Coronavirus

Mosbacher Schulen schließen, Betriebe leiden

Auch in der Region sind aufgrund der Krise ab Dienstag Schulen und Kindergärten geschlossen - Weitere Auswirkungen

13.03.2020 UPDATE: 14.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 54 Sekunden
Das Coronavirus hat auch in anderen Bereichen massive Auswirkungen. Foto: schat

Von Stefanie Kern und Heiko Schattauer

Mosbach. Es gibt kaum noch ein anderes Thema – das Coronavirus und dessen Ausbreitung hält uns weiter in Atem und lähmt das öffentliche Leben. Nachdem mit dem Pfalzgrafenstift in Mosbach die erste Altenpflegeeinrichtung aus Schutzgründen ihre Türen für Besucher geschlossen hat und auch das Land eine Besuchsreduzierung anweist, sind nun auch Schulen, Kindergärten und weitere öffentliche Einrichtungen betroffen. Seit Freitagnachmittag gilt: Ab kommenden Dienstag und bis nach den Osterferien ruht auch in Baden-Württemberg der Schul- und Kindergartenbetrieb.

Am Montag geht’s noch mal rein in die Schule ... Foto: schat

Marco Schirk ist geschäftsführender Schulleiter der Mosbacher Schulen und Schulleiter der Pestalozzi-Realschule Mosbach. Er hat die Entwicklung am Freitag live im SWR verfolgt. "Wir werden jetzt mit allen Schulleitungen in Kontakt treten", gab Schirk erste Handlungsanweisungen direkt nach der Pressekonferenz heraus. Für Montag haben er und weitere Schulleiter Konferenzen einberufen, übers Wochenende soll daran gearbeitet werden, den Kindern Wochenarbeitspläne mit auf den Weg zu geben. "So wie ich die Ministerin verstanden habe, soll es auch durchaus einen Stab von Kollegen geben, der eine Notbetreuung stemmt", sagt Schirk.

So habe er selbst dem Kollegium bereits erlaubt, eigene Kinder mitzubringen. "Ich verstehe das nicht so, dass alle Lehrer 1:1 freigestellt werden sollen." Es müsse Lösungen für die Eltern geben, die zur Arbeit gehen müssen. "Wir können da niemanden im Regen stehen lassen", meint Schirk. Dass solch drastische Maßnahmen wie Schulschließungen tatsächlich notwendig werden, habe er vor einer Woche persönlich noch nicht erwartet. Doch die neuen Entwicklungen (es gibt auch neue Fälle im Kreis, s. nebenstehenden Beitrag) forderten nun neue Maßnahmen.

... ab Dienstag und bis nach den Osterferien dann aber raus. Foto: schat

Denen man am Nicolaus-Kistner-Gymnasium mit "kreativen Lösungen" begegnen will, wie Schulleiter Jochen Herkert erklärt. Über neue WhatsApp-Gruppen und andere Kommunikationsplattformen wolle man Unterrichtsstoff transportieren, in der Kursstufe etwa habe man noch am Freitag "digitale Übungsaufgaben" weitergegeben. "Wir werden jetzt mit Besonnenheit schauen, wie wir das alles organisieren", sagt Herkert. Der Schulleiter ist zuversichtlich, dass der Lehrplan trotz Ausnahmesituation erfüllt werden kann.

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"Der ein oder andere Kollege hatte schon was vorbereitet", berichtete auch der Schulleiter des Auguste-Pattberg-Gymnasiums, Dr. Thomas Pauer, unmittelbar nach Bekanntwerden der Schulschließungspläne. Man werde nun weiter an der Ausarbeitung der digitalen Weitergabe von Unterrichtsstoff arbeiten, eine bestehende Plattform wolle man dafür nun speziell konfigurieren. Eine vollständige Kompensation des ausfallenden Unterrichts sei damit aber nicht möglich, stellt Pauer klar, eine Versorgung mit Lerninhalten aber schon.

Doch die einschränkenden Maßnahmen wirken auch in anderen Bereichen des Lebens: So leiden Hotels und Restaurants zum Teil unter den Folgen der Coronaausbreitung und den begleitenden Vorgaben: Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband vermeldet in einer Blitzumfrage, dass 76 Prozent der Hotels und Gaststätten Umsatzeinbußen zu verzeichnen haben. 10.000 Betriebe nahmen an der Umfrage teil.

Foto: schat

In Mosbach reagierte der Verein "Gastro+" mit einer außerordentlichen Sitzung am Montagabend. "Inzwischen ist die Lage so eskaliert, dass wir gerne den Zustand vom Montag wieder nehmen würden", berichtet Bernadette Martini. "Es ist zum Teil existenzbedrohend", sagt die Direktorin des Hotels "Lamm" in Mosbach.

Allein am Donnerstag gab es im "Lamm" Stornierungen, die einen Verlust von 12.000 Euro bedeuten. Diese Stornierungen betreffen die Monate März und April. "Jeder Betrieb versucht kurzfristig zu reagieren. Betriebsschließungen, Betriebsferien und Kurzarbeit stehen im Raum", erläutert Martini. Auch im Restaurantbereich gebe es teils dramatische Einbrüche. "Da ist die Regierung jetzt wirklich gefordert. Ansonsten werden viele Betriebe es nicht schaffen."

Vor allem, nachdem die Corona-Pandemie mit dem Ende der ohnehin schwachen Wintersaison zusammenfällt. "Das Problem unserer Branche: Wir können keinen verlorenen Umsatz aufholen." Ganz konkret hat Martini schon die Speisekarte etwas reduziert, das Personal baut zum Teil Überstunden ab. Nicht gerade hilfreich sei die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, auf Gaststättenbesuche zu verzichten.

"Wir möchten aber nicht jammern, sondern aufrütteln: Gesunde Menschen können natürlich Essen gehen", ist Martini überzeugt. Ähnlich sieht man es im "Ludwig", wo Geschäftsführer Simon Heidmann von einer erfreulichen Gästeresonanz berichtet. Er freut sich auf den Beginn der Außenbewirtschaftung, hat im Hinblick auf frühlingshafte Temperaturen vor dem Haus am Ludwigsplatz schon angerichtet.

Weniger erfreulich läuft es ein paar Meter weiter: Viele Stornierungsanfragen und so gut wie keine Laufkundschaft vermeldet das Reisebüro Alexandra Bopp. "Vieles wird auch von den Veranstaltern selbst storniert." Wie auch die Tagung der GBM, die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, die Anfang April in Mosbach stattfinden sollte. 500 bis 530 Tagungsteilnehmer aus ganz Europa waren dazu erwartet worden.

Holger Schwing, Vorsitzender des Vereins "Mosbach aktiv", beobachtet in seinen Textilgeschäften in der Mosbacher Fußgängerzone: "Es sind schon noch Menschen in der Stadt unterwegs und sie kaufen auch ein – aber verhaltener. Unsere Befürchtungen beziehen sich aber auf die kommenden Wochen, weil die Lage doch sehr unsicher ist."

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