In Mannheim besonders viele Gebäudeschäden durch Regen
Neue Studie: Zahl der Unwetter steigt auch in der Region

Von Carsten Blaue
Mannheim. "Yassin" wütete am 29. Juni 2005 in der Rhein-Neckar-Region. Direkt danach kam "Abraham", der bis 11. Juni im Odenwaldkreis schwere Schäden hinterließ. "Elvira II." machte es kurz und sorgte am 29. Mai 2016 im Neckar-Odenwald-Kreis in wenigen Stunden für Zerstörungen. Und dann gab es auch noch "Doris", die sich vom 3. bis 15. Juni 2010 über dem Rheintal festsetzte und in Mannheim in besonders schlechter Erinnerung blieb. Es sind die Sturm- und Regentiefs, die in den Jahren 2002 bis 2017 am schlimmsten waren und im Ganzen für Millionenschäden gesorgt haben. Das geht aus einer Studie hervor, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Montag vorgelegt haben. Demnach waren die Mannheimer besonders oft von Gebäudeschäden durch Unwetter betroffen.
Die Folgen extremer Regenfälle haben im Betrachtungszeitraum der Studie in Baden-Württemberg rund 568 Millionen Euro gekostet. Dabei wurden insgesamt rund 103.200 Schäden erfasst. In Mannheim betrug die Schadenshäufigkeit rund 11,4 Prozent für alle Wohnhäuser. Zahlen, die auch in der Diskussion um die umstrittene Rheindammsanierung nicht ganz außen vor bleiben können. Jede Reparatur vollgelaufener Keller, durchnässter Wände oder unterspülter Fundamente kostete in Mannheim rund 3240 Euro im Schnitt.
Vor allem heftige Extremregen von bis zu neun Stunden Länge sind verheerend. Dauerregengüsse ab zwölf Stunden aufwärts zerstören vergleichsweise wenig. So viel weiß man. Ansonsten sei Starkregen ein erschreckend schlecht untersuchtes Phänomen, so Andreas Becker vom DWD. Immerhin sei aber klar, dass Regionen, die bislang glimpflich davon kamen, einfach nur Glück hatten.
Außerdem haben die Wetterforscher berechnet, dass die Häufigkeit von Extremniederschlägen bis zum Jahr 2100 deutlich zunehmen wird: "Ja, diese Prognosen gibt es. Allerdings sind die Änderungen nicht nur für den Rhein-Neckar-Raum und den Odenwald spezifisch. Aber grundsätzlich führt die globale Erwärmung auch in dieser Region zu einem vermehrten und intensiveren Auftreten von Starkregen. Dies geschieht bereits und wird sich fortsetzen", so Becker auf RNZ-Anfrage. Auch sein Kollege Oliver Hauner sah darin ein Zeichen für den Klimawandel. Dieser habe auch bei uns längst begonnen. Heiße, trockene Jahre und Starkregen würden sich nicht ausschließen. Die Entwicklungen müssten systematisch erfasst und dokumentiert werden. Wie jetzt für das vierjährige Forschungsprojekt, das erstmals Starkregen- und Schadendaten systematisch untersucht hat. Der teuerste Einzelschaden an einem Einfamilienhaus in Baden-Württemberg betrug demnach 600.000 Euro.
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Im Rhein-Neckar-Kreis lag die durchschnittliche Schadenssumme pro Objekt bei 3823 Euro, wobei 5,2 Prozent aller Häuser zwischen 2002 und 2017 betroffen waren. In Heidelberg lag die Quote bei 4,6 Prozent und 3922 Euro im Schnitt. Deutlich schlimmer waren die Unwetterfolgen im ländlichen Raum. Im südhessischen Odenwald-Kreis waren mit 3,8 Prozent zwar weniger Häuser betroffen, dafür die Reparaturkosten pro Anwesen im Schnitt mit 6074 Euro deutlich teurer.
Im Neckar-Odenwald-Kreis schlugen sogar 7175 Euro pro Objekt zu Buche. Die Schadenshäufigkeit betrug hier fünf Prozent. Im Schnitt beliefen sich die Reparaturkosten für die Folgen von "Elvira II." auf rund 13.615 Euro.
Vor diesem Hintergrund fordert der Baukonstruktionsforscher Thomas Naumann von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden eine größere Unterstützung von Gebäudeeigentümern und kleineren Kommunen, um sie besser auf Starkregen vorbereiten zu können. Dieser komme fast ohne Vorwarnung: "Deshalb müssen Kommunen und Gebäudebesitzer diese Ereignisse vordenken und vorplanen." Gerade kleine Kommunen hätten bislang kaum Ressourcen, sich ein genaues Bild über die Gefahrenpunkte bei Regenmassen zu machen, ihre Bürger gut zu informieren und dementsprechend besser vorzusorgen, so Naumann.
Bundesweit gab es in 18 Studienjahren rund 29.000 Starkregenereignisse in ganz Deutschland. Unterm Strich schlugen 1,3 Millionen Gebäudeschäden mit einem Wert von rund 6,7 Milliarden Euro zu Buche. Hauner unterstrich schließlich seine Forderung, dass Neubauten in Überschwemmungsgebieten künftig tabu sein müssten. Wo wie gebaut werden darf, müsse zudem in verbindlichen Vorschriften geregelt werden, die an den Hochwasserschutz angepasst sind.
Um diesen kümmert sich auch der Verband Region Rhein-Neckar, der just am nächsten Donnerstag zum 17. (!) regionalen Hochwasserschutzforum einlädt. Hier soll es auch darum gehen, wie das Risiko von Hochwasser am Rhein minimiert wird. Aber auch das Niedrigwasser des Rheins im vergangenen Jahr und dessen wirtschaftliche Folgen stehen auf dem Programm.