Hier, westlich der Industriefläche von Fibro (Bildmitte links), beginnen bald die Erschließungsarbeiten für das neue Gewerbegebiet „Unterer Auweg II“. Foto: Ursula Brinkmann
Von Ursula Brinkmann
Haßmersheim. Mit großen Schritten geht es weiter in Haßmersheim. Während im Neubaugebiet "Nord III" eifrig gebuddelt und gebaut wird, geht man nebenan die nächsten und finalen Planungsschritte im Hinblick auf ein neues Gewerbegebiet an. Im "Unteren Auweg II" sollen auf 10,5 Hektar Fläche für lokale und auswärtige Gewerbebetriebe Flächen zur Ansiedelung zur Verfügung gestellt werden.
Vier konkrete Anfragen habe man in der Verwaltung bereits, machte Bürgermeister Michael Salomo die Notwendigkeit deutlich, gewerbliche Bauplätze anbieten zu können. Der Gemeinderat fasste die Beschlüsse über die "Behandlung und Abwägung der (…) eingegangenen Stellungnahmen" und den "Bebauungsplan als Satzung" (bei einer Enthaltung), womit das Planverfahren abgeschlossen wird und die Erschließung begonnen werden kann.
Das für die Gemeinde planende Ingenieurbüro IFK geht davon aus, dass die Erschließungsmaßnahmen Anfang April ausgeschrieben werden können, sodass mit den Bauarbeiten im Sommer begonnen werden kann. 18 Monate Bauzeit sind veranschlagt. Fünf Millionen Euro will die Gemeinde Haßmersheim dafür in die Hand nehmen. Durch den Verkauf der Industrie- und Gewerbeflächen soll das Investment refinanziert werden.
Mit dem Aufstellungsbeschluss hatte im Sommer 2016 das neue Gewerbegebiet seinen Anfang genommen; das städtebauliche Konzept dafür datiert sogar aus den Anfängen der 2000er-Jahre. Anders als zunächst vorgesehen, soll die Erschließung nun jedoch am Stück erfolgen und nicht aufgeteilt in mehrere Bauabschnitte. "In so einem großen Plangebiet ist es sinnvoller, nicht fünfmal anzufangen", begründete Salomo die nun anstrebte Vorgehensweise.
Festgelegt, ergänzte IFK-Planer Jürgen Glaser, sei mit dem nun beschlossenen Planungsrecht allerdings nicht, ob in einem oder zwei Bauabschnitten erschlossen werde. Doch auch die Ingenieure halten die Umsetzung als "gemeinsames Projekt" für die richtige Verwirklichung des Plans. Glaser hatte dem Gemeinderat und einem guten Dutzend Zuhörerinnen und Zuhörern außerdem vorgestellt, was sich aus der Offenlegung der Planunterlagen und der Stellungnahmen der Behörden ergeben hatte. Hierbei kam vor allem zur Sprache, wie sich der geplante Kreisverkehr (auf Höhe der Einmündung des Tannenweges in die Neckarstraße) auf den Hochwasserabfluss auswirkt. Das dazu notwendige Gutachten ist erstellt, die wasserrechtliche Zulassung und ein Kanalisationsentwurf sollen in Kürze vorliegen.
Umweltbelange spielen in Bebauungsplanverfahren meistens eine gewichtige Rolle, was sich im Fall der Auweg-Unterlagen in Form von einem ansehnlichen Stapel Papier ausdrückt. Doch auch schalltechnische und Bodenuntersuchungen wurden angestellt. Eingriffe in die Natur werden auf Ökopunkt-Konten ausgeglichen; da am Unteren Auweg II ein Defizit von 830.000 Ökopunkten entsteht, werden zum Ausgleich anderswo Ökopunkte gesammelt, etwa damit, dass der Talbach in Hochhausen durchgängiger (für Lebewesen) gemacht werden soll.
Durch den Unteren Augarten II und das südlich angrenzende Nord III-Gebiet führt eine Straße, die im Baugebiet eine Ortsrand- und im Gewerbegebiet eine Erschließungsstraße ist. An ihren Enden mündet sie jeweils in neue Kreisverkehr, sodass Haßmersheim damit letztlich die Umgehungsstraße bekommt, die in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen gesorgt hatte.
Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um jene benachbarten Flächen (Nord III), deren Erschließung abgeschlossen und deren Bebauung in vollem Gange ist. Der zugrunde liegende Bebauungsplan wurde mit einstimmigem Beschluss dahingehend geändert, dass im Bereich "Versorgung" nun doch Werbeanlagen zugelassen werden, die ursprünglich so nicht vorgesehen waren, aber die Ansprüche des Landschafts- und Insektenschutzes berücksichtigen.
Anders kam es auch beim Verhandlungsgegenstand "Abschluss eines Architektenvertrages für die Erstellung einer Fluchttreppe an der Turn- und Festhalle". Da waren drei Varianten im Spiel gewesen, von denen diejenige zur Beschlussfassung vorlag, die eine solche Treppe an der Frontseite vorsieht, mit Abgang nach Norden. Das Vordach an dieser Stelle ist schon weitgehend entfernt. Doch SPD-Gemeinderat Karlheinz Graner wollte angesichts der hohen Kosten von 82.000 Euro (inkl. Architektenhonorar über 11.000 Euro) über eine andere Variante diskutieren und stellte den Antrag, den Tagesordnungspunkt abzusetzen. Das befürwortete das Gremium mehrheitlich. Ob eine andere Möglichkeit aber (brandschutz)technisch überhaupt besteht, das schaute man sich in der Pause zwischen öffentlicher und nicht-öffentlicher Sitzung schon mal an, denn die fand in der Turnhalle statt ...