Den Rettungsdienst für den kompletten Kreis gewährleistet ab 1. Januar 2020 der DRK-Kreisverband Mosbach. Damit übernimmt Mosbach die Versorgungsaufgabe des Kreisverbands Buchen, der zuletzt zunehmend in personelle Engpässe geraten war. Symbolfoto: Heiko Schattauer
Von Heiko Schattauer
Mosbach/Buchen. "Abschließend befasst" haben sich die Präsidien der Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes in Mosbach und Buchen mit dem Thema "Neuorganisation der Rettungsdienste". Als Ergebnis der Überlegungen steht nun die Erkenntnis, dass der Rettungsdienst im Neckar-Odenwald-Kreis künftig unter dem Einsatzkommando des DRK-Kreisverbands Mosbach steht.
Nach "schwierigen, aber doch harmonischen Gesprächen", so der Mosbacher DRK-Präsident Gerhard Lauth, kamen die Entscheidungsträger zur Übereinkunft, dass der Kreisverband Mosbach ab 1. Januar 2020 den Rettungsdienst auch im Altkreis Buchen übernimmt. Mit der Pflichtaufgabe geht auch der komplette Geschäftsbereich von Buchen nach Mosbach über, die aktuell 44 Rettungsdienst-Mitarbeiter aus dem Osten des Kreises sollen dann gemeinsam mit den rund 90 Kollegen im Westen die schnelle Hilfe im Fall der Fälle für den gesamten Kreis sicherstellen.
Von dieser Lösung, an der auch der DRK-Landesverband mitgewirkt hat, verspricht man sich "eine leistungskräftigere Struktur" des Rettungsdienstes. Auslöser für die nun beschlossene Übernahme waren die personellen Engpässe, in die der Kreisverband Buchen zuletzt verstärkt geraten war. Von einer "Deckungslücke" von 25 Prozent beim Personal im Rettungsdienst berichtet diesbezüglich Roland Burger, Präsident des DRK-Kreisverbands Buchen.
Elf von möglichen 41 Stellen konnte man nicht besetzen – und musste die Lücke mit teuren Personaldienstleistern aus diesem Bereich schließen. Die Erfüllung des hoheitlichen Auftrags der Notfallrettung und somit die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit habe man schließlich gewährleisten müssen, so Burger.
Insbesondere die sogenannte Vorhalteerweiterung habe das DRK Buchen selbst in Not gebracht. Mit den Wachen in Hardheim, Oberneudorf und Osterburken seien im Frühjahr drei zusätzliche Standorte hinzugekommen (in Mosbach mit Asbach nur einer) – für die man auch entsprechendes Personal "vorzuhalten" hatte. "Mit einem Mann ist es da nicht getan", verdeutlicht Roland Burger, der zudem auf "Altlasten" verweist, die zu einer weiteren Verschärfung des Problems führten. Unter der alten Geschäftsführung, von der man sich vor zwei Jahren getrennt hat, sei unter anderem auch die Ausbildung vernachlässigt worden. Auch wenn man wirtschaftlich inzwischen wieder besser dastehe, sei man im Rettungsdienst am Ende eben in eine "Personalfalle gelaufen". Die nun zur Übernahme geführt hat.
"Das war keine einfache Entscheidung, im Vordergrund stand aber eben ganz klar der Versorgungsauftrag, den wir erfüllen müssen, auch wenn es schmerzt", sagt Buchens Präsident Burger – Begeisterung löst die gefundene Lösung bei ihm nicht aus. Eine (verworfene) Option mit einer neuen gGmbH hätte ihm besser gefallen, allein die wirtschaftliche Ausgangslage ließ die Variante schnell ausscheiden. Die notwendige finanzielle Einlage hätte aktuell aber lediglich Mosbach leisten können, das sich wiederum für ein Überbrückungskonstrukt mit dem Landesverband als Gesellschafter nicht erwärmen konnte.
Und was verändert sich nun mit der Übernahme des kompletten Rettungsdienstes (also Notfallrettung und Krankentransport) im Kreis durch den DRK-Kreisverband Mosbach? Wie gehabt bleiben sollen die bestehenden Wachen, alle Mitarbeiter werden übernommen, deren Arbeitgeber (DRK) und die Arbeitsverträge bleiben ebenfalls unverändert.
"Für die Mitarbeiter ändert sich eigentlich gar nichts", sagt Joachim Herrmann, Noch-Geschäftsführer des Kreisverbands Buchen und künftig Abteilungsleiter des Rettungsdienstes beim Kreisverband Mosbach. "Nur steht auf allen Fahrzeugen künftig DRK-Kreisverband Mosbach", skizziert Gerhard Lauth eine wahrnehmbare Veränderung.
Im Kreisverband Buchen ist man offenbar dennoch nicht angetan von der kommenden Veränderung. Noch bei der Mitarbeiterversammlung am Dienstag, in deren Rahmen die Verantwortlichen über die neue Konstellation informierten, hat der Betriebsrat Roland Burger eine Unterschriftenliste "pro Selbstständigkeit" überreicht. Mit "vertrauensbildenden Maßnahmen" wolle man nun eine schnelle Integration in den Kreisverband Mosbach unterstützen.
Dort wiederum ist man zuversichtlich, die (übernommene) Personallücke "in den kommenden drei Jahren", wie Geschäftsführer Steffen Blaschek prognostiziert, schließen zu können. In Mosbach bilde man schon länger über Bedarf aus, Fremdpersonal will man sukzessive durch eigenes ersetzen. Kräftige Investitionen müsse man im (Buchener) Fuhrpark tätigen, mit bis zu einer Million Euro an Kosten kalkuliert Blaschek hier.
"Ein Kraftakt wird das schon", verdeutlicht Gerhard Lauth, dass eine erfolgreiche Umsetzung der neuen Strukturen "kein Kinderspiel" ist. Dem entsprechend tritt man auch bei Planspielen für eine mögliche Fusion der Kreisverbände – bei verbleibenden sieben Mitarbeitern in Buchen naheliegend – auf die Bremse. Auch mit Blick auf die vielen Ehrenamtlichen, die jeweils in Buchen (rund 900) und Mosbach (1000) hinter den Kreisverbänden stehen. Zumal die Neustrukturierung des Rettungsdienstes erst einmal Herausforderungen genug biete.