Christian Klee (v.l.), Juli Wollschläger, Nico Kief und Nathalie Ryll von der DJK beim Brücken- und Treppentraining. Foto: Lenhardt
Von Volker Knab
Hockenheim/Oftersheim. Mit dem Teil-Lockdown stehen die Sportvereine erneut vor dem Problem, ihr Training neu organisieren zu müssen – sofern die Sportdisziplinen überhaupt ausgeübt werden dürfen. Je nach örtlicher Situation entwickeln die Vereine daher für das erlaubte individuelle Training zugeschnittene Lösungen oder wagen sich an Online-Trainingsformate für Zuhause.
Der Turn- und Sportverein (TSV) Oftersheim öffnet seit Anfang November seinen Sportplatz bei Flutlicht von Montag bis Freitag von 17 bis 21 Uhr für Individualsportler. "Das wird sehr gut angenommen. Auch wenn es jetzt bei fünf Grad etwas weniger Leute werden", stellt TSV-Vorsitzender Markus Lauff fest. "Ich bin von meiner Leichtathletik völlig begeistert". Allerdings gelten für das Training sehr strenge Regeln. Es darf nur allein, zu zweit oder mit Mitgliedern aus dem eigenen Hausstand trainiert werden. Zu anderen Sporttreibenden muss ein Abstand von mindestens drei Metern eingehalten werden. Umkleiden und Toiletten sind geschlossen. Absolut tabu ist, wie schon während des ersten Lockdowns, Mannschaftssport jeglicher Art. "Die können derzeit nur Konditionstraining machen", erzählt er.
Für seine anderen Sportarten optimiert der TSV derzeit sein Online-Trainingsangebot. Inzwischen habe der Verein dabei einige Erfahrung gesammelt und darauf aufbauend eine gute Lösung entwickelt, glaubt Lauff. "Die geben wir auch gern an andere Vereine weiter", betonte der in der IT-Branche tätige TSV-Chef. Das Online-Training sei besonders für Gymnastik-, Tanz- und Aerobic-Gruppen geeignet.
Die Gemeinde hat dem TSV Oftersheim einen Raum zur Verfügung gestellt, in dem der Verein eine zentralisierte Infrastruktur mit eigenem Server eingerichtet hat. Dort ist das Aufnahmegerät für das Streaming aufgebaut, und die Übungsleiter können Trainingseinheiten für alle gleichermaßen in guter Funktionalität in Bild und Ton vor der Kamera erstellen.
Die Trainierenden verbinden sich per URL über ihren Browser mit dem Trainer. "Seit Freitag läuft jetzt alles", sagt Lauff erfreut. "Das ist das Rückgrat unserer Online-Angebote, die wir derzeit optimieren, und wir sind dort von Montag bis Freitag online." Aber auch mit dem Online-Format wird es bei Mannschaftssportarten, wie dem beim TSV Oftersheim starken Handball schwierig, einen Ersatz für das reguläre Training zu schaffen. Die Spielroutine sei nach den vielen Monaten mit ausschließlich reinem Konditions- und anderem Individualsport einfach weg. Im Juniorenbereich sei das noch nicht so durchschlagend, aber in den oberen Ligen sei der Leistungsabfall extrem, berichtet Markus Lauff besorgt.
Was die finanziellen Folgen des zweiten Lockdowns für den Verein anbelangt, unterscheidet Markus Lauff die Bereiche Breiten- und Spitzensport. Im Breitensport spürt der Verein bislang noch keine Folgen. Die Mitglieder bleiben bei der Stange. Die festen Kosten sind mit dem ehrenamtlichen Training allerdings auch überschaubar. "Aber die Stimmung wird schlechter", weiß der TSV-Chef. Schließlich ruht das ganze Vereinsleben weitestgehend. Aber auch da entwickeln die Vereine neue Formate. So war der TSV Oftersheim mit dem Turnverein (TV) Schwetzingen und dem Musikverein am Nikolaustag unterwegs und bot Kindern und Erwachsenen – auf Abstand versteht sich – einen adventlichen Spaß.
Größere finanzielle Sorgen bereitet Markus Lauff der Bereich des Spitzensports. Da fallen geringe, aber doch feste Kosten etwa für Trainer an, die weitergezahlt werden müssen. Außerdem sorgt er sich um die Einnahmen durch Sponsorenbanner. Wenn keine Spiele ausgetragen werden, bringen die Banner den Werbepartnern des TSV schließlich keinen Mehrwert.
Die Leichtathleten vom Sportverband "Deutsche Jugendkraft" (DJK) in Hockenheim hatten nach dem ersten Lockdown im Frühjahr unter Einschränkungen in Kleingruppen auf dem DJK-Sportgelände ihr Training wieder aufgenommen. Ab Anfang November war allerdings damit Schluss. Seitdem müssen sich die Athleten erneut überwiegend allein fit halten. Allerdings wird inzwischen dreimal wöchentlich für zwei Stunden der vereinseigene Sportplatz geöffnet. "Sodass zumindest immer zwei DJK-Athleten der Leistungsgruppe nach dem Programm des Trainerteams die Vorteile der Tartanbahn nutzen können", erläutert DJK-Pressewart Christian Ryll. Für Sprint- und Techniktraining sei die Kunststoffanlage nun mal besser geeignet als Waldboden oder Straßenbelag. Mit der Brücke im Gartenschaupark haben die DJK-Leichtathleten inzwischen zumindest noch einen optimalen Ausweichort für spezielle Trainingseinheiten gefunden. Hier bieten sich Treppen- und Bergaufläufe bestens an.
Finanzielle Folgen hat der Teil-Lockdown für die DJK Hockenheim bislang keine. Die DJK könne sich auf ihre knapp 1000 Mitglieder verlassen. Die hätten dem Verein trotz des Trainingsverbots in der Halle die Stange gehalten, heißt es seitens des Vereins.