Zwar erachten alle Haßmersheimer Gemeinderäte die Sanierung der Friedrich-Heuß-Schule für notwendig. Doch wegen Ungereimtheiten beim bisherigen Verfahren wurde der Abschluss eines Architektenvertrags nun erst einmal wieder auf Eis gelegt. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Haßmersheim. Auch wenn sich der Gemeinderat vor der Sitzung bereits eine Stunde nichtöffentlich beraten hatte - und es im Anschluss wieder tat: Die Sitzung am Montagabend konnte die - von allen Räten als dringend erachtete - Sanierung der Friedrich-Heuß-Schule nicht auf den weiteren Weg bringen. Wegen Ungereimtheiten bei der Vergabe der Ingenieurleistungen beantragte Gemeinderat Marco Peter, den Punkt zu vertagen. Der Rat folgte diesem Vorschlag mit einer Stimmenmehrheit von zehn zu vier.
In Abwesenheit des Bürgermeisters leitete Christian Dorn die Sitzung und konnte unter dem Punkt "Bekanntgaben" immerhin verkünden, dass die täglichen Reinigungsarbeiten an der Friedrich-Heuß-Schule künftig die Firma Franz Kramer übernimmt. Einstimmig beschloss das Gremium, die Sitzungen von Gemeinderat und Ausschüssen künftig auf Tonband aufzuzeichnen, um daraus das Protokoll zu fertigen.
Klärungsbedarf bestand bei einem "Bonbon" der Verwaltung. Diese möchte 2019 - zunächst einmalig - die Vereine mit einer Gesamtsumme von 25.000 Euro fördern. Dass es sich bei diesem Projekt um eine Zusatzleistung handele, beruhigte die Räte. Einstimmig beschloss man nun eine modifizierte Fassung. So können sich ortsansässige Vereine und Fördervereine bis 25. November um eine Förderung für "investive Maßnahmen" bewerben. Projekte über 2500 Euro können in der Gemeinderatssitzung vom 16. Dezember vorgestellt werden und sollten durch ein Angebot konkretisiert werden. In dieser Sitzung will das Gremium dann auch gleich die Zusagen erteilen. "Mit der Durchführung der Maßnahmen muss bis spätestens 31. Dezember 2020 begonnen werden", heißt es weiter.
Einstimmigkeit herrschte auch in puncto W-Lan. Den EU-Gutschein über zwölf freie Hotspots im Wert von 15.000 Euro soll die EnBW umsetzen. Nun beschloss man allerdings zunächst die Maßnahme; über die genauen Standorte soll noch einmal diskutiert werden.
Einstimmig beauftragte das Gremium die Verwaltung, den - bereits in einer früheren Sitzung beschlossenen - Beitritt zur Forstlichen Vereinigung Odenwald Bauland abzuschließen.
Eine kontroverse Diskussion entwickelte sich um die Zukunft der Mehrzweckhalle Neckarmühlbach. Die 40 Jahre alte Ölheizung habe viele Ausfallzeiten und müsse saniert werden. Allein für eine Reparatur veranschlagte das Heilbronner Ingenieurbüro "Pfähler und Rühl" 40.000 Euro. Die Gesamtkosten einer neuen Heizungsanlage - inklusive Lüftung - bezifferten die Experten mit 320.000 Euro (darin enthalten sind an die 70.000 Euro Ingenieurkosten). Die Höhe der Kosten sowie das Festhalten an einer Ölheizung missfielen manchem Gemeinderat. Auch die Einbeziehung eines Planungsbüros wurde in Zweifel gezogen. Da das Gebäude der Versammlungsstättenrichtlinie unterliege, sei dies ob der Gewährleistung unabdingbar, hieß es schließlich vonseiten der Verwaltung. So beschloss der Rat mit elf Ja-Stimmen, einer Enthaltung und drei Gegenstimmen, die Fachplanung einem Heilbronner Ingenieurbüro zu übertragen, wobei man durchaus Heizungsalternativen vorgestellt haben wollte.
Anders bei der Generalsanierung der Friedrich-Heuß-Schule. Zunächst berichtete Rechnungsamtsleiter Christian Holzer von einer Verteuerung des Projekts. Dieses koste ob neuer Brandschutzmaßnahmen und steigender Baukosten nun rund 3,75 Mio. Euro. Eine erste Schätzung war noch von 3,4 Mio. Euro ausgegangen. Weshalb allerdings der Architektenvertrag bis dato nicht vom Gemeinderat beschlossen wurde - obwohl Bauamtsleiter Ali Köklü ihn bereits im März des Jahres auf seinem Schreibtisch wähnte - blieb rätselhaft. Zumal das Büro Huber zwischenzeitlich eine erste Abschlagszahlung eingefordert, dann (aufgrund eines Buchhaltungsfehlers) aber wieder zurückgezogen habe. "Wir hätten einen Auftrag ausschreiben sollen - haben das aber nicht getan", gab Christian Dorn zu. Die Geschichte sei zwar "eckig und kantig", es sei aber nichts Rechtswidriges geschehen und auch kein finanzieller Schaden für die Gemeinde entstanden, so Dorn.
Keine Mehrheit fand Gemeinderat Karlheinz Graner, der "mit einer geballten Faust in der Hosentasche" für den schnellen Abschluss eines Architektenvertrags plädierte, um die Sanierung so schnell wie möglich in die Wege zu leiten. Schüler und Lehrer müssen sich also erst einmal weiter gedulden.