Von Christian Beck
Gundelsheim. Laut der Gundelsheimer Bürgermeisterin Heike Schokatz hätte es eine niemals endende Geschichte werden können. Doch nun haben die Planungen zur Brücke über die Bahnlinie ein Ende gefunden, und zwar ein positives. Am gestrigen Dienstag begannen mit dem offiziellen Spatenstich die Bauarbeiten des neun Millionen Euro teuren Projekts, das Schokatz als Meilenstein für Gundelsheim bezeichnete. Nach den Fastnachtsferien soll es dann so richtig losgehen. Läuft alles planmäßig, wird die Brücke ab September oder Oktober des kommenden Jahres die B 27 mit der Heilbronner Straße in Gundelsheim verbinden.
Hintergrund für die nun offiziell gestarteten Baumaßnahmen ist die schlechte Verkehrsanbindung der Deutschordensstadt. Die Eisenbahnlinie zwischen Neckarelz und Heilbronn trennt die B 27 von Gundelsheim. Zwei Unterführungen gibt es, doch die sind niedrig und schmal. Die dritte Zufahrt ist ein beschrankter Bahnübergang in der Linie zur ehemaligen Konservenfabrik, dem markanten Backsteinbau. Doch dort herrscht natürlich Stillstand, sobald die Schranken sich senken.
Bereits in den 1980er-Jahren gab es deshalb Überlegungen, hier etwas zu ändern. Lange hatte man dabei eine weitere Unterführung im Blick, wie Heike Schokatz in einem kurzen geschichtlichen Abriss erläuterte. Doch statt unter den Gleisen hindurch wird der Verkehr künftig darüber hinweg fließen.
Das Brückenprojekt war jedoch umstritten: Der Verein "Pro Gundelsheim" hatte ein Bürgerbegehren mit knapp 1200 Unterschriften auf den Weg gebracht. Im April 2008 sprachen sich Bürger der Deutschordensstadt jedoch mehrheitlich für den Bau der Brücke aus. Und auch der Erwerb der für den Bau notwendigen Grundstücke gestaltete sich schwierig. Verhandlungen und Rechtsstreitigkeiten zogen sich hin. Bürgermeisterin Schokatz sprach vor diesem Hintergrund von "einem steinigen Weg". Nicht zuletzt deshalb hat sich der Beginn des Gesamtprojekts immer wieder verzögert.
In diesem Jahr stehen bautechnisch zwei wichtige Arbeiten an: Zum einen sollen die Oberleitungen abgesenkt werden, zum anderen muss das Brückenbauwerk selbst errichtet werden. Laut Heike Schokatz wird es sich dabei um eine filigrane Stahlverbindungsbrücke handeln, die sich gut in das Landschaftsbild einfügen werde. Dass die Brücke elegant aussieht, war eine wesentliche Forderung der Gundelsheimer.
Im kommenden Jahr sollen dann an beiden Seiten der Brücke Kreisverkehre entstehen. Voraussichtlich erst im Jahr 2021 soll dann eine behindertengerechte Unterführung für Fußgänger und Fahrradfahrer südlich der Mühlstraße gebaut werden. Der Bau war ursprünglich direkt an der Brücke vorgesehen und gilt als dringend, da der erst jüngst erfolgte Umbau des Bahnhofs nicht behindertengerecht erfolgt ist. Dass die Unterführung nun erst in vier Jahren kommt, liegt an einem aufwendigen Planfeststellungsverfahren - "zu unserem großen Bedauern", erklärte Heike Schokatz.
Die Brücke selbst soll nach momentanen Stand rund 9,3 Millionen Euro kosten. Das Gute für Gundelsheim: Das laut der Bürgermeisterin "wichtigste Infrastrukturprojekt für Gundelsheim und den ganzen Landkreis Heilbronn" kostet die Deutschordensstadt kein Geld. Statt dessen teilen sich der Landkreis Heilbronn, der Bund und die Bahn die Kosten zu jeweils einem Drittel. Der Landkreis erhält zudem noch Landeszuschüsse, wie der Erste Landesbeamte Lutz Mai erklärte. Rund 1,34 Millionen Euro sind es voraussichtlich.
Etwa 100 Meter lang soll die Brücke einmal sein, von einer Verkehrsbelastung von rund 5000 Fahrzeugen pro Tag geht man aus. Was den Verkehr unter der Brücke betrifft: Zwischen 95 und 116 Zugfahrten sollen dann an Gundelsheim vorbeirauschen. So oft hätten sich dementsprechend auch die Schranken gesenkt und den Verkehr zum Stillstand gebracht. Doch das soll bald der Vergangenheit angehören. Mit Blick auf die Zukunft sagte die Bürgermeisterin gestern: "Ich hoffe, dass die Brücke positiv für unsere Stadt wahrgenommen wird."