. Ein totes Ehepaar im Gartenhaus, Döner in Unmengen mampfende Assistenten und "dicke Dinger" auf dem Handy des Kollegen gemahnten an die alte Erkenntnis, nach der Lachen die beste Medizin sei.
"Drehtür, ach du Scheiße." Die erste Schikane für Marco Weissenberg offenbarte sich bereits beim Betreten des Ludwigs. Doch den amtierenden deutschen Vizeweltmeister in Zauberkunst konnte das kaum anfechten. Er nahm seinen Requisiten-Karton flugs hochkant und bugsierte ihn hinein. Das Publikum ließ der junge Magier gleich an einer Aufwärmübung für die Arme teilhaben. "Ich sammle Wunder", erklärte er und zog aus seinem Karton einen wohlbekannten "Zauberwürfel".
Die zauberhafte freiwillige Assistentin Doris durfte diesen verdrehen – und sie drehte die Seiten erstaunlicherweise genau so, wie beim Würfel in des Zauberers Händen. Sogar der Würfel auf dem T-Shirt wechselte flugs die Farben. "Krass. Wie hat er das gemacht?", wunderten sich viele Zuschauer. "Und genau für den Blick mach ich den Job", merkte Weissenberg an. Nina opferte für die nächste Illusion nicht nur ihren Ring, sie machte auch auf der Bühne "bella figura" und amüsierte sich königlich. Als echtes Las-Vegas-Showgirl überzeugte Thomas, der eine furchterregende Kartenkanone zu bedienen hatte.
Explosive Scherze waren das Markenzeichen von Amjad Abu Hamid. Bereits aus seinem arabischen Namen wusste der palästinensische Comedian einen Mini-Sprachkurs zu kreieren. "Ich spiele gerne mit Klischees", unterstrich er und erzählte von arabischen Hochzeiten, Latschen werfenden Mamas und so verwirrenden deutschen Bräuchen wie "Babypinkeln" oder "Früh Shoppen". Aus den Tiefen des Rucksacks holte er, als alle Zünder versagten, eine Donald-Duck-Puppe und mimte lautmalerisch die Ente. Von kuriosen Begebenheiten aus einem Alltag wusste Jakob Friedrich zu berichten. Das Cleverle kam aus dem Ausland, nämlich aus dem Schwäbischen.