Von Heiko Schattauer
Mosbach. Es ist, wie es ist: Corona kann in keinem Jahresrückblick fehlen. 2020 wird als das Corona-Jahr in die Geschichte eingehen, auch in der Region hat das fiese Virus vieles auf den Kopf gestellt, Normalität, Gewohnheiten verdrängt. Am 6. März erreichte das Coronavirus den Landkreis, eine 60-jährige Patientin musste sich in häusliche Isolation begeben. Was danach kam, ist hinlänglich und teils auch leidvoll bekannt.
Zuletzt verging kaum ein Tag, an dem nicht neue Rekordzahlen zu vermelden waren. Der beschauliche Neckar-Odenwald-Kreis – ein Hotspot! 2020 wird auch als Jahr der Ausfälle in Erinnerung bleiben: Frühlingsfest, Mosbacher Sommer, Jubiläumsfeiern, Abipartys, Urlaub, Sport, Schule, Feierabendbierchen, Treffen mit Freunden und und und ... Dafür hat Corona auch für eine kleine Rückbesinnung gesorgt – zu Fuß oder mit dem Rad in den heimischen Wald, die Welt vor der eigenen Haustüre erlebt(e) ein Comeback.
Ebenso erfreulich: Solidarität und Kreativität. Einkaufsservice für Senioren, Gastro-Lieferangebote, Webshops, Homeoffice – alles Ausdruck dafür, dass es auch anders gehen kann. Für das neue Jahr darf man sich dennoch ein wenig der vor 2020 so langweilig anmutenden Normalität zurückwünschen. Wir wüssten sie inzwischen alle deutlich mehr zu schätzen ...
Neckar-Odenwald-Kliniken: "Bewährung" genutzt, Bedeutung unterstrichen
Die Neckar-Odenwald-Kliniken in Mosbach. Archiv-Foto: Stefanie KernBei den Neckar-Odenwald-Kliniken war das Jahr zum Vergessen schon vorbei, als Corona kam. Im zweistelligen Millionenbereich hatte sich das Defizit im Jahr 2019 bewegt, der Kreistag zog die Notbremse – und verordnete den Krankenhäusern in Mosbach und Buchen ein strenges Maßnahmenpaket, inklusive klarer Vorgaben zum maximal tolerierbaren Zuschussrahmen.
"Auf Bewährung" ließ man die Kliniken weiter in Kreishand laufen, die Einschnitte sorgten allerdings für kontroverse Diskussionen, nicht nur im Kreistag. Vor allem die Schließung von Geburtshilfe/Gynäkologie in Mosbach erhitzte die Gemüter. Die Coronakrise verdeutlichte die Bedeutung der Kliniken für die Region, die Betriebsergebnisse blieben bis dato im vorgegebenen Rahmen. Arbeit wird es an und in den Kliniken aber auch 2021 genug geben, das ist sicher.
Die Schule muss lernen
Wie vermittelt man Wissen, wenn die Schüler gar nicht da sind? Mit den Entwicklungen der Coronakrise wurden auch die Schulen in der Region vor große Herausforderungen gestellt. Hygienekonzepte, Maskenpflicht, Wechselmodelle, Homeschooling, Schulcloud – das Jahr 2020 bot viele Hürden für Schüler, Lehrer und Verantwortliche. Nicht jede konnte auf Anhieb genommen werden, auch weil oft klar wurde, dass schon die infrastrukturellen Voraussetzungen eine Wissensvermittlung ohne gewohnten Präsenzunterricht zur holprigen Angelegenheit werden lassen. Immerhin: Vieles von dem, was dieses Jahr eilig auf den Weg gebracht wurde, lässt sich künftig auch ohne Corona gut gebrauchen. Man lernt eben nie aus – schon gar nicht an der Schule.
Alle helfen zusammen
Mit Abstand vereint: Die Unterstützer der Spendenaktion. Foto: KottalDas war beeindruckend: Wie schnelle Unterstützung geleistet werden kann, verdeutlichte die Coronaaktion "Wir helfen zusammen". Einer Idee des Lions-Clubs Mosbach folgend, trommelte die RNZ unter Schirmherrschaft von Landrat Dr. Achim Brötel nahezu alle Serviceclubs und gemeinnützigen Organisationen aus dem Altkreis Mosbach zusammen, um Menschen pragmatisch und schnell zu helfen, die in der Coronakrise in (finanzielle) Not geraten sind. Binnen kürzester Zeit kamen mehr als 23.000 Euro an Spenden zusammen. Gut die Hälfte hatten die drei Lions-Clubs aus der Region, Round Table Mosbach, der Rotary-Club Mosbach-Buchen, die Soroptimistinnen, die Bürgerstiftung für die Region Mosbach, die Volksbank Mosbach und die Sparkasse Neckartal-Odenwald als stabile Basis eingebracht, den stattlichen Rest steuerten die RNZ-Leser für die bewusst nur auf wenige Tage angelegte Spendenaktion bei. Was reinkam, ging umgehend wieder raus – Diakonisches Werk, Caritasverband und der Fachdienst Soziales des Landratsamtes kümmerten sich um die schnelle Verteilung der Corona-Unterstützung, etwa für 450-Euro-Jobber in der Gastronomie.
Die DHBW ist groß geworden
Von 18 auf 3000, von ganz klein zu sehr bedeutend. Die Entwicklung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach, 1980 als Außenstelle der Berufsakademie (BA) Mannheim gegründet, ist enorm. Aus jenen 18 Erst-Studenten von einst sind inzwischen rund 3000 geworden, die an der Mosbacher Bildungseinrichtung bzw. ihrer Außenstelle in Bad Mergentheim dual studieren. Eine echte Erfolgsgeschichte. Für die Stadt Mosbach ist die DHBW Aushängeschild und Wirtschaftsfaktor zugleich. Ihr 40. Geburtstag konnte leider nicht so gebührend gefeiert werden, wie es ihr gebührt hätte.
Foto: schatRunderneuerte Hauptverbindung
Wer Neues will, muss sich mitunter erst einmal in Geduld üben: Damit die viel befahrene und schwer in die Jahre gekommene Ortsdurchfahrt von Neckarzimmern runderneuert werden konnte, mussten viele Pendler wochenlang außen herumfahren. Die Generalsanierung der Bundesstraße im Auftrag des Regierungspräsidiums wurde unter Teil- und Vollsperrung absolviert – und zudem bis ans Mosbacher Kreuz und an die Unterlandgrenze ausgeweitet.
Der Verkehr musste demnach wochenlang auf der anderen Neckarseite laufen, vor allem in Haßmersheim stöhnte man ob des Fahrzeugaufkommens im Ort. Am Ende schaffte man die 2,2 Mio. Euro teure Sanierung fast im Zeitrahmen, zwei Wochen Mehrarbeit hatten Überraschungen im Untergrund verursacht.
Foto: schatErst das Dringliche, dann das Nachhaltige
Es schlummert schon geraume Zeit im Dornröschenschlaf, dieses Jahr rückte es auf einmal wieder schwer in den Fokus des Interesses. Das Mosbacher Obertorzentrum, seit dem Auszug des Kauflands 2019 weitestgehend verwaist, soll einmal das neue Baukompetenzzentrum der DHBW Mosbach werden. Auf dem Weg dahin sind noch einige dicke Bretter zu bohren, die Holzspezialisten der Hochschule dürfen aber darauf bauen, dass alle Verantwortungsträger aus der Region weiter mitbohren.
Vor dem nachhaltigen steht aber zunächst noch ein dringliches Projekt: Und so wird der alte Kasten am Altstadteingang zunächst einmal als Corona-Impfzentrum für den Kreis genutzt. Nach dem im Hintergrund bewegten 2020 wird es am Obertorzentrum demnach 2021 auch echte Bewegung vor Ort geben.
Foto: schatGundelsheimer Brandserie am Ende doch noch aufgeklärt
Wer steckt hinter der Brandserie? Diese Frage stellte man sich über Monate – nicht nur in Gundelsheim, wo es seit Frühjahr immer wieder und oft nachts zu Bränden kam, die offensichtlich vorsätzlich gelegt worden waren. Lange tappte die Polizei trotz aufwendiger Ermittlungen im Dunkeln, lange herrschte im Stadtgebiet Verunsicherung. Nach etlichen Feuern, die einen immensen Schaden anrichteten, meldete die Polizei dann im November: Ein 31-Jähriger Feuerwehrmann aus Gundelsheim hat mehrere Brandstiftungen gestanden. Die unheilvolle Serie scheint gestoppt, der Mann ist in Haft, in Gundelsheim schläft man wieder etwas ruhiger.
Große Sache im Tech-N-O
Viele Jahre waren die Entwicklungen im interkommunalen Gewerbegebiet "Tech-N-O" sehr übersichtlich gewesen. Bis die Schweizer kamen. Im März startete das weltweit agierende Unternehmen "Interroll" mit dem Bau des neuen Werks unweit der B 292 und der Asbacher Höhe. Etwa 42 Mio. Euro investiert die Firma am neuen Standort Obrigheim, zum Ende des Jahres waren die Dimensionen des seit vielen Jahren größten Ansiedlungsprojekts schon klar erkennbar.
Interroll investiert Millionen in Obrigheim
Kamera/Redaktion: Caspar Oesterreich / Produktion: Götz Münstermann
Foto: schatZu viel Unglück
Dramatisch schlecht sah sie Mitte des Jahres aus, die Unfallbilanz im Altkreis Mosbach. Mitte Juli forderte eine Frontalkollision auf der L525 zwischen Mosbach und Sattelbach ein Todesopfer. Seit Beginn des Jahres war das bereits das achte Mal, dass ein Verkehrsunfall tödliche Folgen nach sich gezogen hatte.
Ein Wert weit über dem Durchschnitt, der auch die Polizei schwer beschäftigte, zumal die Unfallhergänge mitunter unerklärlich wie tragisch waren. Auch in der zweiten Jahreshälfte waren noch weitere Unfalltote zu beklagen.
Auf den Straßen in der Region war 2020 also (zumindest aus dieser Perspektive betrachtet) alles andere als ein gutes Jahr. Bleibt zu hoffen, dass es nur ein Ausreißer war.
Wandbild statt Party
Großes Bild statt großer Feier: Corona-bedingt konnte auch die RNZ ihren 75. Geburtstag nicht wirklich feiern. Ein besonderes Geschenk gab’s aber dennoch: So verwirklichte die RNZ-Redaktion in Mosbach einen schon lange gehegten Wunsch – und ließ dafür ihre Leser kreativ werden. Mit "75 Jahre RNZ – das ist meine Zeitung" war der große Gestaltungswettbewerb überschrieben, an dessen Ende der Jubiläumsentwurf von Pascal Schejnoha aus Mosbach als Großformat an die zuvor so lange schmucklose Rückfassade des RNZ-Gebäudes im Gartenweg fand.