Trickbetrug in Corona-Zeiten

Polizei und RNV warnen vor "Corona"-Betrügern - Neue Masche: "Mundschutz-Kontrollen" im ÖPNV (Update)

Anrufe falscher Polizeibeamter und "Enkeltrick"-Betrüger sowie falscher RNV-Kontrolleure überschwemmen die Region – Täter in drei Fällen erfolgreich

14.03.2020 UPDATE: 08.04.2020 16:00 Uhr 5 Minuten, 42 Sekunden
Was deutsche Telefon- und Internetkunden 2016 erwartet

Symbolfoto: dpa

Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis. (pol/rl) In den vergangenen Wochen wird die Region mit Anrufen falscher Polizeibeamter und "Enkeltrick"-Anrufen regelrecht überschwemmt. Das teilte die Polizei am heutigen Mittwoch mit. Alleine am Dienstag und Mittwoch wurden nahezu 100 solcher Anrufe bei der Polizei angezeigt. Mehr als 50 davon gab es im Bereich des Polizeireviers Heidelberg-Nord, in dessen Zuständigkeitsbereich die Stadtteile Neuenheim und Handschuhsheim sowie die Gemeinde Dossenheim fällt. Die Polizei schätzt, dass die Anzahl weitaus höher sein dürfte, da nicht alle Angerufenen solche Anrufe melden. Hinweise zu den Tätern lägen derzeit noch nicht vor, teilte die Polizei mit.

Auch die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) warnt ihre Kunden derzeit dringend vor Betrügern, die sich als Kontrolleure ausgeben, die eine angebliche Mundschutzpflicht im ÖPNV kontrollieren. Dabei sollten mehrere Fahrgäste ein Bußgeld zahlen, weil sie in Bussen oder Bahnen ohne Mundschutz unterwegs waren. Die RNV stellte dazu am Mittwoch klar: Derzeit (Stand: Mittwoch, 9. April 2020) gibt es keine Mundschutzpflicht im ÖPNV.

Fahrgäste, die von solchen Kontrolleuren angesprochen werden, sollten auf keinen Fall Geld an die Betrüger zu übergeben, sondern die Polizei informieren. Die Fahrausweisprüferinnen und -prüfer seien stets in RNV-Dienstkleidung unterwegs und überprüfen auch nur die Fahrscheine der Passagiere.

Beim Telefonbetrug agierten die Täter meist aus Callcentern, die sich im Ausland befinden. Dabei rufen die Betrüger fast ausschließlich ältere Menschen an. Außerdem benutzen sie häufig auch gefälschte Telefonanschlussnummern ("Spoofing") und geben sich als Polizeibeamte der örtlichen Polizeidienststelle aus. Die Anrufer behaupten, dass bei den Angerufenen ein Einbruch bevorstehe und daher Bargeld und Schmuck bis zur Festnahme der Täter vorübergehend "zur Sicherheit" der Polizei übergeben werden sollte. Außerdem erzählen die Betrüger den Angerufenen, dass Mitarbeiter ihrer Bank in die Taten verwickelt seien und das Ersparte auf den Konten nicht sicher sei.

Wenn die Angerufenen darauf hereinfallen und glauben mit der "richtigen" Polizei zu sprechen, bereiten die Betrüger den nächsten Schritt vor: Sie bieten an, Bargeld, Schmuck, Goldbarren und EC-Karten abzuholen und kündigen an jemanden vorbeizuschicken. Auch auf die Corona-Regeln werde dabei "Rücksicht" genommen und die Betrüger bieten an, dass man die Wertsachen auch vor der Wohnung deponieren könne, um einen direkten Kontakt zu vermeiden. 

Klar ist: Solche Anruf sind nie echt und immer Betrugsversuche!

Doch auch der klassische "Enkeltrick" ist weiterhin verbreitet. Hier geben sich Betrüger am Telefon als Enkel, Neffen oder gar Kinder der Angerufenen aus und täuschen eine finanzielle Notlage vor. In Corona-Zeiten besteht diese Notlage mitunter aus angeblichen Kosten für Medikamente oder Behandlung in Sachen Corona und Covid-19.

In der Annahme, einem Angehörigen zu helfen, gehen die Angerufenen im schlimmsten Fall zur Bank, heben den Bargeldbetrag ab und übergeben dies einem Boten. Auch hier gehen die Trickbetrüger auf die Corona-Bedingungen ein und bitten die darum, das Bargeld außerhalb der Wohnung zu deponieren.

So erging es auch in den letzten beiden Wochen drei Menschen in Heidelberg und Mannheim: Sie wurden um insgesamt mehr als 90.000 Euro betrogen.

Die Ermittler erwarten, dass es auch in den nächsten Tagen, insbesondere über die Osterfeiertage, weiter zu vielen "Enkeltrick"- und "Falscher Polizeibeamter"-Anrufen kommen wird.

Die Täter nutzen derzeit die Kontaktbeschränkungen der Corona-Krise, insbesondere für ältere Menschen skrupellos aus.

Deshalb rät das Polizeipräsidium Mannheim folgendes:

- Seien Sie immer misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte, oder Bekannte oder gar als Polizeibeamte ausgeben und nach finanziellen Verhältnissen fragen.

- Die Polizei wird Sie niemals (!) um Geldbeträge bitten.

- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Geben Sie Betrügern keine Chance, legen Sie einfach den Hörer auf. Das ist keinesfalls unhöflich!

Auflegen sollten Sie auf jeden Fall, wenn:

- Sie nicht sicher sind, wer anruft.

- Sie der Anrufer nach persönlichen Daten und Ihren finanziellen Verhältnissen fragt, ob Sie Bargeld, Schmuck oder andere Wertgegenstände im Haus haben.

- Sie der Anrufer auffordert, Bargeld, Schmuck oder andere Wertgegenstände herauszugeben oder Geld zu überweisen, insbesondere ins Ausland.

- Sie der Anrufer unter Druck setzt.

- Sie der Anrufer Sie dazu auffordert, zu Fremden Kontakt aufzunehmen, zum Beispiel einem Boten, der Ihr Geld und Ihre Wertsachen mitnehmen soll.

Hinweise an alle Angehörige: Auch wenn es aufgrund der Corona-Krise persönliche Kontaktbeschränkungen gibt, bitten wir Sie, nahe Angehörige, Eltern oder Großeltern, die aufgrund ihrer Rüstigkeit noch alleine leben können, nicht "alleine zu lassen". Genau diese Personen sind die Hauptzielgruppe von "Falschen Polizeibeamten" oder Tätern, die sich als vermeintliche Enkel oder Angehörige ausgeben. Bleiben Sie bitte täglich mit ihren älteren Angehörigen in irgendeiner Weise - wenn auch nicht von Angesicht zu Angesicht - in Kontakt und kümmern Sie sich um sie.

Wer glaubt, Opfer eines Betrugs geworden zu sein, meldet sich sofort bei der örtlichen Polizeidienststelle oder beim Polizeinotruf 110. Im allen Fällen übernimmt die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg die Ermittlungen. Personen, die Hinweise zu den Taten geben können, werden gebeten, sich beim Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Mannheim, Telefon: 0621/174-0, dem jeweiligen örtlich zuständigen Polizeirevier oder über den Polizeinotruf 110 zu melden.

Update: Mittwoch, 8. April, 16 Uhr


Seniorin verliert fünfstelligen Betrag durch Corona-Enkeltrick

Mannheim. (pol/mare) Kriminelle scheuen auch in Krisenzeiten vor perfiden Maschen nicht zurück: So wurde eine 83-jährige Frau am Freitag Opfer eines "Corona"-Betrügeres, der mit einer Variante des "Enkeltricks" Erfolg hatte. Das teilt die Polizei mit.

Eine Frau hatte gegen 15 Uhr bei der Seniorin angerufen und sich als Verwandte ausgegeben. Sie schilderte, dass sie sich in einer finanziellen Notlage befinden würde und Geld brauche, um nicht festgenommen zu werden.

Sie wollte einen Fahrer schicken, der jedoch aus Angst vor dem Coronavirus nicht klingeln würde. Die 83-Jährige solle daher das Geld vor die Haustüre legen. In der Annahme zu helfen, folgte die Seniorin den Anweisungen, ließ sich zur Bank fahren und holte dort einen niedrigen fünfstelligen Bargeldbetrag ab. Wieder daheim, deponierte sie das Geld wie abgesprochen vor der Haustür. Gegen 17 Uhr bemerkte die Frau, dass das Päckchen weg war.

Erst später kamen ihr Zweifel, woraufhin die Polizei eingeschaltet wurde. Die weiteren Ermittlungen hat die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg übernommen.

Update: Samstag, 21. März 2020, 13.45 Uhr


Kaiserslautern. (dpa) Neben dem Enkeltrick (siehe unten) werden weitere Betrugsmaschen rund um das Coronavirus bekannt: Dabei geht es um gefälschte Angebote für Atemmasken, Desinfektionsmitteln und andere Medizinprodukte. "Betrüger nutzen die Angst vor dem Coronavirus schamlos aus", erklärte ein Polizeisprecher am Dienstag.

So wollte zum Beispiel ein 61-Jähriger aus Kaiserslautern im Internet einen Schutzanzug, Fieberthermometer und Desinfektionsmittel bestellen. Hierfür zahlte er mehr als 80 Euro, die Ware jedoch wurde nicht geliefert. Auch ein 49-Jähriger aus dem Kreis Kaiserslautern fiel auf einen Betrüger herein: Seine im Internet gekauften Atemschutzmasken wurden nicht geliefert.

Die Polizei warnte, teils sei der Auftritt von betrügerischen Angeboten im Internet echten Unternehmen nachempfunden. "Alles mit dem Ziel, Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen."

Eine andere Masche: Vermeintliche Mitarbeiter einer erfundenen Bundesdesinfektionsstelle riefen derzeit vor allem ältere Menschen an. Der falsche Mitarbeiter meldete sich mit unterdrückter Rufnummer und fragte die Angerufenen, wie viel Bargeld sie im Haus hätten.

Ziel dieser Telefonate sei es, Menschen zu verunsichern und ihnen das Bargeld für eine angebliche "Desinfektion" zu übergeben. Die Polizei rät, solche Anrufe schnell zu beenden und keine persönlichen Angaben preiszugeben sowie die Beamten zu informieren.

Update: Dienstag, 17. März 2020, 18 Uhr


Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis. (pol/rl) Betrüger haben den bekannten Enkeltrick an die aktuelle Corona-Krise angepasst und versuchen auf diese Weise derzeit ältere Menschen um Geld und Schmuck zu bringen. Das teilt die Polizei am Samstag mit. Bereits am Freitag seien mehrere Fälle aus Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis gemeldet worden.

Dabei riefen die Betrüger Senioren in der Region an und behaupteten Angehörige zu sein, die sich mit dem Coronavirus infiziert hätten und nun in der Klinik lägen. Um sich die angeblich "teure Behandlung" und die "teuren Medikamente" leisten zu können, brächten sie dringend Geld. Dabei forderten sie teilweise mehrere Zehntausend Euro. Anschließen sagten die Betrüger, dass sie einen Bekannten vorbeischicken würden, um das Geld abzuholen.

Alle Angerufenen reagierten dabei richtig auf die Anrufe: Sie legten auf und informierten die Polizei.

Die Polizei erwartet, dass sich diese Betrugsmasche in den kommenden Tagen häufen werde. Das gelte auch für Anrufe "falscher Polizeibeamte", bei denen es ebenfalls um den Coronavirus gehen könnte. Die Betrüger versuchen derzeit gezielt die "Corona-Angst" älterer Menschen auszunutzen, um an Geld und Schmuck zu kommen.

Das Polizeipräsidium Mannheim bittet, folgende Hinweise zu beachten:

> Machen Sie keine Geldgeschäfte am Telefon.

> Übergeben Sie keine Geldübergabe, Wertsachen oder Schmuck an Fremde.

> Besprechen Sie Geldangelegenheiten immer mit Angehörigen persönlich.

> Werden Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht mit Namen melden. 

Wichtig: "Erraten" Sie in diesem Fall nicht den Namen des Anrufers. Mit diesem Trick versuchen die Betrüger den Namen von Angehörigen herauszufinden, um diesen dann selbst zu benutzen und glaubwürdig zu wirken.

> Reden Sie nicht über finanzielle Dinge am Telefon.

> Rufen Sie im Zweifel immer sofort den Polizeinotruf 110 an.

Info: Weitere Tipps gibt die Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Mannheim unter der Telefonnummer 0621/174-1212 und die in Heidelberg unter der 06221/99-1234.

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