Es staubt im Wald, aber nur kurz: Die Effekte der Waldkalkung, die derzeit in einigen Waldabschnitten der Region vorgenommen wird, sollen dafür umso länger wirken. Fotos: Schattauer
Von Heiko Schattauer
Mosbach. Es ist laut, es staubt gewaltig, und es hinterlässt nachhaltige Spuren. In ausgewählten Waldgebieten in der Region wird derzeit kräftig gekalkt - und die genannten Spuren, die diese Behandlung im Forst hinterlässt, sind absolut gewünscht. "Vereinfacht ausgedrückt, schafft die Waldkalkung bessere Lebensbedingungen für Bodenlebewesen und Bäume", erläutert Erwin Winterbauer, Forstrevierleiter in Mosbach, beim Vor-Ort-Termin an der Alten Waldsteige in Neckarelz.
Im Hintergrund machen Lukas Schmidt und Thomas Prenzel gerade ihre Unimogs parat für die nächste Ausbringungsfahrt im weitläufigen Waldgebiet zwischen Waldsteige und ehemaliger Kaserne. Knapp 90 Hektar Wald wollen die beiden Spezialisten aus Bayern in den geplanten zwei Einsatztagen in Neckarelz bekalken. Rund 350 Tonnen einer Mischung aus fein gemahlenem Dolomitgestein und Holzasche bringen die beiden Männer auf dieser Fläche aus. Auch wenn sich der Kalk nur in einer haudünnen Schicht auf Boden und Blätter legt, kommt das Duo im jeweiligen nicht allzu weit: Nach rund 250 Metern ist der Kalkbehälter auf der Ladefläche der Unimogs leer, neues Material muss per Schaufellader eingeschüttet werden.
Die Fahrzeuge, mit denen Schmidt und Prenzel unterwegs sind, hat Unternehmensleiter Lukas Schmidt gemeinsam mit seinem Vater selbst entwickelt. Dafür, dass der Kalk bis zu 70 Meter weit in den Wald eingeblasen werden kann, sorgt etwa ein umgebauter Prototyp einer Schneekanone. Die wiederum von einem bis zu 72 PS starken Zusatzmotor und einem sogenannten Materialwurfgebläse Unterstützung erhält.
Wertvolles Gut: Mit einem Spezialkalk soll der Zustand des Waldbodens verbessert werden.
"Ein flächendeckender Auftrag ist das Ziel", verdeutlicht Lukas Schmidt, ehe er sich ins Führerhaus schwingt, in die nächste Rückegasse einbiegt und die Kalkkanone anschmeißt. Das für den Tag benötigte Material liefern Sattelschlepper an, die Spezialmischung stammt wie der Ausbringungstrupp aus Bayern. Damit am Ende keine weißen, sorry: nicht weißen Flecken im zu behandelnden Areal zurückbleiben, hat man gemeinsam mit Revierleiter Winterbauer einen Plan gemacht, ausgetüftelt, über welchen Weg und von welcher Gasse aus man die Waldkalkung absolviert.
Wozu der Aufwand gut ist, den man im Wald bei Mosbach zuletzt vor gut 30 Jahren vorgenommen hat, erläutern im Wald selbst Infotafeln, die Erwin Winterbauer schon vor der eigentlichen Aktion aufgestellt hat. "Der Kalk sorgt für eine Regeneration des Basenhaushalts im Boden", erklärt der Revierleiter. Die (u.a. durch sauren Regen) eingetragenen Säuren könne man so puffern. Im Prinzip sei das ganz ähnlich wie beim menschlichen Organismus, der bei dauerhaft zu niedrigen pH-Werten ebenfalls Schaden nehmen kann. Diese Schäden will man im Wald verhindern, zumal der inzwischen ohnehin genug zu kämpfen hat, etwa mit anhaltender Trockenheit, Borkenkäfern und Co. (wir berichteten). Auch für die Qualität des Grundwassers sei die Kalkung bedeutend, ein zu niedriger pH-Wert des Waldbodens könne nämlich zu Auswaschung von Schadstoffen führen, erläutert Erwin Winterbauer.
Hilfe gegen die Folgen, die aufgrund von zu wenig Feuchtigkeit im Waldboden entstehen, kann die Kalkung nur indirekt leisten. "Die Humusumsetzung wird besser, die Bäume wurzeln wieder tiefer, und die Standfestigkeit wird erhöht", fasst Lukas Schmidt die positiven Effekte der Aktion zusammen. Die Verbesserung des Bodens soll am Ende eben auch für eine Stärkung und somit erhöhte Widerstandsfähigkeit der darauf wachsenden Bäume sorgen.
Das vor der Verbesserung Investitionen stehen, ist klar: Die Waldkalkungsaktion in Mosbach kostet rund 241.000 Euro (gefördert werden aber immerhin 187.000 Euro). Im Kreisgebiet unterwegs sind bzw. waren die Unimogs im Bereich Mosbach (Alte Waldsteige/Hasbachtal/Michelherd), Neckarzimmern, Fahrenbach und Hardheim, unter Regie der jeweiligen Kommunen und der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg hatte zuvor Bodenproben in der Region entnehmen lassen und die genannten Gebiete für eine Behandlung ausgewiesen.