Diese Erdbeeren sind völlig in Ordnung. Bei Erzeugnissen aus PFC-belasteten Flächen ist es dagegen oft verboten, sie auf den Markt zu bringen. Symbolbild: Schuldt
Karlsruhe/Mannheim. (alb) Die großflächigen Verunreinigungen von Böden und Grundwasser mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) in Mittel- und Nordbaden stellen für alle Beteiligten eine enorme Herausforderung dar und erfordern die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche. Das Land unternimmt große Anstrengungen, um die Menschen vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schützen. Gemeinsam mit den Kommunalbehörden hat es bereits elf Millionen Euro in Sachkosten für Forschungsprojekte und Untersuchungen investiert.
Aktuell haben die Planungen für das sogenannte Vor-Ernte-Monitoring der PFC-belasteten Flächen begonnen. Zunächst werden Spargel und Erdbeeren unter die Lupe genommen, danach folgen Raps und Getreide und ab dem Spätsommer der Körnermais.
Von den verschiedenen Gemüse- und Salatsorten werden fast das ganze Jahr über Proben entnommen. Bei dem Monitoring laufen Untersuchungen der Pflanzen etwa zwei Wochen vor der Ernte an. So könne sichergestellt werden, dass verunreinigte Erzeugnisse entsprechend der Beurteilungswerte des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz nicht als Lebensmittel vermarktet werden, erklärt das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe.
Um die Betriebe bei der Bewirtschaftung von PFC-belasteten Flächen zu unterstützen, werden seit 2018 individuell angepasste Konzepte erarbeitet. Dazu zählen etwa eine veränderte zeitliche Abfolge von Nutzpflanzen während der Vegetationsperiode, der Anbau alternativer Kulturen oder verbesserte Bewässerungsmöglichkeiten.
Im stark betroffenen Mannheimer Norden sollen die Bodenuntersuchungen von Verdachtsfällen bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Danach ergeben sich ein Gesamtbild und entsprechende Konsequenzen. Das Landratsamt in Rastatt hat bereits eine Detailuntersuchung auf den Geländen eines Kompostherstellers in Bühl angeordnet.
Von diesem verlangen die Stadtwerke Rastatt wegen giftiger PFC-Chemikalien im Grundwasser Schadenersatz in Millionenhöhe. Der Prozess hat noch nicht begonnen. Die Stadtwerke beschuldigen das Unternehmen, für die Verbreitung der giftigen Stoffe im Grundwasser verantwortlich zu sein. Bis Ende 2008 soll der Hersteller mit Papierschlämmen versetzten Kompost auf Äckern als Dünger verteilt haben.
Diese Schlämme enthielten PFC, die in der Natur kaum abbaubar sind. Betroffen sind weit mehr als 1000 Hektar Ackerland in Mittelbaden. Die Schadstoffe gelangten später ins Grundwasser. 2012 wurde dies bei einer Routineuntersuchung der Stadtwerke entdeckt. Seit der Untersuchung mussten die Stadtwerke Rastatt Brunnen stilllegen sowie die Wasserwerke der Stadtteile Rauental und Niederbühl vom Netz nehmen beziehungsweise mit neuer Filtertechnik ausrüsten.
Die Kosten dafür will der Wasserversorger nun dem mutmaßlichen Verursacher der Verschmutzungen in Rechnung stellen. Im Gegensatz zu Mittelbaden besteht in Mannheim keine Gefahr, dass das PFC ins Trinkwasser gelangt.