Bettina Renz und Marcel Günl lieben sich und wollen standesamtlich im Mai heiraten.
Von Alexander Rechner
Mosbach. Es soll der schönste Tag im Leben eines Paars sein – doch etliche Pärchen fragen sich derzeit: Trauen wir uns oder warten wir lieber ab? Denn in Zeiten von Corona müssen Liebende, die heiraten möchten, auf ziemlich viel verzichten. Bettina Renz und Marcel Günl zum Beispiel. Das Paar hat sich dazu entschlossen, standesamtlich in Bettina Renz’ Heimatstadt Mosbach zu heiraten.
Trotz der Pandemie steigt bei beiden die Aufregung – nur noch wenige Wochen sind es bis zum Hochzeitstag. Am 20. Mai wollen sie sich im Rathaus das Ja-Wort geben. "Auch von der Corona-Pandemie lassen wir unsere Liebe nicht kaputtmachen", sagen Bettina Renz und Marcel Günl. Sofern keine schärferen Beschränkungen verordnet werden, wollen sie an ihrem Tag festhalten. "Das ist unser gemeinsamer Herzenswunsch", gewähren beide einen Blick in ihr Innerstes. Ihre Liebe ist stärker als das Virus.
Eigentlich wollten sie ihre Hochzeit mit einem großen Fest feiern. Die Familie und Freunde sollten mit ihnen diesen Tag begehen. Aus der Traum von einer großen Hochzeit? "Nein", sagen die Liebenden klar. Auch wenn die kirchliche Trauung mit rund 80 Gästen in Waldmichelbach nun verschoben ist. "Wir treten aber vor den Traualtar, entweder im Herbst dieses Jahres oder eben dann später", lassen Bettina Renz und Marcel Günl daran keinen Zweifel aufkommen. Deshalb ist für sie auch das dreiviertel Jahr Planung nicht umsonst gewesen. Sie können auf die präzise Planung aufbauen.
"Wir haben schon Anfang April mit den Dienstleistern gesprochen, und sie waren kulant", legt Marcel Günl dar und ergänzt sogleich: "Dafür sind wir ihnen auch sehr dankbar." Ihre Gäste wurden inzwischen persönlich über die Verschiebung informiert, Hotelzimmer sind storniert.
Mit gemischten Gefühlen blicken beide auf die standesamtliche Trauung am 20. Mai. "Wir hätten schon sehr gerne unsere Familien und engen Freunde dabei gehabt", sagen beide traurig. Aber dennoch: Auf den Moment, wenn die Standesbeamtin Bettina Renz und Marcel Günl "kraft Gesetzes für rechtmäßig verbundene Eheleute" erklärt, freuen sie sich schon sehr. Dann ist für beide der rührende, unvergessliche Moment eingetreten. "Und an diesem Augenblick wollen wir gerne unsere Familien teilhaben lassen, wenn es rechtlich möglich ist", verdeutlicht Marcel Günl. Per Livestream im Internet. "Dann könnten unsere Familien bei diesem schönen Moment dabei sein", bekräftigt Marcel Günl. "Und das wäre toll", strahlt seine künftige Ehefrau.
In Mosbach finden Trauungen zurzeit nur mit starken Einschränkungen statt, um Bürger und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen. Dies unterstreicht Meike Wendt, Pressesprecherin der Stadt Mosbach, auf Anfrage der RNZ. An einer standesamtlichen Trauung dürften inklusive Standesbeamten drei Personen teilnehmen, in begründeten Ausnahmefällen höchstens fünf Personen. Wobei ausschließlich der große Rathaussaal zur Verfügung stehe.
"Dort können die Abstände sehr gut eingehalten werden", erläutert die Pressesprecherin. Es steht Desinfektionsmittel bereit, ein Mundschutz ist in Absprache mit den Standesbeamten nicht vonnöten. "Über einen Live-Stream entscheidet jeder Standesbeamte für sich", erklärt Meike Wendt. Voraussetzung hierfür sei, dass dies nicht dauerhaft aufgezeichnet und im Netz verbreitet werde.
Nicht alle Brautpaare nehmen den vereinbarten Termin wahr: Jedoch seien bislang in Mosbach wenige Trauungen abgesagt worden. Im Monat April gingen zwei Paare den Bund der Ehe ein, im Vergleich dazu waren es im vergangenen Jahr im April acht Eheschließungen.
Im evangelischen Kirchenbezirk Mosbach hat seit Beginn der Corona-Verordnung bisher keine kirchliche Trauung stattgefunden, erläutert Dekan Folkhard Krall. Ähnlich ist es auch in der katholischen Kirchengemeinde Mosbach-Elz-Neckar ("Mose"): "Da bislang alle öffentlichen Gottesdienste vonseiten der Regierung abgesagt sind, sind deshalb im Moment auch keine Trauungen möglich", führt Pfarrer Stefan Schaaf aus.
Die grün-schwarze Landesregierung von Baden-Württemberg gab inzwischen bekannt: "Unter Maßgaben des Infektionsschutzes dürfen ab Montag, 4. Mai, wieder Gottesdienste und Gebetsveranstaltungen stattfinden. Dies haben Landesregierung, Kirchen und Religionsgemeinschaften vereinbart."
Bettina Renz und Marcel Günl freuen sich derweil sehr auf den "schönsten Tag in ihrem Leben". Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, wenn auch in einem wesentlich kleineren Ausmaß. Und die große kirchliche Trauung wird ohnehin mit der gesamten Familie und den Freunden nachgeholt – dann hoffentlich ganz ohne das Coronavirus und Beschränkungen ...