Das Gebäude, in dem das Literaturmuseum eingerichtet werden soll, wurde 1847, dem Geburtsjahr Augusta Benders, errichtet. Einst waren darin eine Schule, das Rathaus und das Grundbuchamt untergebracht. Foto: Wössner
Von Brunhild Wössner
Schefflenz. Die Entwicklung des geplanten "Literatur-Museums-Augusta-Bender" stand im Mittelpunkt der letzten öffentlichen Sitzung des Schefflenzer Gemeinderats in diesem Jahr. Die Räte stimmten der Maßnahme mehrheitlich zu, vorbehaltlich, dass die von der Gemeinde beantragte Förderung bewilligt wird. Außerdem darf der Kostenrahmen von 80.000 Euro für die bauliche Ertüchtigung des gemeindeeigenen Gebäudes in Oberschefflenz nicht überschritten werden. Standort des Museums soll das Erdgeschoss des ehemaligen Schulhauses sein, in dem danach Rathaus und Grundbuchamt beherbergt waren. Das Gebäude wurde 1847 errichtet, dem Geburtsjahr Augusta Benders. Bürgermeister Rainer Houck rechnet mit einer Förderung von 40 Prozent der Kosten, so dass sich der Eigenanteil auf rund 50.000 Euro beläuft.
Auch Susanne Kasper, Vorsitzende des Vereins "Literatur-Museum-Augusta-Bender", und dessen Schriftführerin Dorothee Roos waren zur Sitzung gekommen, um ihr Museumskonzept zu erläutern. Sie stellten heraus, dass das Museum Teil der "Literarischen Museen und Gedenkstätten" in Baden-Württemberg sein wird und als solches vom Land Förderung erhält. Die "Arbeitsstelle Literarische Museen" begleitet, fördert und bewirbt außerdem diese Museen und verschafft ihnen so eine landesweite Ausstrahlung. Dorothee Roos, die als Vorsitzende des Vereins KZ-Gedenkstätte bereits aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen kann, rechnet mit einer Förderung des Landes von rund 20.000 Euro allein für die Museumseinrichtung. Der Umbau ist davon strikt getrennt und bleibt Sache der Gemeinde.
Susanne Kasper ging eingangs der Frage nach, warum man überhaupt ein Literaturmuseum für Augusta Bender einrichte. Sie verwies zunächst auf deren umfassende Bildung, die sie sich als Bauernmädchen einer Oberschefflenzer Familie autodidaktisch erworben habe. Dazu setzte sie sich bereits im 19. Jahrhundert für Frauenrechte und Tierschutz ein. Außerdem diene ein derartiges Museum dazu, die kulturelle Identität der Gemeinde und ihres Umlandes zu stärken. Mit Lesungen, Vorlesegruppen und Veranstaltungen soll die Museumsarbeit lebendig gestaltet werden.
Anschließend erläuterte Roos weitere Einzelheiten des Konzeptes. Das Museums soll multifunktional ausgerichtet und im größten Raum Benders bemerkenswertes Leben dargestellt werden. Die Ausstellung hat zum Ziel, Benders Lebensstationen anschaulich zu vermitteln. Von Oberschefflenz zog es die gelernte Telegrafistin, die sich zur Lehrerin weitergebildet hatte, über Stationen in Europa bis nach Amerika. In Philadelphia brachte sie es sogar bis zur Hochschuldozentin an einem Frauenkolleg. Danach führte ihr Weg wieder zurück in die Heimat, wo der größte Teil ihres literarischen Werkes entstand.
Einen zentralen Platz soll beispielsweise die noch erhaltene Haustür ihres Geburtshauses im Museum erhalten. Wichtig am Museumskonzept ist nach Dorothee Roos’ Einschätzung "das entdeckende Lernen". Als Zielgruppen werden alle angesprochen - vom Grundschüler bis zum Erwachsenen. Das soll auch mithilfe der Digitalisierung gelingen. Mittels Hörstationen, die Auszüge aus ihrem Werk vermitteln, soll das Wissen in einem sogenannten "Studierzimmer" vertieft werden. Dabei müsse man noch genauer erkunden, welche digitalen Wünsche im geschätzten Kostenrahmen von rund 55.000 Euro zu realisieren sind. Um diesen Betrag überhaupt zu erreichen, gilt es noch, eine Finanzierungslücke von 20.000 Euro zu schließen, so die Schriftführerin. Man sei aber "guten Mutes", das zu schaffen.
Gemeinderat Hermann Rüger zeigte sich sehr angetan von den Ausführungen des Museumsvorstandes und meinte, man müsse eigentlich "Fan des Museums" werden. Ratskollege Lutz Tscharf zeigte sich erstaunt, dass die Entwicklung des Konzeptes bereits so weit fortgeschritten ist, und Gemeinderätin Dr. Friederike Werling wies auf die Projektbegleitung durch Dr. Schmidt vom Literaturarchiv in Marbach hin, die das Vorhaben auf ein tragfähiges Fundament stelle. Schon alleine deshalb sollte man der bemerkenswerten Augusta Bender in Schefflenz einen Raum geben, was zugleich das historische Gebäude einer "wunderbaren Wiedernutzung" zuführe. Gemeinderat Mike Krauth fragte nach der Gebäudebewirtschaftung des Museums. Die Museumsmacher möchten "schon gerne für die laufenden Kosten des Museums aufkommen", vor allen Dingen durch Mitgliedsbeiträge. Aktuell sind es 44 Mitglieder, so Dorothee Roos.
Bürgermeister Houck wies darauf hin, dass der laufende Betrieb des Museums weiterhin vom Land unterstützt werde. Er brachte noch vor, dass die als Museum vorgesehenen Räume aktuell noch zu Wohnzwecken für eine Flüchtlingsfamilie genutzt werden. Derzeit sei noch nicht bekannt, wie die Bewohner anderweitig adäquat untergebracht werden können. Erst wenn das klar ist, stehe der weiteren Entwicklung des Museums nichts mehr im Wege. Dabei legte der Vorstand schon einen Zeitplan vor, in dem die Eröffnung für 2019 vorgesehen ist.