Rüdiger Stahl betreibt das Hofgut Hohschön oberhalb von Gundelsheim. In der vergangenen Staffel von „Bauer sucht Frau“ erlebte er mit Tatjana eine turbulente „Hofwoche“. Im Hofladen gab es in der Folge auch Selfie-Wünsche. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Gundelsheim. "Es ist nicht einfach, sich selbst im Fernsehen zu sehen. Da sieht man die grausame Realität. Man hat ja ein bisschen ein Idealbild von sich." Rüdiger Stahl hat es trotzdem gewagt – und sich bei der vergangenen Staffel von "Bauer such Frau" gleich mehrmals auf dem Bildschirm sehen können. Zusammen mit Tatjana und zwei Fernsehteams von RTL erlebte er im Sommer eine wunderschöne "Hofwoche".
Doch dann begann die Ernte und beim späteren Wiedersehen in Berlin war die Frau, die ihm das Gefühlsleben in Wallung gebracht hatte, bereits mit einem anderen Partner liiert. Dass sich andere Fernsehzuschauerinnen von der "grausamen Realität" durchaus angezogen fühlen, belegen unzählige Fan- und Liebesbriefe, die Rüdiger Stahl seitdem ins Hofgut Hohschön flattern.
"Der Alltag war schnell wieder da", erklärt Stahl. Im Herbst musste er die Hof-Gastronomie wegen der Pandemie schließen. Zusammen mit seinem Koch entwickelte er das Angebot des Hofladens weiter und baute auch das Online-Angebot aus. So gesehen, erscheinen ihm die Bilder von der Hofwoche fast schon wie Urlaubsfotos. "Die Stimmung war unheimlich locker, wir hatten viel Spaß. So wie es gesendet wurde, so war’s", findet Stahl lobende Worte für die Kamerateams. Ein Drehbuch habe es nicht gegeben: "Die haben uns frei agieren lassen." Auch an das Verkabelt-sein habe er sich schnell gewöhnt. Trotzdem seien ihm "ein paar peinliche Sachen rausgerutscht."
Wie sich für ihn das "Liebes-Aus" darstellt, darüber schreibt Rüdiger Stahl auf Instagram. "Es war eine interessante Erfahrung. Ich bin jetzt bekannter geworden, aber nicht prominent, wie viele meinen", fällt Stahls Resümee aus. Aber jetzt sei auch wieder gut damit: "Ich bin nicht der kameragierige Mensch."
Überrascht hat den Freiland-Landwirt das enorme Echo, das tolle Feedback. Es sei wahrgenommen worden, dass seine Tiere hier draußen sein dürften. Nicht wenige Besucher seien seitdem vorbeigekommen, um sich davon zu überzeugen, dass sich die Schweine tatsächlich im Matsch suhlen dürfen und nichts "gestellt" wurde. Gäste aus dem "Ländle", aber auch aus Bayern und Hessen seien gekommen, "um einfach mal alles in echt zu sehen". Sie zeigten sich angetan von den Schönheiten Gundelsheims und des Neckartals. Erstaunt haben Rüdiger Stahl dann doch einige Selfie-Wünsche. Er sollte auch mal eine Eierbox signieren. Auch wenn Stahl wegen des Lockdowns weniger und mit Maske unterwegs ist, werde er nun häufig erkannt. "Vielen reicht bereits die Stimme."
Wenngleich es mit Kandidatin Tatjana nicht geklappt hat, über mangelndes Interesse kann sich Stahl derzeit nicht beklagen: "Es gibt Zuschriften von so vielen kreativen Frauen. Es ist gigantisch, was kommt." In den sozialen Medien, aber auch handschriftliche Briefe erreichten ihn.
Ein kleiner Ausgleich für die Einbrüche in der Gastronomie: "Wir versuchen, einen neuen Markt zu erschließen", beschreibt Stahl das neue Angebot von hausgemachten Fertigprodukten. Vom schwäbischen Haschee bis zur Senfsoße reicht die Auswahl. "Wir müssen abwarten, wie es weitergeht", gibt sich der Landwirt gedämpft optimistisch. Bangemachen lässt er sich so schnell nicht, aber derzeit gebe es nicht eine Vorbestellung für die Gastronomie.
Da ist Stahl froh, dass er mit seinem Sohn und dem Hofteam, dem Koch und einem neuen Metzger die "Maschinerie" umstellen konnte. Vielleicht gibt es im Frühling dann doch wieder romantische Stunden auf dem Hofgut. Für die Gäste oder den Chef. Es bleibt also spannend.